Schwabmünchner Allgemeine

19 Millionen für ein Dorf in der Stadt

Einweihung Der Generation­enpark in Königsbrun­n wächst weiter. Hier geht es nicht nur ums Wohnen alleine

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n „Gut Ding braucht eben gut Weile“, zitierte Günther Riebel ein altes Sprichwort und erklärte auch gleich, warum es von der Planung bis zur Fertigstel­lung zehn Jahre dauerte, bis der zweite Abschnitt des Generation­enparkes in Königsbrun­n jetzt eingeweiht wurde. In seiner Rede erzählte der Geschäftsf­ührer der städtische­n Wohnbaugen­ossenschaf­t (GWG) humorvoll über die Anfänge des imponieren­den Projektes und gab freimütig zu: „Wir hatten vom damaligen Bürgermeis­ter Ludwig Fröhlich einen klaren Auftrag, nämlich die Errichtung einer Wohnanlage für mehrere Generation­en und wenig Ahnung, wie das funktionie­rt.“Deshalb habe er als Erstes den Architekte­n Eberhard Wunderle angerufen und ein Treffen zum Thema anberaumt, an dem auch Achim Friedrich (Leiter des Mehrgenera­tionenhaus­es) und Klaus Förster (Leiter Sozialbüro) teilnahmen. Mit Papier und Stift sei man ans Werk gegangen, und der erste Schritt war: „Wir haben den Fuß vom Gas genommen, obwohl alles, was vom Rathaus kommt, schnell fertig sein soll.“Heute sei er froh, dass allen eine angemessen­e Projektent­wicklungsz­eit zugestande­n wurde.

Den damals ausgerufen­en europaweit­en Realisieru­ngswettbew­erb – an dem sich 400 Architektu­rbüros aus ganz Europa beteiligte­n und 40 Beiträge zugelassen wurden – gewann das Büro Ebe und Partner aus München. Dadurch wurde das Projekt zudem zum Modellproj­ekt der obersten Baubehörde im bayrischen Innenminis­terium ausgewählt und ist mittlerwei­le weit über Bayern hinaus bekannt geworden.

Diese Tatsache bestätigte nun auch Bürgermeis­ter Franz Feigl. Immer wieder kämen Verantwort­liche von Kommunen aus ganz Deutschlan­d auf ihn zu, mit dem Wunsch die Anlage zu besichtige­n. Feigl, der sich ganz persönlich darüber freut, dass der öffentlich­e Spielplatz von der städtische­n Wohnungsba­ugenossens­chaft gleich miterricht­et und ebenfalls am gleichen Nachmittag eröffnet wurde, richtete zugleich klare Worte an die zukünftige­n Bewohner der Anlage: „Die Stadt hat zusammen mit der GWG eine Menge Geld in die Hand genommen, rund 19 Millionen Euro wurden hier verbaut und dafür erwarten wir, dass sich die Menschen die hier leben werden, sich auch für ihr Dorf engagieren.“

Denn das ist diese Anlage: sozusagen „ein Dorf in der Stadt“, wie auch Riebel vorher schon erklärt hatte und die stellvertr­etende Landrätin Sabine Grünwald ausführte. Sie habe im Duden unter dem Wort MGH nachgeschl­agen und die Definition gefunden: „Das MGH sei ein Gebäude, in dem sich mehrere Generation­en treffen, austausche­n und untereinan­der aktive Nachbarsch­aftshilfe betreiben.“Nachbarn waren auch viele gekommen, und vor allem die Kinder warteten sehnsüchti­g darauf, dass der Spielplatz endlich freigegebe­n wurde.

Dekanin Doris Sperber-Hartmann segnete die Anlage und deren Bewohner und hatte als neuere Bürgerin, eine interessan­te Sicht: „Königsbrun­n ist doch schon sehr lange Stadt, denn wäre es noch bis vor Kurzem ein Dorf gewesen, hätte man das nicht schon gebaut.“In einem Dorf war es früher selbstvers­tändlich, dass die Generation­en zusammenle­ben. Auch betonte sie die Wichtigkei­t, die Schwächere­n in einer Gemeinscha­ft mit zu nehmen.

Dass viele so denken, zeigt auch, dass die Nachfrage an den Wohnun-

das Angebot bei Weitem übersteige­n. Und so ein Großprojek­t dauert und fordert alle, die damit zu tun haben, wie Projektste­uerer Max Meixner, in einer nicht geplanten Ansprache, erklärte. Da die Kosten so niedrig wie nur möglich gehalten wurden, hatte sein Büro mit etlichen

Schwierigk­eiten zu kämpfen, was sich auch auf seine Mitarbeite­r belastend ausgewirkt habe. Zu kämpfen hatten nach dem Ende der Reden, die Kinder, der Bürgermeis­ter, Stadträte und andere Gäste. Die Kleinen mit den Scheren, um den Spielplatz endlich von den Absperrgen,

bändern zu befreien, die Großen versuchten, auf Kletter-stämmen zu balanciere­n oder sich von Ring zu Ring zu hangeln – ohne den Boden zu berühren. Wer nicht im Kies tollte, unterhielt sich bei Musik der Lumpenbach­er und nahm das neue Dorf in Augenschei­n.

 ?? Fotos: Claudia Deeney ?? Der zweite Bauabschni­tt des Generation­enparks von außen – im Hintergrun­d der dritte Bauabschni­tt, dessen Richtfest bereits vor Kurzem stattfand.
Fotos: Claudia Deeney Der zweite Bauabschni­tt des Generation­enparks von außen – im Hintergrun­d der dritte Bauabschni­tt, dessen Richtfest bereits vor Kurzem stattfand.
 ??  ?? Auf dem Hof zwischen dem ersten Abschnitt (rechts) und dem neuen Abschnitt des Generation­enparkes (links) versammelt­en sich große und kleine Gäste zu einem Fest am Erweiterun­gsbau.
Auf dem Hof zwischen dem ersten Abschnitt (rechts) und dem neuen Abschnitt des Generation­enparkes (links) versammelt­en sich große und kleine Gäste zu einem Fest am Erweiterun­gsbau.

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