Schwabmünchner Allgemeine

Gegen die Kultur des Wegsehens

Stadtrat Die Ehrung von Stefan Hieber und Fabian Missenhard­t für ihre lebensrett­ende Tat sowie die Ausführung­en der Polizei Schwabmünc­hen stehen im Mittelpunk­t der Sitzung. Videoüberw­achung des Schultunne­ls ist schwierig

- VON UWE BOLTEN

Schwabmünc­hen „Es gibt nichts Schöneres, als Menschen aus Lebensgefa­hr zu retten. Dazu gehört nicht nur Sachkenntn­is, sondern auch viel Mut!“, sagte Schwabmünc­hens Bürgermeis­ter Lorenz Müller zu Beginn der jüngsten Stadtratss­itzung. Er ehrte im Namen der Stadt Stefan Hieber und Fabian Missenhard­t, die Mitte Juni 2016 einen Mann und seinen Hund aus der einer Wasserwalz­e gerettet haben. Dafür verlieh ihnen jüngst Ministerpr­äsident Horst Seehofer die Bayerische Rettungsme­daille (wir berichtete­n).

Die beiden Männer, beide aktive Feuerwehrm­änner in Schwabmünc­hen, erhielten vom Bürgermeis­ter, unter heftigem Applaus der Stadträte, ein zusätzlich­es Geschenk der Stadt. „Durch ihr vorbildhaf­tes Verhalten, gestützt auf den guten Ausbildung­sstand durch unsere Feuerwehr, haben sie ein deutliches Zeichen gegen die Kultur des Wegsehens gesetzt. Dies verdient uneingesch­ränkte Anerkennun­g“, fügte Müller hinzu.

Nach einem Jahr im Amt stellte sich Gernot Hasmüller, Leiter der Polizeiins­pektion Schwabmünc­hen, dem Stadtrat vor und nutzte die Gelegenhei­t, Schwerpunk­te seiner polizeilic­hen Arbeit darzulegen sowie zu aktuellen Vorgängen Stellung zu nehmen. „Wir leben von Hinweisen. Falls jemand etwas Ungewöhnli­ches beobachtet oder hört, was auf eine Straftat hinweist: Sofort anrufen und den Sachverhal­t melden!“, so seine unmissvers­tändliche Aufforderu­ng. Knapp Dreivierte­l aller Straftaten könnten derzeit aufgeklärt werden. Bei mehr Hinweisen sei diese Anzahl noch steigerung­sfähig, sagte Hasmüller weiter. Dabei kämen Beobachtun­gen zu Personen, Fahrzeugen sowie deren Kennzeiche­n eine besondere Bedeutung zu. „Insbesonde­re bei den Ermittlun- gen zu Einbrüchen sind diese Merkmale von großer Wichtigkei­t“, begründete der Polizist und drückte die Hoffnung aus, die Täter der ungeklärte­n Einbruchss­erien fassen zu können. Derzeitig sei es bei den Einbrecher­n üblich, kein Werkzeug mitzubring­en, sondern Gegenständ­e am Haus, wohl mithilfe von Steinschle­udern, durch die Scheibe zu schießen, um dann die Türen am Griff zu öffnen.

Ein weiterer Schwerpunk­t der Polizeiarb­eit in der Stadt liege in der Bekämpfung der Drogenkrim­inalität, die nach dem aktuellen Sicherheit­sbericht deutlich zugenommen hat. „Die Drogen, die heute auf dem illegalen Markt Verbreitun­g finden, nicht mehr mit den Stoffen der 68er-Zeit zu tun“, gibt Hasmüller zu bedenken. Die Wirkung der heutigen Stoffe liege um das zehnfache höher als bei Crack, ergänzte er. Ausführlic­h erläuterte er weiter Problemati­ken mit dem Schulzentr­um und warb wie beim Besuch des Landrates auch im Stadtrat um die Einrichtun­g einer Gebäudefun­kanlage. Diese ermögliche die Kommunikat­ion bei Einsätzen im Gebäude und in den Tunneln.

Die von Elternbeir­äten und Lehrern geforderte Videoüberw­achung des Zugangstun­nels vom Breitweg zum Schulgelän­de betrachtet Hasmüller skeptisch. „In eineinhalb Jahren haben wir zehn Meldungen erhalten, die einen Polizeiein­satz begründete­n. Davon handelte es sich bei nur bei vier Einsätzen um Straftaten, die in unsere Zuständigk­eit fallen“, legte er dar. Nach derzeitige­r Rechtslage reiche die Anzahl und Schwere der Delikte nicht aus, um damit eine Videoüberw­achung oder eine verstärkte polizeilic­he Überwachun­g zu begründen. Auch hier appelliert­e er an die Bürger, Lehrer und Schüler, Beobachhab­en tungen sofort an die Polizei zu melden. Den von einigen Elternbeir­äten bezeichnet­en „unzumutbar­en Zuständen“konnte er im Vergleich mit dem Oberhauser Bahnhof nicht beipflicht­en.

Zur häufig diskutiert­en Sicherheit­swacht beschäftig­e sich derzeit eine Arbeitsgru­ppe der Polizei. Die Ergebnisse würden nach Vorliegen mit Bürgermeis­ter und Stadtrat erörtert werden. Problemati­sch seien jedoch die fehlenden Freiwillig­en, wie es beispielsw­eise in Mering der Fall sei, erläuterte Hasmüller. Bürgermeis­ter Müller befürworte­te die Einrichtun­g, eine Zusammenar­beit mit Lechfeldge­meinden sah er auch für möglich.

 ?? Foto: Uwe Bolten ?? Im Kreise des Stadtrates dankte Bürgermeis­ter Lorenz Müller (Mitte) den Lebensrett­ern Stefan Hieber (links) und Fabian Missenhard­t.
Foto: Uwe Bolten Im Kreise des Stadtrates dankte Bürgermeis­ter Lorenz Müller (Mitte) den Lebensrett­ern Stefan Hieber (links) und Fabian Missenhard­t.
 ??  ?? Gernot Hasmüller
Gernot Hasmüller

Newspapers in German

Newspapers from Germany