Metropole geht anders
Zum Artikel „Ihr Kinderlein kommet. Aber wohin?“vom 2. Juni:
In dem ausführlichen und sachlichen Artikel von Frau Kresse kommt Frau Hörmann, Vorsitzende der Elterninitiative, zu Wort. Ich stimme ihr zu, dass die Empörung von Eltern auch laut angebracht wäre. Im Gegensatz zu Frau Hörmann bin ich jedoch nicht der Meinung, dass es an fehlender Motivation, sondern einem erheblichen Maß an Resignation liegt.
Seit Jahren stellt sich das Problem, jedes Jahr nehmen die Zahlen, die Brisanz und die Verzweiflung der Familien fast im gesamten Stadtgebiet zu. Seit Jahren erfahren die Familien nahezu reflexartig vom Sozialreferenten der Stadt Augsburg, dass alles nicht so schlimm sei und ja doch mal gebaut werden würde. So auch jetzt wieder: 15 Kitas seien in Planung. Verschwiegen wird, dass Einrichtungen schon vor Jahren ohne Ersatz geschlossen wurden, Neubaugebiete für Familien von immenser Größe bezogen sind, Regelkindergartenplätze aufgrund von Gesetzgebungen reduziert wurden und die Stadt diese Entwicklung und ihre Verantwortung sehenden Auges ignoriert hat.
Bezeichnend für die Haltung und damit für die Misere ist die Definition des Problems durch den Dritten Bürgermeister: Jetzt blieben mehr Familien in Augsburg. Mit welchen Größen plant die Stadt eigentlich? Wenn Augsburger Eltern werden, ziehen sie weg? Wenn gleichberechtigte Partner Kinder kriegen, ist das bisherige Lebensmodell obsolet, alte traditionelle Entwürfe haben zu funktionieren? Wenn Eltern in ihrer Verantwortung also nur still reagieren, liegt das sicherlich darin begründet, dass die Stadt offensichtlich kein erkennbares Interesse besitzt, die Verantwortung zu tragen, um für alle Kinder die bestmöglichen Bildungschancen zu bieten. Wie Hohn erscheint es da, wenn die Lösung jetzt in angemieteten Wohnungen und bei Tagesmüttern liegen soll. Liebe Frau Hörmann, ich stimme Ihnen zu, dass den Eltern zu empfehlen ist, durch das Einklagen eines Platzes den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen. Dies schreibe ich als glücklicher Vater aus dem Landkreis und als ehemaliger Augsburger – Metropole geht anders. Robert Wagner, Stadtbergen
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