Wichtig ist das Selbermachen
Ausbildung Die dritte Azubi-Tour in Schwabmünchen bietet Schülern einen vielfältigen Blick in die Arbeitswelt und Orientierung bei der Berufswahl. Ein-Touren-Rennwagen sowie eine spektakuläre Maschine sorgen für Aufsehen
Schwabmünchen In Windeseile, untermalt vom Rattern der Druckmaschine, werden die gedruckten Kalenderblätter an Haltebögen auf die Ablage transportiert. „Die Maschine ist spektakulär. Ich habe nicht gedacht, dass es so problemlos funktioniert“, gibt der 14-jährige Paul auf der Betriebsführung beim Kalenderwerk Zettler von sich. So etwas habe er noch nicht gesehen, und eine Tätigkeit mit solchen Maschinen könnte ihn schon kitzeln, sagt er.
Dieses Phänomen ist Luitgard Scholl von der Bundesagentur für Arbeit bekannt. „Wir können in Beratungen den Schülern bei der Berufswahl mit Beschreibungen unterstützen. So eine Veranstaltung wie die Azubi-Tour lässt Berufe erfahren und kann eine direkte Orientierung geben“, sagt sie, während sie am Morgen, kurz nach Schulbeginn, ihren Infostand auf dem Gelände der Leonhard-Wagner Schulen aufbaut.
Die Werbegemeinschaft Schwabmünchen hat insgesamt 34 Dienstleister, Industrie- und Handwerksbetriebe, Vertreter des öffentlichen Dienstes und Verwaltungen für die diesjährige Azubi-Tour gewinnen können. Für die Schüler der Mittelund Realschule präsentieren sie ein breites Spektrum an Berufen zum Anfassen. „Die Rechnung dieses Konzeptes geht auf. Wir suchen dringend Nachwuchs bei den technischen Berufen. In den letztjährigen Bewerbungen haben die Schüler immer wieder als Beweggrund die Azubi-Tour genannt“, erläutert Ralf Ritter, Geschäftsführer der gleichnamigen Firma an der Kaufbeurer Straße. Den Benefit für Handwerk und Mittelstand bewerte er hoch.
Nach dem Besuch bei der Schreinerei Würstle, bei dem die Schüler selber Brotzeitbrettchen fertigen, äußert sich der 13-jährige Realschüler Florian: „Wir hören viel über Berufe. Auf der Tour können wir uns selber ein Bild machen.“Besonders kam bei ihm die Möglichkeit an, etwas selber machen zu können. Ähnlich betrachten die Leiter beider beteiligten Schulen die Aktion. Johannes Glaisner, Rektor der Mittelschule, schickte 116 Schüler auf die Tour, sein Amtskollege Markus Rechner von der Realschule schickte mehr als 300 Schüler auf den beruflichen Orientierungstag.
Bis zum frühen Nachmittag sind die Schüler auf den drei farblich markierten Routen unterwegs, um Informationen und Erfahrungen zu sammeln. Damit alle vertretenen Firmen erreicht werden können, hat die Firma Stuhler Reisen mehrere Ringbuslinien eingerichtet. Das Gewerbe sowie die Dienstleister haben sich viel einfallen lassen, die Schüler von den Vorzügen und Anforderungen der Berufe zu berichten. Und es wird nicht schöngefärbt. So weist beispielsweise Peter Schäfer beim Einführungsvortrag im Autohaus Schäfer + Waibl darauf hin, dass motivierte Teamarbeit und Stressresistenz wichtig sind. Die offenen Aussagen der Personalbearbeiter, Ausbildungsleiter und Firmenchefs kommt bei den Schülern gut an.
Aktionen und Attraktionen wie ein DTM-Touren-Rennwagen, Verschönern von Gewächsen in Blumentöpfen, Abschleifen von Reifendefekten oder die Eingabe von Buchungssätzen in Steuerberatungssoftware sowie die Abgabe von diversen Werbegeschenken nehmen die Schüler gerne an. Auch der Blick hinter die Kulissen von Discountern lässt den Teilnehmern ihre früheren Erfahrungen in einem neuen Licht erscheinen.
Für den weiteren Weg der Berufswahl sei diese Veranstaltung nur ein Mosaikstein, weist Dirk Blattner, Kaufmännischer Leiter der Firma Nusser, die Schüler hin. „So wie bei uns, ist in vielen Firmen ein Praktikum möglich. Nutzen Sie die Möglichkeit intensiv“, lautet sein Appell. Diesen Rat wiederholen auch viele junge Menschen, die gerade ihre Ausbildung in den Betrieben machen.
Die 17-jährige Emily Ellen Kubo, ehemalige Realschülerin, hat sich für den Beruf der Mediengestalterin entschieden und ist im ersten Lehrjahr bei Zettler Kalender. Sie hat, auf Basis der Vorarbeiten ihres Kollegen Fabian Stern, die Infobroschüre zur mobilen Ausbildungsmesse Azubi-Tour gestaltet. „Mich hat der Beruf immer schon interessiert. Für mich war es schön, diese verantwortungsvolle Aufgabe zu übernehmen“, sagt sie mit einem zufriedenen Lächeln.
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