Baum lebt weiter seinen Traum
Bundesliga Der 37-Jährige bleibt nach dem Klassenerhalt Trainer des FC Augsburg. Eine Spielzeit mit Höhen und Tiefen hinterlässt beim Niederbayern Spuren
In diesem Moment wünscht sich Manuel Baum nichts sehnsüchtiger als ein kühles Bier. Doch die Erfrischung muss warten. Noch hat der 37-Jährige nicht Feierabend. Zu seinen Aufgaben als Bundesligatrainer zählen nun mal nicht nur das Ausklügeln einer Taktik, die Vorbereitung eines Trainings oder die akribische Gegner-Analyse, ebenso wollen die Medienvertreter bedient werden. Geduldig verharrt Baum also in der Mixed-Zone der RheinNeckar-Arena, gibt nach dem torlosen Remis gegen Hoffenheim Auskunft.
So nervig dieses Prozedere für ihn sein mag, insgeheim genießt es Baum. Denn es ist genau das, worauf der 37-Jährige zielstrebig hingearbeitet hat. Er unterrichtete Schüler als Realschullehrer, weitaus lieber jedoch gibt er sein FußballWissen weiter. Als BundesligaTrainer lebt er seit Ende des vergangenen Jahres seinen Traum. Noch wirkt das auf ihn ziemlich surreal, wenn er sich selbst im Fernsehen erblickt. „Richtig realisiert habe ich noch gar nicht, dass ich selbst Teil dieses Ganzen bin. Für mich ist es definitiv das, was ich will. Es macht Spaß – an guten und an schlechten Tagen“, betont Baum.
Als die FCA-Führung den Niederbayern Mitte Dezember vom Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums zum Cheftrainer des Profiteams beförderte, flogen ihm sogleich Sympathien zu. In der Mannschaft hatte sich unter Vorgänger Dirk Schuster Frust angestaut, die Ablösung wirkte befreiend. Das Umfeld und der Verein freuten sich auf einen aufstrebenden, dynamischen Übungsleiter mit Stallgeruch, der junge Spieler aus dem eigenen Nachwuchs in seine Überlegungen einband und der Mannschaft eine attraktivere Spielweise mit mehr Eigeninitiative verpasste. Zudem stimmten die ersten Ergebnisse zuversichtlich, nach einem Erfolg gegen Mönchengladbach und einem Punktgewinn in Dortmund erklärte der FCA den ehemaligen Bayernliga-Torwart zur Dauerlösung.
Auch nach der kurzen Winterpause und dem Trainingslager in Andalusien läuft es für Baum ordentlich, die Bilanz ist ausgeglichen, ehe die Krise beginnt, die in einer desaströsen englischen Woche mit null Punkten und 2:11 Toren seinen Tiefpunkt findet.
Baum wird mit den negativen Seiten seines jetzigen Berufs konfrontiert. Er gilt als absoluter Fachmann, als Theoretiker und Taktikfuchs. Er denkt sieben Tage die Woche 24 Stunden am Tag Fußball. Doch seine Spieler setzen seine Vorgaben nicht um. Letztlich fällt dies wiederum auf ihn zurück. Baum hinterfragt sich. Und das noch mehr als sonst.
Der Druck wächst, Medien stellen seine Arbeit und das Erreichen des Klassenerhalts infrage. Auf einer Krisensitzung der FCA-Führungsriege wird entschieden, Baum darf weitermachen. Der Trainer erklärt: „Entscheidend war in dieser schwierigen Phase, dass Mannschaft, Geschäftsführung, Präsident und Trainerteam immer wussten, was gut und schlecht war. Und immer versucht haben, an den Schrauben zu drehen.“Nach den Begegnungen, die er äußerst aktiv an der Seitenlinie begleitet, wirkt er abgekämpfter als mancher seiner Spieler. Darüber hinaus ist Baum kaum anzumerken, welcher Druck auf ihm lastet. Er gesteht, er sei mit der Zeit abgestumpft. Baum hat Routine im Abstiegskampf entwickelt, Erfahrungen gesammelt, seinen Plan durchgezogen und letztlich den Ligaverbleib erreicht.
FCA-Manager Stefan Reuter sah sich bestätigt, einmal mehr unaufgeregt auf eine sportliche Krise reagiert und am Trainer festgehalten zu haben. In diesem Zusammenhang greift Reuter in Hoffenheim eine Aussage auf, die er Mitte April getätigt hat. Damals sagte Reuter, man ziehe das mit Baum bis zum Saisonende durch. Nach dem 0:0 in Hoffenheim wollte er dies nicht so verstanden haben, dass Zweifel am Trainer bestanden. „Das hatten wir nicht im Hinterkopf“, beteuert Reuter.
Baum darf weiter seinen Traum als Bundesligatrainer leben.