Erscheinungen – in Wasser und in Farbe
Galerie Oberländer Der hingebungsvolle Freiburger Maler Herbert Maier mit neuen Aquarellen
Die Wirkkraft, ja Attraktivität des Aquarells erwächst ja meist aus seiner lichten, zarten, leichten, wasserverdünnten Farbigkeit. Sorgfältig gesetzt, reißt solch verfeinerte Kolorierung immer wieder hin.
Das ist auch bei dem Freiburger Künstler Herbert Maier so, der derzeit in der Galerie Oberländer (Leitershofen) fast ausschließlich Aquarelle, kleine und großformatige, präsentiert – darunter anziehende Himmel-, Wasser-, Landstudien aus Ahrenshoop, dem Ostseebad mit seiner jetzt historischen, 125 Jahre alten Künstlerkolonie. Da fließen einerseits Wolken, Nebel, Licht und Meer als Natur-Epiphanie ineinander; da sind die Welt-Elemente andererseits scharf getrennt in breite übereinandergelegte Farbstreifen: Erde, Wasser, Luft, Sonnenfeuer. In ihnen lässt es sich kontemplativ versinken.
Aber auch die Erscheinungen von Zivilisation weiß Maier (*1959), halb nüchtern, halb poetisch, ins Aquarell zu setzen: Aus Montauk auf Long Island vor New York stammen abstrahierende Detail-Ansichten des ehemaligen Industrialisierungsprozesses: Kabelhaufen, Kabelmasten, Straßenlaternen, Bahndämme, Schiffssegel, Schornsteine. Aber hier drängen schon, dem Sujet angemessen, ein intensives Grau und ein gewichtiges Schwarz ins Bild: Körper verdichten sich.
Und dies gilt im übertragenen Sinne auch für Herbert Maiers jüngsten, unerhört umfangreichen Aquarell-Zyklus. Unter dem Titel „Wer wir sind“hat er eine Art Bibliothek von weit mehr als 500 Abbildern des Menschen geschaffen. Fotos, Skulpturen, Gemälde, Masken, Idole, Reliquien: Porträts von berühmten bis unbekannten Personen aus 50000 Jahren Menschheitsgeschichte sind gleichsam in Wasserfarbe auf Papier gegossen. Der gesamte Zyklus, der seit 2010 entstand, war vor kurzem im Freiburger Museum für Neue Kunst unter Publikumsstaunen ausgestellt; er bleibt auch künftig in sich geschlossen.
Aber Maier hat einzelne Blätter daraus zweifach ausgeführt, und diese sind nun in der Galerie Oberländer als Block zusammengeführt – mit Schwerpunkt auf Menschenbilder der prähistorischen und der ethnischen Kunst.
Das Besondere daran: Einige der Blätter sind von zarter, leichter Hand ausgeführt; die Mehrheit aber in aufwendiger und langwieriger Schichtarbeit. Dünne Aquarell-Lasuren türmen sich zu Dutzenden übereinander, bis die Haut- und Körperfarben der dargestellten Figuren immer tiefer, intensiver, konzentrierter, plastischer wirken. Das ist ausgesprochen eindrucksvoll in den durchgearbeiteten Exponaten.
Herbert Maier praktiziert diese Lasurmalerei seit vielen Jahren auch in Öl – zur Erkundung und Wiedergabe von Raum, Körper, Leere. Nun will er einige seiner „Wer wir sind“-Porträts in großformatige Gemälde übertragen. Auf das Ergebnis aus der Hand dieses obsessiven, präzisen und hingebungsvollen Künstlers ist man gespannt.
Galerie Oberländer Stadtbergen Leitershofen, Schlossstraße 52, Ausstellungsdauer bis 23. April, Öffnungszeiten: Fr. und Sa. 15 bis 18 Uhr sowie nach telefonischer Vereinbarung unter 0821/431859