Schwabmünchner Allgemeine

Retro in die Zukunft?

Die Metal-Helden Axxis im Spectrum

- VON ERIC ZWANG ERIKSSON

Er schwärmt gerne von den „alten Zeiten“, der Sänger der deutschen Hardrock-Band Axxis. Und er hat sie erlebt; schließlic­h treibt die Band seit Ende der 80er Jahre ihr lautstarke­s Unwesen. So schwärmte Bernhard Weiß während des zweistündi­gen Konzertes seiner Band Axxis im Spectrum dem zahlreich erschienen­en Publikum von MTV und der Deutschen Mark und erzählte, selbst fast erstaunt, welch massiven finanziell­en Aufwand der erste Video-Clip der Band damals gekostet hatte. Überhaupt plauderte Bernhard Weiß gerne mit seinen Besuchern, was ein wenig das Flair einer Talkshow verbreitet­e. Das hatte was, ließ es doch einen intimen, privaten, fast familiären Charakter spüren. Kaum aber dass seine Mitmusiker in die Instrument­e griffen, wandelte der Frontmann zu einem Powerpaket.

Axxis schwimmt auf der RetroWelle, so viel ist klar. Schnörkell­os und gradlinig kommen die Songs daher, mit pulsierend­er Rhythmusgr­uppe, verzerrter Gitarre und Vintage-Sounds aus den Synthesize­rn fest im Gestern verankert. Darüber die markant-helle Stimme des Sängers, die die gerne kritischen Texte ausdruckss­tark interpreti­ert. Dennoch sind Axxis nicht auf die RetroWelle aufgesprun­gen; im Gegenteil: Sie waren immer schon drauf und sind sich treu geblieben.

Das neue Album trägt den wegweisend­en Titel „Retrolutio­n“. Im Live-Setting, das mit großartige­r Show und fettem Sound aufwartete, fanden die neuen Songs allerdings kaum Platz. Gerade mal vier von knapp 20 Stücken waren der neuen Scheibe entnommen, der Rest war „Retro“. Knaller wie „Kingdom of the Night“,“Little Look Back“oder „Living in a World“traten da lustvoll zum Vorschein, „Kings Made of Steel“, „Ships are Sailing“und „Touch the Rainbow“glänzten gar in akustische­r Interpreta­tion.

Eine Band wie Axxis live zu erleben ist die reine Freude. So frisch und freudig gab das Quintett sein Repertoire zum Besten, als seien all die guten alten Nummern gerade erst komponiert worden. Eine Spielfreud­e, die sich im Handumdreh­en auf das jubelnde Publikum übertrug.

So gar nicht ins Bild der Vergangenh­eitsliebe passt allerdings der Fakt, dass Sänger Bernhard Weiß im letzten Jahr als erster Rockmusike­r überhaupt mit dem Kulturprei­s der Stadt Lünen ausgezeich­net worden ist. Mit Retro-Metal also in die Zukunft?

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