Kaum Platz für Wohnträume
Stadtentwicklung In Königsbrunn mangelt es an Bauflächen. Jetzt wurde beispielhaft vorgestellt, was dagegen getan werden kann. Viel Zustimmung gab es für die Vorschläge von Werner Lohmann. Eine Stadträtin äußerte sich aber skeptisch
Königsbrunn Wer in Königsbrunn bauen will, braucht Glück, um ein Grundstück zu bekommen. Es gibt keine Flächen, auf denen neue größere Baugebiete ausgewiesen werden könnten. Und die geltenden Bebauungspläne verhindern oft eine Nachverdichtung. Dieses Problem wollen die Stadträte jetzt angehen.
Wie eine solche Überarbeitung beispielsweise aussehen könnte, skizzierte Werner Lohmann, Leiter des Technischen Bauamtes, im Bauausschuss. Dafür hatte er das Gebiet im Bereich Eichenplatz, Eschenstraße und Buchenstraße ausgewählt. Aus dem Bereich gebe es immer wieder Anfragen von Bürgern, die nachverdichten wollen, es aber wegen des Bebauungsplanes nicht dürfen, informiert die Stadtverwaltung. Viele Eigentümer würden demnach gerne ein zweites Gebäude aufs Grundstück setzen, damit ihre Kinder dort leben können.
Aus Sicht von Lohmann gibt es drei Optionen, die diskutiert werden könnten. „Die erste ist, dass die bestehenden Häuser größer werden dürfen, beispielsweise durch Anbauten. Die zweite Variante ist, dass ein zweites Gebäude in die großen Gärten hineingebaut werden darf und die dritte Option ist, auch den Bau von Doppelhaushälften zuzulassen.“Geht es nach dem Amtsleiter, könnten Bebauungsgrenzen von fünf Metern im Norden und von sechs Metern im Süden zur Grundstücksgrenze festgelegt werden. So werde gesichert, dass Grünflächen erhalten bleiben.
Lohmann plädierte zudem dafür, die teils vorhandene eingeschossige Baustruktur mit Bungalows beizubehalten und an den anderen Stellen zwei Geschosse zuzulassen. Spielraum lassen will er den Bauherren auch bei den Dachformen. Diese sollten selber entscheiden können, ob sie ein klassisches Dach oder ein Flachdach wollen. Eine Einschränkung macht Lohmann aber: Das Dachgeschoss darf kein weiteres Vollgeschoss sein.
Handlungsbedarf sieht Lohmann auch beim Eichenplatz selbst. Er schlägt vor, die bestehenden Garagen abzureißen und durch eine Tiefgarage zu ersetzen, die dann auch wird. „Derzeit ist der Platz wenig attraktiv und wird nicht genutzt. Dadurch könnte eine Belebung des Platzes erreicht werden, von der das Quartier profitiert.“Abzuklären sei, ob es bei der Tiefgarage Probleme wegen der Hochwasserthematik geben könnte.
Von den Stadträten gab es Lob für den Einsatz und das Ergebnis der Überlegungen. Lohmann hatte sich den Bereich am Wochenende angesehen und seine Überlegungen niedergeschrieben. „Vielleicht sollten wir Sie immer am Wochenende arbeiten lassen, wenn so etwas Gutes dabei herauskommt“, scherzte SPD-Stadtrat Florian Kubsch. Er beklagte, dass sich die Stadträte seit Jahren „von Einzelfall zu Einzelfall“bei den Bauanfragen abarbeiteten. Die präsentierten Überlegungen seien ein „erster Schritt“, um auf den aktuellen Stand der Zeit zu kommen und den Bedürfnissen der Bürger gerecht zu werden.
Einheitliche Linien festzulegen, die für alle verbindlich sind, findet auch Alexander Leupolz (CSU) wichtig. Dies sei für die gesamte Stadt notwendig. „Etwas Sorge bereiten mir die vorgeschlagenen Baugrenzen. Wird da möglicherweise zu viel Grün geopfert?“In Grenzen hielt sich die Begeisterung bei Doris Lurz (Grüne). Es handle sich um ein Quartier mit „charmanten Strukturen“. Die könnten durch die Nachverdichtung verloren gehen, vor allem wenn in die Gärten auch noch einmal Häuser gebaut werden. Sie fürchtet, dass dann viel Fläche zubetoniert wird, um eine Zufahrt zum hinteren Gebäude zu schaffen. Bürgermeister Franz Feigl brachte ins Gespräch, dass sich zwei Grundbegrünt stücke eine Zufahrt teilen sollten, um das Problem zu minimieren.
Aus Sicht von Doris Lurz sind die Grundstücke mit rund 800 Quadratmetern „auch nicht so groß.“Zudem gebe es in Königsbrunn auch eine Käuferschicht, die nach genau solchen Grundstücken suche. Ein Argument, dem viele andere Stadträte angesichts des allgemeinen Grundstücksmangels nicht folgen wollten. „Bei den Quadratmeterpreisen, die inzwischen verlangt werden, können sich Familien so etwas doch gar nicht mehr leisten“, wendete Helmut Schuler (Freie Wähler) ein.
CSU-Stadtrat Paul Streicher erkundigte sich bei Lohmann wie lange es dauern würde, bis ein neuer Bebauungsplan rechtskräftig ist. Dessen Antwort: Zunächst müsse der Stadtrat entscheiden, welche der drei Varianten weiterverfolgt werden soll, dann beginne das Änderungsverfahren und in eineinhalb Jahren könnte die nötige Satzungsänderung erfolgen, wenn schnell eine politische Entscheidung fällt. Feigl ergänzte, dass die Stadt auch ein Planungsbüro beauftragen muss, das ein Konzept erarbeitet.
„Zunächst müssen wir aber erst einmal wissen, was wir wollen“, sagte Feigl. Kubsch plädierte dafür, dass die Fraktionen im Stadtrat das Thema beraten und ihre Position dazu festlegen. Die sollten nach seiner Ansicht möglichst schon Pfingsten, aber noch vor den Sommerferien klar sein, um den Prozess „schnell und gründlich voranzutreiben.“Lurz mahnte die Stadtratskollegen, bei der Euphorie dürfe der Aspekt Bestandsschutz nicht unter den Tisch fallen.