Vom kleinen Glück irgendwo auf dieser Welt
Konzert Sänger Max Raabe präsentiert die Lieder der 20er und 30er Jahre mal ganz ohne sein Palastorchester. Ob das gelingt?
Für Schlager der Weimarer Republik – Musik, die einst für Tanz und Entertainment bestimmt war, aber auch die Tiefe und Tragik der Zeit, in der sie entstanden ist, anklingen lässt – hat der Sänger Max Raabe ein Faible. Ohne das ihn sonst unterstützende Palastorchester, ohne Show-Brimborium, gastierte Raabe nun nur mit dem Pianisten Christoph Isreal in der Stadthalle Gersthofen. Das Konzept ging auf, denn diese Musik besticht auch ohne Unterhaltungsgarnitur. Lediglich wunderbar lyrische Pfeifeinlagen im Doppel – Pianist Israel verstand die Kunst des intonationssicheren Pfeifens ähnlich souverän wie Max Raabe – waren humorvoll-dezent in das Programm eingebunden.
Mit Geschmack und Gespür war dieser Abend konzipiert, als ernstes Rezital mit einem Augenzwinkern, der Solist dabei in gewohnter Manier würdevoll-trocken. In den Liedern trat Max Raabe zurück hinter Musik und Text, die sich schlüssig aneinanderreihten und mit beidem glänzten: Texte und die Kompositionen waren geistreich, vielseitig, hintersinnig, mit Leichtigkeit im Tango-, Fox- oder Walzerschritt oder auch mit großer Attitüde. Da sangen der Liebhaber, der Verschmähte, der allzu Erfolgreiche oder der heimliche Liebende auf Englisch, Russisch und Deutsch, da klang es vom kleinen bisschen Glück, irgendwo auf dieser Welt. Mit Sehnsucht fing der Abend an und mit ihr fand er auch ein Ende. Und immer gelang es Max Raabe, das Schwere in den Liedern mit Humor auszutarieren. Raabe sang mit reduziertem Vibrato, sehr plastisch aussprechend und erwies sich – ebenso wie sein Pianist – als Könner der Feinheiten: nicht theatralisch und trotzdem ausdrucksvoll, geradezu stocksteif und trotzdem lebendig interpretierte er die Lieder, zelebrierte ihre Intimität und zeigte dabei faszinierende Virtuosität mit einem Stimmumfang, der vom Bariton bis zur Counterlage reichte.
Als begnadetem Begleiter auf Augenhöhe zum Sänger gelang es Christoph Israel, die Lautstärke genau auf Raabes Stimme abzustimmen und gleichzeitig mit weichem, farbigem Anschlag zu betören. Insgesamt ein gelungenes Plädoyer für die nur scheinbar leichte Kunst.