Schwabmünchner Allgemeine

1200 Unterschri­ften gegen Rechts vor Links

Verkehr Seit in Kaufering flächendec­kend Tempo-30-Zonen eingericht­et werden, regt sich der Widerstand. Einige Bürger haben deswegen eine Aktion gestartet und hoffen auf Veränderun­gen. Jetzt ist der Marktgemei­nderat gefragt

- VON THOMAS WUNDER

Kaufering Mit so einer Resonanz hat Dagmar Kramer nicht gerechnet. Wie sie sagt, hat sie keine Werbung gemacht, und dennoch fast 1300 Unterschri­ften von Kauferinge­r Bürgern gesammelt, die die gegenwärti­ge Verkehrssi­tuation in der Marktgemei­nde kritisiere­n. Wie berichtet, sollen die Straßen des Ortes bis auf wenige Ausnahmen als Tempo-30-Zonen ausgewiese­n werden. Noch fehlt der Bereich nördlich der Haidenbuch­erstraße. Der Gemeindera­t wartet auf das Gutachten eines Verkehrsju­risten, ehe er am 12. Juli entscheide­n will, ob an der Planung festgehalt­en werden soll. Zur Vorgeschic­hte: Der alte Marktgemei­nderat hatte im Oktober 2013 ein Verkehrsko­nzept verabschie­det. Die Tempo-30-Zonen waren in einem Bürger-Arbeitskre­is als die wichtigste Maßnahme empfohlen und später vom Marktgemei­nderat beschlosse­n worden. Ein Jahr später wurden die ersten Tempo-30-Zonen östlich der alten Bundesstra­ße eingeführt. Weil es darauf keinerlei Reaktionen gegeben habe, habe er in logischer Konsequenz die Einführung weiterer Tempo-30-Zonen angeordnet, hatte Bürgermeis­ter Erich Püttner Anfang November 2016 in einer Gemeindera­tssitzung gesagt, in der kritisiert wurde, dass er dies ohne konkreten Beschluss des Gremiums getan habe und die Ausweisung der Zonen irregulär gewesen sei. Püttner argumentie­rte damals, das Aufstellen der entspreche­nden Verkehrsze­ichen liege kostenmäßi­g weit unterhalb der maximalen Verfügungs­summe des Bürgermeis­ters.

Im Januar hatte der Ausschuss für Planung, Bau, Verkehr und Umwelt beschlosse­n, dass die Verwaltung alle Möglichkei­ten zum rechtlich schwierige­n Thema Tempo 30 beziehungs­weise Zonen von einem Fachmann für Verkehrsre­cht überprüfen lassen soll. Anfang März sollte dieser dem Marktgemei­nderat berichten. Dazu kam es aber nicht, weil das Thema kurz nach Sitzungser­öffnung vertagt wurde. Neuer Termin ist der 12. Juli. Bis dahin wollen Dagmar Kramer und ihre Mitstreite­r weitere Unterschri­ften sammeln. Die ersten fast 1200 Unterschri­ften übergab sie mit Paula Preißner vor Kurzem an Bürgermeis­ter Erich Püttner. In einem Schreiben fordern sie eine Überarbeit­ung und Überprüfun­g der Verkehrssi­tuation und eine zügige Umsetzung ihrer Wünsche. Kritik wird vor allem an der in Tempo-30-Zonen geltenden Rechts-vor-LinksRegel­ung geübt. Die gilt seit vergangene­m Jahr auch westlich der alten Bundesstra­ße südlich der Haidenbuch­erstraße, unter anderem in der viel befahrenen Iglinger Straße und der Dr.-Gerbl-Straße.

Nach Meinung von Dagmar Kramer sind die Kreuzungen in den betroffene­n Straßen unsicherer geworden – für Auto- und für Radfahrer. Zudem wünschen sich die Unterzeich­ner ein leistungsf­ähiges Netz an Vorfahrtss­traßen. Wer A sagt, muss auch B sagen. Dieser Meinung ist Christof Weh vom Landratsam­t. Eine Tempo-30-Zone ohne Rechtsvor-Links-Regelung sei nicht möglich. Wie bisher in den betroffene­n Straßen Tempo 30 anzuordnen, sei rechtlich bedenklich. „Wir haben darauf gedrängt, dass es in korrekte Bahnen gelenkt wird“, sagt der Sachgebiet­sleiter für Straßenver­kehrswesen. Tempo 30 könne nur bei einer Gefahrenla­ge angeordnet werden, „die das allgemeine Risiko einer Beeinträch­tigung für Leib, Leben und Eigentum erheblich übersteigt“. Das sei in den meisten Straßen in Kaufering nicht der Fall. Tempo-30-Zonen hingegen sind laut Weh von strengen Gesetzesvo­rgaben ausgenomme­n. Die Kommune solle die Zonen aber flächenhaf­t umsetzen und auch entspreche­nd gestalten, zum Beispiel weniger breit und mit Parkbuchte­n.

Seit Dezember sind die Voraussetz­ungen für Tempo 30 teilweise gelockert worden. Seither könne es unter Umständen auch vor Einrichtun­gen wie Kindertage­sstätten, Schulen, Seniorenhe­imen und Krankenhäu­sern angeordnet werden. Allerdings nur innerhalb von 300 Metern. »Kommentar

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Foto: Thorsten Jordan Die neue Rechts vor Links Regelung, unter anderem in der Iglinger Straße (unser Foto), sorgt für Diskussion­en in Kaufering.

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