Gegen Wartelisten bei der Trauerarbeit
Hilfe Die Hospizgruppe will sich mit festangestellten Helferinnen auf steigenden Bedarf ihrer Arbeit einstellen
Bobingen Die Hospizgruppe Bobingen sieht sich an einem Scheidepunkt zwischen reinem Ehrenamt und der Mitwirkung von festangestellten Helfern. Der zunehmende Bedarf ihrer Tätigkeit zwinge zu professionellen Strukturen, sagt Mirela Wollner. Die Hauptaufgabe des Vereins bleibt für die Vorsitzende jedoch ganz klar: „Zu bleiben, wenn es schwierig wird, wenn es still geworden ist, wenn der letzte Atemzug getan ist. Dann ist es für den Verstorbenen geschafft, aber für die Hinterbliebenen ist der Hospizhelfer noch da. Er ist ein vertrautes Gesicht, dass die Tränen aushalten kann.“
Für Mirela Wollner ist es die Stärke der Hospizhelfer, sich auch zurücknehmen zu können und auch mal eine (Beratungs-)Hilfe zu unterlassen, wenn die Familie das nicht wolle. „Wir stellen unser Wissen gerne zur Verfügung, drängen es aber nicht auf“, so Wollner bei der Jahreshauptversammlung im Saal der Raiffeisenbank.
Steigende Begleitungszahlen zeigen, dass das Konzept und die Arbeit der Hospizgruppe aufgeht. „Wir versuchen, dem nachzukommen, schaffen es aber so, wie wir derzeit aufgestellt sind, kaum“, musste Wollner zugeben und schob gleich ein großes „Aber“hinterher: „Aber wir haben das ja schon kom- men sehen und bemühen uns deshalb seit dem letzten Jahr, eine Kassenzulassung zu bekommen und damit den Schritt in die Professionalität zu gehen.“
Sind die dafür nötigen Voraussetzungen erfüllt und die Zulassung erteilt, können Fachkräfte fest angestellt in der Hospizgruppe tätig sein und nicht mehr alles müsse ehrenamtlich gestemmt werden. „Damit können wir viel mehr bewirken und uns bleibt vielleicht sogar wieder Zeit für andere Projekte“, hofft Wollner.
Sie plant deshalb mit ihrem Team schon das Projekt „Trauerwandern“in den Westlichen Wäldern und arbeitet an einem neuen Hospizhelferkurs, der im September beginnen soll.
Derzeit ermöglicht diese Projekte eine Fachkraft, die bereits im April auf 450-Euro-Basis angestellt wurde (eine Vorgabe für die Zulassung). Eine weitere ab April 2018 angestellte Halbtagskraft soll das dann nochmals verbessern.
Trotzdem gilt bisher vor allem für den Vorstand: „Wir sind ein gut eingespieltes Team, jeder bringt hier seine Kompetenzen ein“, lobte Mirela Wollner. Vielleicht gerade deshalb stellte sich die Vorstandschaft bei den anstehenden Neuwahlen komplett zur Wiederwahl und wurde von der Versammlung gerne in ihrer Arbeit bestätigt. Wollner freute dies. Sie gab die nächsten Ziele bekannt: „Ich hoffe, dass wir es schaffen, den Verein auf andere Füße zu stellen, sodass unsere Arbeit reibungslos weiterlaufen kann.“
Derzeit gebe es gerade im Bereich der Trauerberatung Wartelisten und das, so die Vorsitzende, sei keinesfalls tragbar und solle nach Möglichkeit nie wieder vorkommen. Sie betont: „Die Qualität unserer Arbeit soll sich auch mit dem Schritt in die Professionalisierung nicht ändern. Wir waren bisher schon recht professionell aufgestellt und werden trotzdem Zeit für Menschen und Familien haben.“
Doch bisher sei die Hospizgruppe eben ein ehrenamtlicher Verein, der sich ganz über Spenden finanziere. Die hohe Unterstützung spiegele zwar wieder, dass man in Bobingen angekommen sei, aber „mit der Zulassung können wir viele laufende Kosten abrechnen. Das macht uns vieles leichter.“
Das letzte Lob des Abends ging an die Hospizbegleiter. „Es ist so toll, wie diese ihr Amt bekleiden“, schwärmte Mirela Wollner. „Wir bekommen fast niemals ein Nein, wenn wir anrufen und sagen, dass wir eine Begleitung hätten. Alle bemühen sich immer, im Sinne des Menschen, der betroffen ist, da zu sein.“