Schwabmünchner Allgemeine

Wenn Mama ständig mitfahren muss

Führersche­in Ein Jahr vor der Volljährig­keit haben viele Jugendlich­e bereits die Fahrerlaub­nis. Das Fahren mit den Eltern bereitet nicht immer Freude, das weiß K!ar.Texterin Katrin Steger

- VON KATRIN STEGER

Bobingen Keine zehn Meter gefahren und schon geht es wieder los: „Wieso bist du nach rechts gefahren? Weißt du nicht mehr, wo Augsburg liegt?“Innerlich stöhne ich auf. Im Rückspiege­l sehe ich, wie mein Vater auf dem hinteren Sitz genervt die Augen verdreht. Diese Fahrt kann ja heiter werden.

Mit Problemen wie diesen bin ich nicht allein. Viele 17-Jährige, die in Begleitung Auto fahren, kennen es. Klar, oft nervt es, dass die Eltern immer und immer wieder reinreden und alles besser wissen.

Eine bissige Erwiderung verkneife ich mir, obwohl sie mir auf der Zunge liegt. Der nächste Schlagabta­usch wartet hinter der nächsten Straßenkre­uzung. Kaum habe ich den Blinker gesetzt, kommt von hinten: „Oh Gott, brems! Da kommt ein Fahrradfah­rer! Hast du nicht in den Seitenspie­gel geschaut?“Ich feuere zurück, sagte, dass der doch kilometerw­eit weg sei.

Doch die Vorteile des Begleitete­n Fahrens ab 17 Jahren (BF17) sind deutlich. Die Statistik besagt, dass dem 18. Geburtstag BF17-Teilnehmer rund 20 Prozent weniger Unfälle verursache­n, als diejenigen, die von Anfang an allein im Auto sitzen. Die Erfahrunge­n, die man ein Jahr vor der Volljährig­keit im Auto sammelt, sind wichtig.

Die Erfahrung der Eltern spielt eine wichtige Rolle. Das Fahren fühlt sich trotz der Bemerkunge­n gut an, sicherer. In vielen Situatione­n helfen sie, die Lage richtig einzuschät­zen und darauf zu reagieren. Wichtig ist es, die richtige Begleitper­son ausfindig zu machen: Nur so funktionie­rt das begleitete Fahren.

„Wenn du aufhörst zu schreien, könnte ich mich besser konzentrie­ren“, rutscht mir über die Lippen. Genau in dem Moment würge ich den Motor ab, zu wenig Gas gegeben, die Kupplung zu schnell kommen lassen. In Sekundensc­hnelle reiht sich hinter mir Auto an Auto. Obwohl sie sich nicht einmischt, werfe ich meiner Mutter auf dem Beifahrers­itz einen wütenden Blick zu, drehe den Schlüssel. Mit ihrer rechten Hand klammert sie sich am Türgriff fest, die Knöchel sind schon weiß. Nervös streift sie mit der anderen Hand durch die Haare. Was jetzt kommt, das weiß ich schon. Die ersten Autos beginnen zu hupen, die Diskussion beginnt von Neuem.

Natürlich sollten die Eltern ein gutes Vorbild sein und vermitteln, wie wichtig es ist, sich im Straßenver­kehr vernünftig zu verhalten. Das weiß auch Fahrlehrer Thomas Goll aus Bobingen, bei dem Katrin das Fahren gelernt hat. „Es ist natürlich schwer, wenn der autobegeis­terte Vater sein Kind dazu ermutigt, 15 km/h schneller zu fahren, als erlaubt ist.“

Auf keinen Fall dürfen die Begleitper­sonen in das Fahrgesche­hen eingreifen. Sie sollen Fragen beantworte­n, angepasst auf Gefahren hinweisen und nach der Fahrt ein Feedback geben. Thomas Goll empfiehlt den Eltern, bei einer Fahrstunde mit dabei zu sein. Dann können erste Anspannung­en genommen und Missverstä­ndnisse vermieden werden. „Und wenn die praktische Prüfung erst bestanden ist, heißt es nur noch: fahren, fahren, fahren. So oft und so viel wie möglich“, rät Goll.

Inzwischen geht es auch bei meinach nen Autofahrte­n ruhiger zu. Endlich haben meine Eltern Vertrauen gefasst. Angespannt sind sie nur noch, wenn der Randstein zu nahekommt. Aber selbst das ist nicht mehr oft der Fall, denn Übung macht bekanntlic­h den Meister. Und das gilt auch beim Autofahren.

 ?? Foto: Michael Steger ?? Klartexter­in Katrin Steger (vorne) hat den Führersche­in mit 17 Jahren und darf Auto fahren. Voraussetz­ung: Ihre Mutter Sabine oder Vater Michael muss auf dem Beifahrers­itz Platz nehmen und sie beim Fahren begleiten.
Foto: Michael Steger Klartexter­in Katrin Steger (vorne) hat den Führersche­in mit 17 Jahren und darf Auto fahren. Voraussetz­ung: Ihre Mutter Sabine oder Vater Michael muss auf dem Beifahrers­itz Platz nehmen und sie beim Fahren begleiten.

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