Schwabmünchner Allgemeine

Bedrohung für den Mittelstan­d

Daten IT-Experte Matthias Friese erklärt, warum kleine Firmen zu immer attraktive­ren Zielen für Kriminelle im Internet werden

- VON CHRISTIAN GALL

Augsburg Die Attacke des Erpresser-Trojaners WannaCry dürfte für viele Unternehme­n ein Weckruf in Sachen IT-Sicherheit gewesen sein. Denn auch immer mehr kleine Firmen werden Opfer von Cyber-Attacken. Kriminelle erpressen Geld von Firmen, die ihre Daten schlecht absichern. Matthias Friese will dagegen vorgehen. Die Firma des Experten für IT-Sicherheit bietet Schutz für Mittelstan­dsfirmen, die zunehmend unter Angriffen leiden.

Herr Friese, wer ist von Cyber-Attacken bedroht? Matthias Friese: Grundsätzl­ich jeder, der im Internet unterwegs ist. Leute schließen ihre Wertsachen in einem Safe ein, mit sensiblen Daten werfen sie um sich. Genau damit macht man sich angreifbar. Allerdings wollen Kriminelle Geld verdienen – daher greifen sie Personen oder Firmen an, wo es etwas zu holen gibt.

Welche Personen stecken hinter solchen Angriffen? Friese: Das geht los bei den „SciptKiddi­es“, also jungen Leuten, die im Internet oder Darknet Aufmerksam­keit erringen wollen. Und es reicht zu hoch profession­ellen Banden, die das Internet abgrasen und automatisi­ert nach Opfern suchen. Dabei erstellen sie eine Art Landkarte, auf der verzeichne­t ist, wie gut Internetse­iten geschützt sind. Und dann müssen sie sich nur noch Opfer aussuchen, die schlecht geschützt sind und wo es etwas zu holen gibt.

Und wie gehen die Kriminelle­n dann bei ihren Opfern vor? Friese: Sie dringen in die Datenbanke­n ein, verschlüss­eln sie und senden der Firma eine Mail. Darin ist die Nummer von einem Callcenter angegeben, bei dem man anrufen soll. Die erklären einem dann, wie man Bitcoins zur anonymen Zahlung kaufen kann und wo das Lösegeld zur Freigabe hin überwiesen werden soll.

Lohnt sich ein so komplexes Vorgehen für diese Leute? Friese: Ja, das ist ein Milliarden­geschäft. Allerdings merkt die Öffentlich­keit wenig davon. Denn die Firmen bezahlen die Erpresser, weil sie nicht wollen, dass der Hack öffentlich wird. Der Reputation­sschaden, der daraus entstehen würde, wäre gewaltig. Kleine Firmen könnten ihren Laden schließen, wenn sie das Vertrauen ihrer Kunden verlieren.

Gibt es zuverlässi­ge Daten, wie oft solche Angriffe vorkommen? Friese: Es ist schwer, zuverlässi­ge Zahlen zu nennen. Aber es gibt eine Schätzung, die im Jahr 2016 weltweit von einem wirtschaft­lichen Schaden von 400 Milliarden Dollar ausgeht. Die Dimension nimmt zu.

Also geben Sie keine günstige Zukunftspr­ogose? Friese: Wir hängen bei diesem Thema in Deutschlan­d in technologi­scher und inhaltlich­er Aufarbeitu­ng leider weit hinterher. Es muss ein viel engerer Schultersc­hluss zwischen politische­r Ebene und jungen Technologi­efirmen, die das Ohr am Puls der Entwicklun­gen haben, her, um die komplexen Probleme zu lösen.

 ?? Foto: Michael Hochgemuth ?? Matthias Friese ist Chef der Cyber Securityfi­rma „patronus.io“, die Mittelstan­dsun ternehmen mehr Sicherheit verspricht.
Foto: Michael Hochgemuth Matthias Friese ist Chef der Cyber Securityfi­rma „patronus.io“, die Mittelstan­dsun ternehmen mehr Sicherheit verspricht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany