Das Schicksal des gegeißelten Heilands „Die Nischenwand spiegelt nun die ganze Botschaft des Evangeliums wieder.“
Kirche Die Nischenwand an St. Felizitas zitiert nun biblische Berichte zur Kreuzigungsgeschichte
Bobingen
Wer die Bobinger Pfarrkirche über den Aufgang an der Westseite betreten will, der geht seit jeher an der Figur des gegeißelten Heilands aus dem 18. Jahrhundert vorbei, die dort in einer Nischenwand steht. Dort hat sich nun seit sehr langer Zeit das Erscheinungsbild der Seitennischen auffallend geändert.
Stadtpfarrer Thomas Rauch freut die Gestaltung sehr: „Die Nischenwand spiegelt nun die ganze Botschaft des Evangeliums wider“, sagt er und betont: „Der leidende Jesus, der Menschen in ihrem Leid nahe ist, ist eine zutiefst geistliche Aussage, die Menschen in schwierigen Situationen Halt geben kann.“Diese Thematik werde gerade in der Barockzeit in der Kirche oft aufgegriffen. „Es geht um das Erlösungswerk Jesus; Jesus der aus Liebe zu mir gelitten hat“, so Rauch.
Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert stand schon als Kind dort oft vor der zentralen Figur an der Westseite der Kirche. „Ich bin ja in Bobingen aufgewachsen und war hier Ministrant“, erinnert er sich. „Die Figur vom gegeißelten Heiland hat mich immer sehr beeindruckt, obwohl oder gerade, weil es keine freudige Figur ist, sondern eine, die zum Nachdenken anregt.“Er habe die Statue oft angesehen, so Reichert. „Aber schon damals wirkte sie sehr „verhaut“. Ein Grund für ihn, sich um eine Restaurierung zu kümmern. Bereits zu seinem 50. Geburtstag vor 15 Jahren sammelte Reichert Spenden und bezahlte die Restsumme aus eigener Tasche. Bei der Restaurierung damals nicht zum Zug kamen die beiden Nischen links und rechts der Figur und die Wand hinter dem gegeißelten Heiland. „Wir haben uns lange überlegt, was dort hinkommen soll“, sagt er. „Gerade die Nischen links und rechts waren ja bisher immer leer. Auch in den Kirchenbüchern ist nicht überliefert, dass dort jemals etwas drin war.“
In Zusammenarbeit mit dem Kunstreferat der Diözese Augsburg und in engen Gesprächen mit Stadtpfarrer Thomas Rauch entschied man sich für eine malerische Hintergrundgestaltung. Drei Bibelstellen aus der neuen Einheitsübersetzung vervollkommnen das Ganze. In der linken Nische ist zu lesen, was rund um die Kreuzigung überliefert ist: „Es war zwei Tage vor dem Pascha und dem Fest der ungesäuerten Brote. Die Hohepriester und die Schriftgelehrten suchten nach einer Möglichkeit, Jesus mit List in ihre Gewalt zu bringen, um ihn zu töten. Sie sagten aber, ja nicht am Fest, da- mit es im Volk keinen Aufruhr gibt. (Markus 14).“
Hinter der Figur des gegeißelten Heilands steht geschrieben, wie es zur Geißelung kam, nach Johannes 19. Und in der rechten Nische wird dann an die Auferstehung erinnert nach Johannes 20.
Die Künstlerin Anita Rist-Geiger aus Zusmarshausen war schon bei der Restaurierung vor 15 Jahren tätig und hat nun die Ausgestaltung der Nischen übernommen. Jürgen Reichert kennt sie schon lange und ist froh über die Zusammenarbeit. Er hat die Arbeiten, die insgesamt über 4000 Euro kostete, zu seinem 65. Geburtstag wieder finanziert. „Auch hier habe ich wieder ein paar Spenden gesammelt und den Rest draufgelegt“, berichtet er. Es sei ihm wichtig gewesen, die Restaurierung der Nischenwand zu einem Ende zu bringen.
Am morgigen Pfingstsonntag wird die Nischenwand nach dem um 10.30 Uhr beginnenden Gottesdienst eingeweiht. Dann wird auch die Künstlerin Anita Rist-Geiger zugegen sein.
Stadtpfarrer Thomas Rauch