In der Tradition der alten Meister
Serie Der Maler Leonhard Thoma aus Fischach war einer der letzten Nazarener
Fischach Er mag als eines der zahlreichen Beispiele für jene tiefe religiöse Verbundenheit gelten, die den Menschen unserer Region zu eigen ist, Leonhard Thoma, seines Zeichens bedeutender, ja gefragtester Kirchenmaler im 19. Jahrhundert aus Fischach.
Der Sohn eines Schuhmachers kam im Januar 1864 zur Welt. Sein Geburtsort Fischach hat zur Markterhebung 1952 ihm zu Ehren eine Linde gepflanzt. Dieser Baum, vor allem aber seine Malereien in etlichen bayerischen Kirchen werden dafür sorgen, dass er nicht so bald in Vergessenheit geraten wird. Und das gilt somit auch für seine Familie, denn deren Mitglieder hat er häufig in seinen Gemälden verewigt.
Ererbt hat Thoma seine künstlerischen Fähigkeiten wohl von seinem Vater, der neben seinem Handwerk auch Krippen und Votivtafeln anfertigte. Ausgebildet wurde Thoma als Dekorationsmaler bei verschiedenen Künstlern in Augsburg, München und Wien.
Seine malerischen Talente offenbarte Thoma schon als 15-Jähriger, als er den Musiker Franz Liszt porträtierte – ein Kollege, Herrmann Torggler, kopierte das Bild und vertrieb es mit einigem wirtschaftlichen Erfolg als Postkarte.
Sein berühmtestes Werk ist das Bild am Hochaltar der Basilika St. Anna im oberbayerischen Wallfahrtsort Altötting. Auf dem Gemälde ist neben Thomas Verwandten auch der Stifter des Kunstwerks abgebildet – kein Geringerer als Prinzregent Luitpold von Bayern samt seinem kleinen Urenkel Erbprinz Luitpold. König Ludwig III., so ist auf der Homepage der Gemeinde Fischach zu lesen, zeichnete Thoma für das Kunstwerk, das auch als Postkarte verkauft wurde, aus.
In der Region Augsburg hat zum Beispiel die Kirche St. Sebastian in Augsburg Bilder des Fischacher Malers aufzuweisen.
Kunsthistorisch betrachtet wird Thoma zu den Spät-Nazarenern gezählt, deren Stil sich an den alten religiösen Meistern aus Italien (etwa Raffael) und Deutschland (zum Beispiel Dürer) orientierte. Später Mäzen dieser Richtung war König Ludwig I.
Der Name Nazarener geht auf eine Gruppe von aus dem Norden stammenden Künstlern in Rom zurück, die sich 1810 zur Erneuerung der deutschen religiösen Kunst gebildet hat. Sie nannten sich Lukasbund und trugen lange Haare, was die Italiener spöttisch als „nazarena“bezeichneten, also nach Art von Jesus. Wichtige Vertreter dieser Richtung entstammen der Familie Kober aus Mittelschwaben.
Bedeutende Nazarener aus der Region waren auch die aus dem Dinkelscherber Ortsteil Ettelried stammenden Malerbrüder Scherer. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts verlor dieser Stil aber an Bedeutung und wurde von einer Variante, dem sogenannten Neobarock, abgelöst. Und zu dieser Kunstrichtung gehört Thoma eigentlich. Gestorben ist der bedeutende Vertreter neobarocker Kirchenmalerei in Schwaben und Altbaiern im August 1921 in Jettingen.