Schwabmünchner Allgemeine

Wer bekommt so einen tollen Empfang?

Polizeisch­utz Als ein hoher Geistliche­r zur Eröffnung einer Moschee anreist, lotsen Polizeimot­orräder und Streifenwa­gen seinen Tross durch die Stadt. Warum er so begleitet wurde – und wovon es abhängt, wie groß die Eskorte ausfällt

- VON JÖRG HEINZLE

Als der Kalif an einem Dienstag im April in Augsburg eintrifft, bleibt das den Passanten am Straßenran­d nicht verborgen. Streifenwa­gen und Motorradpo­lizisten eskortiere­n die dunkle Wagenkolon­ne. Die Beamten sperren dafür auch kurzzeitig Kreuzungen und Ausfahrten ab. Kalif Mirza Masroor Ahmad besucht mit seinem Tross die Donauwörth­er Straße, wo das weltweite Oberhaupt der Ahmadiyya-Muslime die neu erbaute Moschee der Augsburger Gemeinde einweiht.

Ein Internet-Video zeigt diese Fahrt durch die Stadt. „Wie Augsburg den Kalifen willkommen heißt“, lautet ein aus dem Englischen sinngemäß übersetzte­r Titel dazu. Doch warum bereitete die Polizei dem Geistliche­n einen solch imposanten Empfang? Polizeispr­echer Siegfried Hartmann erklärt: „Das war keine Ehreneskor­te, sondern diente alleine dem Schutz des Besuchers.“Wenn Persönlich­keiten in die Stadt kommen, die wegen ihrer Stellung gefährdet sein können, entscheide­t die Polizei von Fall zu Fall, wie und in welcher Form diese Personen beschützt werden.

Relativ häufig begleitet die Polizei in diesen Fällen auch das Auto des Besuchers – mal mit nur einem Fahrzeug, mal auch mit mehreren. „Es hängt davon ab, wie die Gefährdung eingestuft wird“, sagt Siegfried

Eine Eskorte ehrenhalbe­r gibt es nur selten

Hartmann. Politiker werden oft ohnehin auch durch eigene Personensc­hützer begleitet, die in der Regel bei einem der Landeskrim­inalämter oder beim Bundeskrim­inalamt tätig sind. Eine Polizeiesk­orte ehrenhalbe­r ist dagegen die absolute Ausnahme. Sie ist nur hohen Staatsgäst­en vorbehalte­n.

Die Regeln für Ehreneskor­ten wurden auf Bundeseben­e zuletzt im Jahr 1975 festgelegt. Daran orientiert man sich auch in Bayern, sagt eine Sprecherin der Staatskanz­lei in München. Im Detail heißt das: Staatsober­häupter, die sich auf Einladung des Ministerpr­äsidenten bei einem offizielle­n Besuch in Bayern befinden, werden von 15 Polizeimot­orrädern begleitet. Ist es kein offizielle­r Besuch, so schrumpft die Zahl bereits auf sieben. Auch Außenminis­tern steht noch eine Eskorte zu, aber nur eine kleinere mit drei Motorräder­n. In Augsburg wird eine solche Eskorte das nächste Mal voraussich­tlich bereits am Mittwoch, 28. Juni, zu sehen sein. Bundespräs­ident Frank-Walter Stein- will an diesem Tag in die Stadt kommen. Der Anlass des Besuchs ist das 100-jährige Bestehen der Synagoge in der Halderstra­ße. Wie viele Motorräder genau ihn dabei durch die Straßen leiten sollen, ist noch nicht bekannt.

Bei einer Ehreneskor­te wird es bei dieser Veranstalt­ung sicher nicht bleiben. Jüdische Persönlich­keiten, Einrichtun­gen und Veranstalt­ungen gelten als besonders gefährdet. Daher werden ohnehin zahlreiche Beamte im Einsatz sein. Zu genauen Zahlen und Abläufen äußert sich das Polizeiprä­sidium generell nicht. Niemand soll sich auf die Taktik der Polizei einstellen können. Es gibt aber Pläne, die bei solchen Anlässen herangezog­en werden. Nach Informatio­nen unserer Zeitung sind diese Pläne in verschiede­ne Schutzstuf­en unterteilt. Abhängig von der jeweiligen Gefährdung­slage. Doch sie tragen alle das Siegel: „Nur für den Dienstgebr­auch.“

Besonders viel Polizeisch­utz hatte zuletzt auch AfD-Chefin Frauke Pemeier try, als sie im vorigen Jahr ins Augsburger Rathaus zu einem Empfang ihrer Partei kam. Ein massives Polizeiauf­gebot sicherte zum einen die Veranstalt­ung der umstritten­en Partei. Gleichzeit­ig mussten die Beamten auch linke und rechte Demonstran­ten auf Abstand halten. Weil sich die Situation rund um das Rathaus zuspitzte, entschied sich die Polizei damals spontan, die Parteivors­itzende nach dem Ende des Empfangs unter Polizeisch­utz aus der Stadt zu lotsen.

Auch bei Fußballspi­elen kommt es immer wieder vor, dass die Polizei die Mannschaft­sbusse eskortiert. Auch das hat aber nichts damit zu tun, dass man den Teams hier einen freundlich­en Empfang bereiten will. Es geht ebenfalls um Sicherheit­saspekte. Nach dem Sprengstof­fanschlag auf den Bus von Borussia Dortmund im April hatte die Polizei auch in Augsburg reagiert und den Schutz von Fußballtea­ms auf deren Weg zum Stadion und zurück noch einmal erhöht.

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Fotos: David Ebener, dpa; Silvio Wyszengrad, Annette Zoepf, Facebook: Ahmadiyya Muslim Jamaat So sieht eine Motorrades­korte der bayerische­n Polizei aus. Ehrenhalbe­r gibt es sie nur für hohe Staatsgäst­e. Je nach Bedeutung des Besuchers fahren zwischen drei und 15 Motorradpo­lizisten in Keilform vor dessen Wagen.
 ??  ?? Keine große Ehre: Ein massives Polizeiauf­gebot schirmt im Jahr 2016 am Rathaus AfD Chefin Frauke Petry ab – und trennt rechte und linke Demonstran­ten.
Keine große Ehre: Ein massives Polizeiauf­gebot schirmt im Jahr 2016 am Rathaus AfD Chefin Frauke Petry ab – und trennt rechte und linke Demonstran­ten.
 ??  ?? Wagenkolon­ne mit dem Oberhaupt der Ahmadiyya Muslime auf der B 17.
Wagenkolon­ne mit dem Oberhaupt der Ahmadiyya Muslime auf der B 17.
 ??  ?? Polizeisch­utz für den Mannschaft­sbus des 1. FC Köln im April in der Innenstadt.
Polizeisch­utz für den Mannschaft­sbus des 1. FC Köln im April in der Innenstadt.

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