Viel Literatur auf engstem Raum
Aktion Der Königsbrunner Lesepark hat jetzt wieder geöffnet. Als Mini-Bücherei dient ein technisches Relikt
Königsbrunn Vom Aussterben bedroht ist die gelbe Telefonzelle, zumindest wenn es um deren ursprüngliche Nutzung geht. Der Nachwuchs in Königsbrunn kennt die gelbe Box als Schatzkiste, wo sie im Sommer tolle Kinder- und Jugendbücher finden können. Ob sie wissen, dass man dort früher nur ein oder mehrere dicke Telefonbücher und ein Telefon mit Schnur und Münzkasteneinwurf? Vielleicht erzählen es ihnen erwachsene Leser, wenn diese im Park um das Mercateum auf die Kinder treffen. Denn dort steht seit Montag wieder die gelbe Telefonzelle – umfunktioniert zu einer kleinen, feinen Bücherei mit Lesestoff für alle Altersgruppen.
Während der Öffnungszeiten des Parks, zwischen 6 und 22 Uhr, können alle Königsbrunner Bürger sich dort Bücher aussuchen und gerne auch gleich vor Ort schmökern. „Ohne Formalitäten darf sich jeder bedienen, sich auf die Bänke oder Stühle setzen und lesen“, erklärt Kathrin Jörg, die Leiterin der Stadtbücherei. Sie freut sich, dass die Brunnenstädter in den letzten vier Jahren so eifrig Gebrauch gemacht haben von der Gelegenheit.
Hildegard Häfele von der Stadtbücherei hat etwas mehr als 180 Bücher für den Anfang ausgesucht und nach den jeweiligen Themenbereichen sortiert. „Es ist für jeden etwas dabei“sagt sie und zählt als Beispiele auf: „Endlich – von Ildiko von Kürthy oder ein Sachbuch über Sophie Scholl.“Romane sind natürlich auch zu finden und für Jugendliche gibt es unter anderem die sogenannten Mangas (japanische Comics). Jim Knopf und seine Abenteuer sind eher etwas für jüngere Bücherfans und auch Leseanfänger können mit leichter Lektüre ihre ersten Leseschritte unternehmen.
Das kommt gut an in der Brunnenstadt, so das Resümee von Jörg und Ursula Off-Melcher. Letztere hatte als Leiterin vom Kulturbüro die Idee dazu aus New York mitgebracht und bei ihrer Recherche festgestellt, dass diese Art der mobilen Bibliothek sich auch schon in anderen deutschen Städten etabliert hat. „Aber es war dann gar nicht so einfach eine Telefonzelle zu bekomvorfand men, und mit viel Glück konnten wir das gute Stück dann von BadenWürttemberg nach Bayern holen“, erzählt sie.
Im Winter wird die Telefonzelle eingelagert und im Sommer platzieren Stephanie Detke (technische Leitung) und Christian Kunert (Bereichsleitung Hoch-Tiefbau) vom Betriebshof diese wieder in den Park. Hildegard Häfele schaut einmal wöchentlich nach dem Rechten und stockt den Bestand bei Bedarf auf und nimmt auch mal ein Buch raus, wenn es ihr zweifelhaft erscheint. Denn die Brunnenstädter können nicht nur vor Ort lesen, sie können die Bücher auch mit nach Hause nehmen und behalten. Dafür dürfen sie dann ein anderes Buch aus ihrem privaten Bestand in die Telefonzelle stellen. Nur sollten sie daran denken, dass die gelbe Telefonzelle eben für wirklich alle Altersgruppen aufgestellt ist.