K&L Ruppert schließt nach 27 Jahren
Handel Am 31. Juli verabschiedet sich das Bekleidungshaus aus der Immobilie am Königsplatz. Warum sich das Unternehmen dazu entschieden hat und weshalb die Filialen in Haunstetten und Gersthofen erhalten bleiben
Das Bekleidungshaus K&L Ruppert wird seine Hauptfiliale am Augsburger Königsplatz zum 31. Juli schließen. Die Nachricht, die das Unternehmen am Mittwoch auf AZ-Anfrage bestätigte, sorgt für Aufregung. Mit dem Auszug in wenigen Wochen verlässt nach Galeria Kaufhof ein weiteres Traditionsgeschäft die Innenstadt. K& L Ruppert prägte 27 Jahre lang das Stadtbild am Eingang zur Bürgermeister-Fischer-Straße.
„Die Entscheidung, die Filiale zu schließen, ist uns nicht leicht gefallen, macht aber angesichts unserer strategischen Überlegungen absolut Sinn“, begründet Marcus Brüning, Vorstand von K&L Ruppert, den Schritt. Man wolle das Filialnetz „harmonisieren“. „Wir haben einerseits eingeschossige Filialen in Centern und Fachmärkten und eben auch in Immobilien mit vielen Stockwerken direkt in der Innenstadt. Das wollen wir angleichen“, sagt Brüning. Man habe zuletzt beobachtet, welche Kunden zu K&L kommen, wie sie das tun und welche Bedürfnisse sie haben. Dabei sei deutlich geworden, dass Filialen über mehrere Stockwerke ohne Parkmöglichkeiten weniger angenommen werden, als Geschäfte auf einer Etage und einem Parkplatz direkt vor der Tür.
„In Innenstadtlagen wird unser Geschäft immer schwieriger. Wir beobachten eine Verlagerung nach draußen. Randfilialen laufen besser“, sagt Brüning. Deshalb bleibt K&L Ruppert in Haunstetten und Gersthofen auch weiterhin vertreten. Zudem wird die Eröffnung eines weiteren Standorts im Raum Augsburg geprüft.
Für die 26 Mitarbeiter und vier Azubis der Augsburger InnenstadtFiliale soll eine akzeptable und sozial verträgliche Lösung gefunden werden. „Es bekommen alle – mit Ausnahme einiger Schüleraushilfen ein Weiterbeschäftigungsangebot in einer anderen umliegenden K & L-Filiale“, so Brüning. Die Gespräche mit dem Betriebsrat fänden Anfang Juni statt.
Für die Betroffenen mag das ein kleiner Trost sein inmitten der derzeitigen Stimmung. Öffentlich äußern darf sich zwar keiner von ihnen, aber die Anspannung ist den Angestellten beim Besuch vor Ort anzumerken. „Kein Kommentar“, winkt eine Beraterin ab und ist sichtlich erleichtert, dass ein älterer Herr ihre Hilfe braucht. Und auch die Kunden sind enttäuscht: „Bei K&L gibt es die ein oder andere Ware, die ich sonst in Augsburg nicht so einfach bekomme“, schildert eine ältere Dame, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will.
Als „Verlust“bezeichnet auch Wolfgang Puff vom Schwäbischen Einzelhandelsverband den Rückzug von K&L. „Ich bin ehrlich überrascht. Die Textilbranche boomt zwar nicht gerade, aber K& L hat in Augsburg eine gute und alteingesessene Lage und ein treues Publikum“, ordnet der Handelsexperte ein. Der Wirtschaftsförderung der Stadt fehlt bisher eine offizielle Bestätigung, weshalb sie sich nicht weiter zum Thema äußern will. Nur so viel: Die Bürgermeister-FischerStraße sei ein attraktiver Standort. Das habe die rasche Nachbesetzung der ehemaligen Räume von Galeria Kaufhof durch den Textil- und Schuhhändler Schmid gezeigt.
Wer die Nachfolge von K&L antreten wird und was an dem bisheri– gen Standort passiert, steht derzeit noch nicht fest. „Es wird ein neues Konzept geprüft, das wohl auch einen Umbau des Gebäudes zur Folge haben wird“, beschreibt Marcus Brüning. Genauere Details will er aber nicht nennen.
Der Handelsexperte Wolfgang Puff wünscht sich einen Nachfolger mit wertigem Angebot, um die Attraktivität der Innenstadt beibehalten zu können. Die Chancen der Mitarbeiter am Arbeitsmarkt schätzt er folgendermaßen ein: „Es ist derzeit in der Textilbranche nicht einfach, aber es ist auch nicht aussichtslos. Gegebenenfalls müssen die Damen und Herren etwas flexibel sein und sich vielleicht etwas verändern, was das Angebot der Ware betrifft.“»Kommentar