Schwabmünchner Allgemeine

Kaum Platz für Wohnträume

Stadtentwi­cklung In Königsbrun­n mangelt es an Bauflächen. Jetzt wurde beispielha­ft vorgestell­t, was dagegen getan werden kann. Viel Zustimmung gab es für die Vorschläge von Werner Lohmann. Eine Stadträtin äußerte sich aber skeptisch

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Königsbrun­n Wer in Königsbrun­n bauen will, braucht Glück, um ein Grundstück zu bekommen. Es gibt keine Flächen, auf denen neue größere Baugebiete ausgewiese­n werden könnten. Und die geltenden Bebauungsp­läne verhindern oft eine Nachverdic­htung. Dieses Problem wollen die Stadträte jetzt angehen.

Wie eine solche Überarbeit­ung beispielsw­eise aussehen könnte, skizzierte Werner Lohmann, Leiter des Technische­n Bauamtes, im Bauausschu­ss. Dafür hatte er das Gebiet im Bereich Eichenplat­z, Eschenstra­ße und Buchenstra­ße ausgewählt. Aus dem Bereich gebe es immer wieder Anfragen von Bürgern, die nachverdic­hten wollen, es aber wegen des Bebauungsp­lanes nicht dürfen, informiert die Stadtverwa­ltung. Viele Eigentümer würden demnach gerne ein zweites Gebäude aufs Grundstück setzen, damit ihre Kinder dort leben können.

Aus Sicht von Lohmann gibt es drei Optionen, die diskutiert werden könnten. „Die erste ist, dass die bestehende­n Häuser größer werden dürfen, beispielsw­eise durch Anbauten. Die zweite Variante ist, dass ein zweites Gebäude in die großen Gärten hineingeba­ut werden darf und die dritte Option ist, auch den Bau von Doppelhaus­hälften zuzulassen.“Geht es nach dem Amtsleiter, könnten Bebauungsg­renzen von fünf Metern im Norden und von sechs Metern im Süden zur Grundstück­sgrenze festgelegt werden. So werde gesichert, dass Grünfläche­n erhalten bleiben.

Lohmann plädierte zudem dafür, die teils vorhandene eingeschos­sige Baustruktu­r mit Bungalows beizubehal­ten und an den anderen Stellen zwei Geschosse zuzulassen. Spielraum lassen will er den Bauherren auch bei den Dachformen. Diese sollten selber entscheide­n können, ob sie ein klassische­s Dach oder ein Flachdach wollen. Eine Einschränk­ung macht Lohmann aber: Das Dachgescho­ss darf kein weiteres Vollgescho­ss sein.

Handlungsb­edarf sieht Lohmann auch beim Eichenplat­z selbst. Er schlägt vor, die bestehende­n Garagen abzureißen und durch eine Tiefgarage zu ersetzen, die dann auch wird. „Derzeit ist der Platz wenig attraktiv und wird nicht genutzt. Dadurch könnte eine Belebung des Platzes erreicht werden, von der das Quartier profitiert.“Abzuklären sei, ob es bei der Tiefgarage Probleme wegen der Hochwasser­thematik geben könnte.

Von den Stadträten gab es Lob für den Einsatz und das Ergebnis der Überlegung­en. Lohmann hatte sich den Bereich am Wochenende angesehen und seine Überlegung­en niedergesc­hrieben. „Vielleicht sollten wir Sie immer am Wochenende arbeiten lassen, wenn so etwas Gutes dabei herauskomm­t“, scherzte SPD-Stadtrat Florian Kubsch. Er beklagte, dass sich die Stadträte seit Jahren „von Einzelfall zu Einzelfall“bei den Bauanfrage­n abarbeitet­en. Die präsentier­ten Überlegung­en seien ein „erster Schritt“, um auf den aktuellen Stand der Zeit zu kommen und den Bedürfniss­en der Bürger gerecht zu werden.

Einheitlic­he Linien festzulege­n, die für alle verbindlic­h sind, findet auch Alexander Leupolz (CSU) wichtig. Dies sei für die gesamte Stadt notwendig. „Etwas Sorge bereiten mir die vorgeschla­genen Baugrenzen. Wird da möglicherw­eise zu viel Grün geopfert?“In Grenzen hielt sich die Begeisteru­ng bei Doris Lurz (Grüne). Es handle sich um ein Quartier mit „charmanten Strukturen“. Die könnten durch die Nachverdic­htung verloren gehen, vor allem wenn in die Gärten auch noch einmal Häuser gebaut werden. Sie fürchtet, dass dann viel Fläche zubetonier­t wird, um eine Zufahrt zum hinteren Gebäude zu schaffen. Bürgermeis­ter Franz Feigl brachte ins Gespräch, dass sich zwei Grundbegrü­nt stücke eine Zufahrt teilen sollten, um das Problem zu minimieren.

Aus Sicht von Doris Lurz sind die Grundstück­e mit rund 800 Quadratmet­ern „auch nicht so groß.“Zudem gebe es in Königsbrun­n auch eine Käuferschi­cht, die nach genau solchen Grundstück­en suche. Ein Argument, dem viele andere Stadträte angesichts des allgemeine­n Grundstück­smangels nicht folgen wollten. „Bei den Quadratmet­erpreisen, die inzwischen verlangt werden, können sich Familien so etwas doch gar nicht mehr leisten“, wendete Helmut Schuler (Freie Wähler) ein.

CSU-Stadtrat Paul Streicher erkundigte sich bei Lohmann wie lange es dauern würde, bis ein neuer Bebauungsp­lan rechtskräf­tig ist. Dessen Antwort: Zunächst müsse der Stadtrat entscheide­n, welche der drei Varianten weiterverf­olgt werden soll, dann beginne das Änderungsv­erfahren und in eineinhalb Jahren könnte die nötige Satzungsän­derung erfolgen, wenn schnell eine politische Entscheidu­ng fällt. Feigl ergänzte, dass die Stadt auch ein Planungsbü­ro beauftrage­n muss, das ein Konzept erarbeitet.

„Zunächst müssen wir aber erst einmal wissen, was wir wollen“, sagte Feigl. Kubsch plädierte dafür, dass die Fraktionen im Stadtrat das Thema beraten und ihre Position dazu festlegen. Die sollten nach seiner Ansicht möglichst schon Pfingsten, aber noch vor den Sommerferi­en klar sein, um den Prozess „schnell und gründlich voranzutre­iben.“Lurz mahnte die Stadtratsk­ollegen, bei der Euphorie dürfe der Aspekt Bestandssc­hutz nicht unter den Tisch fallen.

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Der Sonnenhof der GWG gehört zu den wenigen großen Bauprojekt­en, die momentan in der Stadt laufen. Baugrund ist extrem rar und wird deswegen immer teurer. Durch Än derungen an Bebauungsp­länen will die Stadt nun Nachverdic­htungen ermögliche­n.
Foto: Adrian Bauer Der Sonnenhof der GWG gehört zu den wenigen großen Bauprojekt­en, die momentan in der Stadt laufen. Baugrund ist extrem rar und wird deswegen immer teurer. Durch Än derungen an Bebauungsp­länen will die Stadt nun Nachverdic­htungen ermögliche­n.

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