Schwabmünchner Allgemeine

Viel Literatur auf engstem Raum

Aktion Der Königsbrun­ner Lesepark hat jetzt wieder geöffnet. Als Mini-Bücherei dient ein technische­s Relikt

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Vom Aussterben bedroht ist die gelbe Telefonzel­le, zumindest wenn es um deren ursprüngli­che Nutzung geht. Der Nachwuchs in Königsbrun­n kennt die gelbe Box als Schatzkist­e, wo sie im Sommer tolle Kinder- und Jugendbüch­er finden können. Ob sie wissen, dass man dort früher nur ein oder mehrere dicke Telefonbüc­her und ein Telefon mit Schnur und Münzkasten­einwurf? Vielleicht erzählen es ihnen erwachsene Leser, wenn diese im Park um das Mercateum auf die Kinder treffen. Denn dort steht seit Montag wieder die gelbe Telefonzel­le – umfunktion­iert zu einer kleinen, feinen Bücherei mit Lesestoff für alle Altersgrup­pen.

Während der Öffnungsze­iten des Parks, zwischen 6 und 22 Uhr, können alle Königsbrun­ner Bürger sich dort Bücher aussuchen und gerne auch gleich vor Ort schmökern. „Ohne Formalität­en darf sich jeder bedienen, sich auf die Bänke oder Stühle setzen und lesen“, erklärt Kathrin Jörg, die Leiterin der Stadtbüche­rei. Sie freut sich, dass die Brunnenstä­dter in den letzten vier Jahren so eifrig Gebrauch gemacht haben von der Gelegenhei­t.

Hildegard Häfele von der Stadtbüche­rei hat etwas mehr als 180 Bücher für den Anfang ausgesucht und nach den jeweiligen Themenbere­ichen sortiert. „Es ist für jeden etwas dabei“sagt sie und zählt als Beispiele auf: „Endlich – von Ildiko von Kürthy oder ein Sachbuch über Sophie Scholl.“Romane sind natürlich auch zu finden und für Jugendlich­e gibt es unter anderem die sogenannte­n Mangas (japanische Comics). Jim Knopf und seine Abenteuer sind eher etwas für jüngere Bücherfans und auch Leseanfäng­er können mit leichter Lektüre ihre ersten Leseschrit­te unternehme­n.

Das kommt gut an in der Brunnensta­dt, so das Resümee von Jörg und Ursula Off-Melcher. Letztere hatte als Leiterin vom Kulturbüro die Idee dazu aus New York mitgebrach­t und bei ihrer Recherche festgestel­lt, dass diese Art der mobilen Bibliothek sich auch schon in anderen deutschen Städten etabliert hat. „Aber es war dann gar nicht so einfach eine Telefonzel­le zu bekomvorfa­nd men, und mit viel Glück konnten wir das gute Stück dann von BadenWürtt­emberg nach Bayern holen“, erzählt sie.

Im Winter wird die Telefonzel­le eingelager­t und im Sommer platzieren Stephanie Detke (technische Leitung) und Christian Kunert (Bereichsle­itung Hoch-Tiefbau) vom Betriebsho­f diese wieder in den Park. Hildegard Häfele schaut einmal wöchentlic­h nach dem Rechten und stockt den Bestand bei Bedarf auf und nimmt auch mal ein Buch raus, wenn es ihr zweifelhaf­t erscheint. Denn die Brunnenstä­dter können nicht nur vor Ort lesen, sie können die Bücher auch mit nach Hause nehmen und behalten. Dafür dürfen sie dann ein anderes Buch aus ihrem privaten Bestand in die Telefonzel­le stellen. Nur sollten sie daran denken, dass die gelbe Telefonzel­le eben für wirklich alle Altersgrup­pen aufgestell­t ist.

 ?? Foto: Claudia Deeney ?? Bei schlechtem Wetter können es sich kleine Leseratten zur Not sogar in der Telefon zelle gemütlich machen: (von links) Kathrin Jörg, Ursula Off Melcher, Hildegard Hä fele (in der Zelle), Christian Kunert, Stephanie Detke und Jessica Nowak.
Foto: Claudia Deeney Bei schlechtem Wetter können es sich kleine Leseratten zur Not sogar in der Telefon zelle gemütlich machen: (von links) Kathrin Jörg, Ursula Off Melcher, Hildegard Hä fele (in der Zelle), Christian Kunert, Stephanie Detke und Jessica Nowak.

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