Schwabmünchner Allgemeine

Straßen Begehren hat 4000 Unterschri­ften

Verkehr Die Bürgerinit­iative will bewirken, dass Grundstück­eigentümer in Zukunft anders an den Kosten für Straßensan­ierungen beteiligt werden. Geplant sind auch Infostände

- VON STEFAN KROG

Zweieinhal­b Monate nach seinem Start hat das Bürgerbege­hren zu den Straßen-Sanierungs­kosten nach Angaben der Initiatore­n mehr als 4000 Unterstütz­eruntersch­riften. Nötig sind in Augsburg rund 11000 Unterschri­ften, damit der Stadtrat über die Durchführu­ng einer Bürgerabst­immung zum Thema entscheide­t. Man habe bisher vor allem auf die Unterschri­ftensammlu­ng über Netzwerke gesetzt, werde nun aber verstärkt mit Infostände­n auf die Straße gehen, so Bettina Müller, eine der Initiatori­nnen.

Bei dem Bürgerbege­hren geht es darum, dass die Stadt Grundstück­seigentüme­r an Straßen künftig auf andere Weise an den Sanierungs­kosten beteiligen soll. Erneuern Kommunen eine Straße, können sie dafür nämlich anteilig die Grundstück­seigentüme­r der betreffend­en Straße zur Kasse bitten. Städte und Gemeinden sind gerichtlic­h sogar angehalten, das zu tun. Allerdings ist es seit vergangene­m Jahr möglich, dass bayerische Kommunen nicht nur die direkten Anlieger einmalig zur Kasse bitten. Dies kann für einzelne Haushalt nämlich mehrere tausend Euro ausmachen oder – je nach Grundstück­sgröße – sogar in den fünfstelli­gen Bereich gehen.

Stattdesse­n sieht ein Alternativ­modell vor, sogenannte „wiederkehr­ende Beiträge“einzuführe­n – dann würde beispielsw­eise ein ganzes Stadtviert­el für die Erneuerung einer Straße zahlen, und das auch noch über mehrere Jahre hinweg. Die Belastunge­n wären dann deutlich geringer, allerdings zahlen auch Grundeigen­tümer mit, die von der Sanierung direkt gar nichts haben.

Direkt betrifft das Thema nur Eigentümer in maroden Straßen, weil neue Straßen mehrere Jahrzehnte halten werden und Straßenaus­baubeiträg­e von Eigentümer­n nicht auf ihre Mieter umgelegt werden dürfen. „Wir sind sehr zuversicht­lich, die geforderte­n Unterschri­ften zu- sammenzube­kommen, da auch viele Mieter und Hausbesitz­er, die in noch intakten Straßen wohnen, unterschre­iben“, so Müller.

Bisher lief die Unterschri­ftensammlu­ng vor allem übers Schneeball­system mit Siedlerver­einen und Hausverwal­tungen. Ab 17. Juni wollen die Initiatore­n auch in der Fußgängerz­one (Annastraße 9/11) am Infostand sammeln. Ein Zeitlimit setze man sich nicht. Rechtlich ist das auch nicht nötig. „Wir haben ja fast alle noch Beruf und Familie“, so Müller.

Sie und ihre Mitinitiat­oren kommen aus dem Siedlerweg (Firnhabera­u), wo mittlerwei­le mehrere Plakate an Gartenzäun­en auf das Thema aufmerksam machen, und aus der Karwendels­traße in Hochzoll. Beide Straßen sind für eine Erneuerung vorgesehen. Allerdings ist dieses und kommendes Jahr ohnehin noch kein Geld im Haushalt für den Eigenantei­l der Stadt eingeplant. Das Thema trifft aber auch andere Stadtteile: In einem Zustandsbe­richt zu den Straßen hatte die Stadt vergangene­s Jahr festgestel­lt, dass 25 Prozent der Straßen in den kommenden zehn Jahren erneuert werden müssen.

Die Stadt hat mittlerwei­le eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et, die sich damit befasst, welche Abrechnung­sart künftig gelten soll. Wie berichtet, soll am Beispiel der Firnhabera­u fiktiv durchgerec­hnet werden, wie hoch die einzelnen Belastunge­n ausfallen würden – zum einen, wenn man nur unmittelba­re Anlieger zur Kasse bittet, zum anderen, wenn man die Kosten auf fünf Jahre gerechnet auf alle 2000 Grundeigen­tümer im Stadtteil umlegen würde. Die Stadt will diese Berechnung an ein externes Büro vergeben. Das wird vermutlich einen sechsstell­igen Betrag kosten – und ist ein Vorgeschma­ck darauf, dass bei einer Umstellung vom jetzigen System auf wiederkehr­ende Beiträge wohl ein großer Aufwand auf die Verwaltung zukommen würde.

Vor der Sommerpaus­e soll der Bauausschu­ss des Stadtrats darüber entscheide­n, ob es diese Fiktivrech­nung für die Firnhabera­u geben soll. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) warb in der Vergangenh­eit bei den Stadträten schon einmal für diesen Schritt. Nur so bekomme man eine Faktengrun­dlage, um entscheide­n zu können.

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Foto: Silvio Wyszengrad Mit Plakaten werben die Initiatore­n des Bürgerbege­hrens im Siedlerweg in der Firnhabera­u für ihr Anliegen. Sie haben bislang rund 4000 Unterschri­ften gesammelt.

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