19 Millionen für ein Dorf in der Stadt
Einweihung Der Generationenpark in Königsbrunn wächst weiter. Hier geht es nicht nur ums Wohnen alleine
Königsbrunn „Gut Ding braucht eben gut Weile“, zitierte Günther Riebel ein altes Sprichwort und erklärte auch gleich, warum es von der Planung bis zur Fertigstellung zehn Jahre dauerte, bis der zweite Abschnitt des Generationenparkes in Königsbrunn jetzt eingeweiht wurde. In seiner Rede erzählte der Geschäftsführer der städtischen Wohnbaugenossenschaft (GWG) humorvoll über die Anfänge des imponierenden Projektes und gab freimütig zu: „Wir hatten vom damaligen Bürgermeister Ludwig Fröhlich einen klaren Auftrag, nämlich die Errichtung einer Wohnanlage für mehrere Generationen und wenig Ahnung, wie das funktioniert.“Deshalb habe er als Erstes den Architekten Eberhard Wunderle angerufen und ein Treffen zum Thema anberaumt, an dem auch Achim Friedrich (Leiter des Mehrgenerationenhauses) und Klaus Förster (Leiter Sozialbüro) teilnahmen. Mit Papier und Stift sei man ans Werk gegangen, und der erste Schritt war: „Wir haben den Fuß vom Gas genommen, obwohl alles, was vom Rathaus kommt, schnell fertig sein soll.“Heute sei er froh, dass allen eine angemessene Projektentwicklungszeit zugestanden wurde.
Den damals ausgerufenen europaweiten Realisierungswettbewerb – an dem sich 400 Architekturbüros aus ganz Europa beteiligten und 40 Beiträge zugelassen wurden – gewann das Büro Ebe und Partner aus München. Dadurch wurde das Projekt zudem zum Modellprojekt der obersten Baubehörde im bayrischen Innenministerium ausgewählt und ist mittlerweile weit über Bayern hinaus bekannt geworden.
Diese Tatsache bestätigte nun auch Bürgermeister Franz Feigl. Immer wieder kämen Verantwortliche von Kommunen aus ganz Deutschland auf ihn zu, mit dem Wunsch die Anlage zu besichtigen. Feigl, der sich ganz persönlich darüber freut, dass der öffentliche Spielplatz von der städtischen Wohnungsbaugenossenschaft gleich miterrichtet und ebenfalls am gleichen Nachmittag eröffnet wurde, richtete zugleich klare Worte an die zukünftigen Bewohner der Anlage: „Die Stadt hat zusammen mit der GWG eine Menge Geld in die Hand genommen, rund 19 Millionen Euro wurden hier verbaut und dafür erwarten wir, dass sich die Menschen die hier leben werden, sich auch für ihr Dorf engagieren.“
Denn das ist diese Anlage: sozusagen „ein Dorf in der Stadt“, wie auch Riebel vorher schon erklärt hatte und die stellvertretende Landrätin Sabine Grünwald ausführte. Sie habe im Duden unter dem Wort MGH nachgeschlagen und die Definition gefunden: „Das MGH sei ein Gebäude, in dem sich mehrere Generationen treffen, austauschen und untereinander aktive Nachbarschaftshilfe betreiben.“Nachbarn waren auch viele gekommen, und vor allem die Kinder warteten sehnsüchtig darauf, dass der Spielplatz endlich freigegeben wurde.
Dekanin Doris Sperber-Hartmann segnete die Anlage und deren Bewohner und hatte als neuere Bürgerin, eine interessante Sicht: „Königsbrunn ist doch schon sehr lange Stadt, denn wäre es noch bis vor Kurzem ein Dorf gewesen, hätte man das nicht schon gebaut.“In einem Dorf war es früher selbstverständlich, dass die Generationen zusammenleben. Auch betonte sie die Wichtigkeit, die Schwächeren in einer Gemeinschaft mit zu nehmen.
Dass viele so denken, zeigt auch, dass die Nachfrage an den Wohnun-
das Angebot bei Weitem übersteigen. Und so ein Großprojekt dauert und fordert alle, die damit zu tun haben, wie Projektsteuerer Max Meixner, in einer nicht geplanten Ansprache, erklärte. Da die Kosten so niedrig wie nur möglich gehalten wurden, hatte sein Büro mit etlichen
Schwierigkeiten zu kämpfen, was sich auch auf seine Mitarbeiter belastend ausgewirkt habe. Zu kämpfen hatten nach dem Ende der Reden, die Kinder, der Bürgermeister, Stadträte und andere Gäste. Die Kleinen mit den Scheren, um den Spielplatz endlich von den Absperrgen,
bändern zu befreien, die Großen versuchten, auf Kletter-stämmen zu balancieren oder sich von Ring zu Ring zu hangeln – ohne den Boden zu berühren. Wer nicht im Kies tollte, unterhielt sich bei Musik der Lumpenbacher und nahm das neue Dorf in Augenschein.