Leidenschaftliches Plädoyer für gute Erziehung
Jubiläum Königsbrunner Horte feiern Jubiläum. Welche Tipps ein Bestseller-Autor Eltern mitgibt
Königsbrunn Besonders herausgeputzt mit neuem Anstrich und frühlingshafter Dekoration hatte sich der Hort Nord für den Tag der offenen Tür. Dieser fand heuer anlässlich des zehnjährigen Jubiläums statt. Zu den Feierlichkeiten gehört auch eine Vortragsreihe: Kinderarzt und Bestsellerautor Herbert RenzPolster gab den Zuhörern einiges mit auf den Weg, das zum Nachdenken anregte.
„Mit diesem Autor, der die Erziehung von heute mitunter auch kritisch hinterfragt, wagen wir einen mutigen Schritt“, sagte Achim Friedrich, der die Pädagogische Gesamtleitung innehat. Einige Eltern, viel pädagogisch geschultes Publikum, Dritte Bürgermeisterin Ursula Jung und Otto Bachmeier, der Geschäftsführer der St.-Gregor-Jugendhilfe, lauschten dem lebhaften Vortrag des Autors.
Renz-Polster erläuterte darin den Inhalt seines neues Buches „Die Kindheit ist unantastbar“. Er betonte, dass Kinder schon immer gesellschaftliche, politische oder wirtschaftliche Erwartungen zu erfüllen haben. Kindererziehung befinde sich im Dreieck zwischen den Bedürfnissen von Kindern, Eltern und Gesellschaft. Sie sollte jedoch immer neu verhandelt werden.
In den letzten Jahren habe vor allem die Wirtschaft ihren Einfluss enorm steigern können – vor allem auf Kosten der Kinder, so RenzPolsters These. Als (Früh-)Förderung getarnt, den Eltern von Politik, Wirtschaft und Bildungsstiftungen als alternativlos vermittelt, sei das Gleichgewicht innerhalb des Dreiecks schon lange nicht mehr ausbalanciert. In Deutschland scheine die gesunde Entwicklung von Kindern gefährdet. So forderte Renz-Polster, selbst Vater von vier Kindern, dass Eltern und Erzieher den Kindern sowohl Wurzeln, als auch Flügel geben sollen. Vertrautheit einerseits, das Loslassen, Experimentieren, Austesten der eigenen Potenziale andererseits sei gefragt.
Zwangloses erleben der Natur, die Möglichkeit nach Herzenslust herumzutollen, basteln, auch mal an die körperlichen Grenzen gehen – dies alles sei ohne spezielle Kurse, dafür mit viel geschenkter Freizeit möglich. „Nicht ein super Zeugnis, leuchtende Augen sind die Belohnung an die Eltern, denn sie haben ihr Kind glücklich gemacht und gleichzeitig zwanglos für´s wirkliche Leben gestärkt“, sagte der Autor.
Mit Leidenschaft appellierte Herbert Renz-Polster an Eltern, ihr eigenes Denken und Handeln zu überprüfen, bevor das ökonomische System das Leben von Kindern und Familien vollends bestimmt. Der Autor zeigte, wie Eltern ihre Chancen ergreifen können, indem sie ihre Erziehungskompetenzen entschlossen wahrnehmen. Und wie die Persönlichkeitsentwicklung ihres Kindes und die Beziehung zum Kind dadurch gestärkt werden kann. Nach einer kleinen Pause, in der auch die Festschrift „10 Jahre Horte Königsbrunn“verteilt wurde, bestand noch die Möglichkeit, mit dem Autor rege über seine Sichtweise zu diskutieren.
Vor dem Vortrag hatten Kinder und Mitarbeiterinnen sich, ihre Räume und die vielfältigen Angebote interessierten Eltern und Gästen vorgestellt. Neben einem Film, den die Hort-Kinder gemeinsam gedreht hatten und den es zu sehen gab, wurde gemeinsam mit den Eltern auch Pizza gebacken und gemütlich gefeiert. Klaus Förster, der Vorsitzende des Kommunalunternehmens, das als Hort-Träger fungiert, und Achim Friedrich (pädagogische Gesamtleitung) bedankten sich herzlich bei allen Aktiven für ihre engagierte Arbeit zum Wohl der Hort-Kinder. Für zehnjährige Mitarbeit geehrt wurden Barbara Kotter, Monika Sürth, Christine Herrmann und Barbara Rennig mit einem
Blumenstrauß.