Frau bei Drogendeal als Faustpfand
Prozess 22-Jährige stellt sich als Sicherheit zur Verfügung. Doch das Geschäft ging schief
Wer in Geldnöten ist, kann schon mal seinen Goldschmuck im Leihhaus als Pfand versetzen. Auch bei einem Drogengeschäft will der Lieferant des Rauschgiftes auf Nummer sicher gehen. Ein Faustpfand spielte bei einem Drogendeal mit einem Kilogramm Amphetamin eine Rolle: Eine 22-jährige Frau fungierte als „lebendes Pfand“in der Wohnung des Lieferanten, als dieser das Rauschgift auf dem Parkplatz eines Imbissrestaurants in München an drei Zwischenhändler übergab. Das Trio reichte die synthetische Droge, auch „Speed“genannt, dann an den eigentlichen Käufer weiter, der 7000 Euro dafür bezahlte. Der Lieferant sollte 4300 Euro bekommen. Damit wäre die Frau wieder „ausgelöst“worden. Doch der Deal im Juli 2016 ging in die Hosen: Der Abnehmer war ein verdeckt ermittelnder Rauschgiftfahnder der Augsburger Kripo. Der Lieferant, 36, und zwei der Zwischenhändler, 28 und 29 Jahre alt, sind vom Landgericht zu Haftstrafen zwischen viereinhalb und siebeneinhalb Jahren verurteilt worden, auch deshalb, weil einer der Männer eine geladene und entsicherte Gasdruckwaffe im Hosenbund stecken hatte.
Wegen Beihilfe zum bewaffneten Drogenhandel musste sich jetzt die 22-Jährige, Verlobte eines Dealers, vor einem Schöffengericht unter Vorsitz von Susanne Scheiwiller verantworten. Die Angeklagte war seit zehn Monaten in Untersuchungshaft. Sie konnte den Gerichtssaal in Freiheit verlassen. Voraussetzung für die Aufhebung des Haftbefehls war ein sogenannter „Deal“zwischen dem Gericht, Staatsanwältin Julia Mayer und den beiden Verteidigerinnen Anja Mack und Silvia Wunderle. Die Angeklagte räumte den Vorwurf ein. Im Gegenzug setzte das Gericht eine 18-monatige Freiheitsstrafe zur Bewährung aus. Die Auflage: Die Verurteilte muss ein drogenfreies Leben führen und auf Anordnung des Gerichts Urinproben zur Kontrolle abgeben. (utz)