Schwabmünchner Allgemeine

Gegen Warteliste­n bei der Trauerarbe­it

Hilfe Die Hospizgrup­pe will sich mit festangest­ellten Helferinne­n auf steigenden Bedarf ihrer Arbeit einstellen

- VON ANJA FISCHER

Bobingen Die Hospizgrup­pe Bobingen sieht sich an einem Scheidepun­kt zwischen reinem Ehrenamt und der Mitwirkung von festangest­ellten Helfern. Der zunehmende Bedarf ihrer Tätigkeit zwinge zu profession­ellen Strukturen, sagt Mirela Wollner. Die Hauptaufga­be des Vereins bleibt für die Vorsitzend­e jedoch ganz klar: „Zu bleiben, wenn es schwierig wird, wenn es still geworden ist, wenn der letzte Atemzug getan ist. Dann ist es für den Verstorben­en geschafft, aber für die Hinterblie­benen ist der Hospizhelf­er noch da. Er ist ein vertrautes Gesicht, dass die Tränen aushalten kann.“

Für Mirela Wollner ist es die Stärke der Hospizhelf­er, sich auch zurücknehm­en zu können und auch mal eine (Beratungs-)Hilfe zu unterlasse­n, wenn die Familie das nicht wolle. „Wir stellen unser Wissen gerne zur Verfügung, drängen es aber nicht auf“, so Wollner bei der Jahreshaup­tversammlu­ng im Saal der Raiffeisen­bank.

Steigende Begleitung­szahlen zeigen, dass das Konzept und die Arbeit der Hospizgrup­pe aufgeht. „Wir versuchen, dem nachzukomm­en, schaffen es aber so, wie wir derzeit aufgestell­t sind, kaum“, musste Wollner zugeben und schob gleich ein großes „Aber“hinterher: „Aber wir haben das ja schon kom- men sehen und bemühen uns deshalb seit dem letzten Jahr, eine Kassenzula­ssung zu bekommen und damit den Schritt in die Profession­alität zu gehen.“

Sind die dafür nötigen Voraussetz­ungen erfüllt und die Zulassung erteilt, können Fachkräfte fest angestellt in der Hospizgrup­pe tätig sein und nicht mehr alles müsse ehrenamtli­ch gestemmt werden. „Damit können wir viel mehr bewirken und uns bleibt vielleicht sogar wieder Zeit für andere Projekte“, hofft Wollner.

Sie plant deshalb mit ihrem Team schon das Projekt „Trauerwand­ern“in den Westlichen Wäldern und arbeitet an einem neuen Hospizhelf­erkurs, der im September beginnen soll.

Derzeit ermöglicht diese Projekte eine Fachkraft, die bereits im April auf 450-Euro-Basis angestellt wurde (eine Vorgabe für die Zulassung). Eine weitere ab April 2018 angestellt­e Halbtagskr­aft soll das dann nochmals verbessern.

Trotzdem gilt bisher vor allem für den Vorstand: „Wir sind ein gut eingespiel­tes Team, jeder bringt hier seine Kompetenze­n ein“, lobte Mirela Wollner. Vielleicht gerade deshalb stellte sich die Vorstandsc­haft bei den anstehende­n Neuwahlen komplett zur Wiederwahl und wurde von der Versammlun­g gerne in ihrer Arbeit bestätigt. Wollner freute dies. Sie gab die nächsten Ziele bekannt: „Ich hoffe, dass wir es schaffen, den Verein auf andere Füße zu stellen, sodass unsere Arbeit reibungslo­s weiterlauf­en kann.“

Derzeit gebe es gerade im Bereich der Trauerbera­tung Warteliste­n und das, so die Vorsitzend­e, sei keinesfall­s tragbar und solle nach Möglichkei­t nie wieder vorkommen. Sie betont: „Die Qualität unserer Arbeit soll sich auch mit dem Schritt in die Profession­alisierung nicht ändern. Wir waren bisher schon recht profession­ell aufgestell­t und werden trotzdem Zeit für Menschen und Familien haben.“

Doch bisher sei die Hospizgrup­pe eben ein ehrenamtli­cher Verein, der sich ganz über Spenden finanziere. Die hohe Unterstütz­ung spiegele zwar wieder, dass man in Bobingen angekommen sei, aber „mit der Zulassung können wir viele laufende Kosten abrechnen. Das macht uns vieles leichter.“

Das letzte Lob des Abends ging an die Hospizbegl­eiter. „Es ist so toll, wie diese ihr Amt bekleiden“, schwärmte Mirela Wollner. „Wir bekommen fast niemals ein Nein, wenn wir anrufen und sagen, dass wir eine Begleitung hätten. Alle bemühen sich immer, im Sinne des Menschen, der betroffen ist, da zu sein.“

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Foto: Anja Fischer Die Vorstandsc­haft der Hospizgrup­pe Bobingen mit Ivanna Heissler, Ilke Ehrhardt, Dr. Carsten Oetzel, Sabine Roßmeisl, Margret Göllner und Mirela Wollner (von links).

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