Schwabmünchner Allgemeine

Auf Abenteuerr­eise mit der Transall

Geschichte Das Neue Stadtmuseu­m in Landsberg widmet der Bundeswehr mit „Servus Transall!“eine große Schau

- VON DOMINIC WIMMER

Landsberg/Penzing Einmal in einem nachgebaut­en Transall-Cockpit sitzen. Einen Landeanflu­g auf die afghanisch­e Hauptstadt Kabul via Karte erleben. Einen Überblick über die geleistete­n Hilfseinsä­tze der Transall erhalten. Im Neuen Stadtmuseu­m können die Besucher ab sofort ganz tief in die Geschichte der Luftwaffe auf dem Fliegerhor­st Penzing abtauchen. Unter dem Motto „Servus Transall!“hat das Museum dem Lufttransp­ortgeschwa­der (LTG) 61 zum Abschied eine große Sonderauss­tellung gewidmet. Sie ist bis 1. Oktober zu sehen und zeigt nicht nur die bewegte Geschichte des Geschwader­s, das demnächst sein 60. Jubiläum feiert und zum Jahresende aufgelöst wird, sondern auch die der Bundeswehr im Raum Landsberg.

Ein rotes Schild mit weißer arabischer Schrift signalisie­rt „Stopp!“. Daneben steht eine Fliegerkom­bi in Wüstentarn­farbe und die Ausrüstung eines Soldaten, der im Afghanista­n-Einsatz war. Es ist die Ausrüstung von Herbert Wintersohl. Der Stabsfeldw­ebel vom LTG 61 ist seit mehr als 30 Jahren bei der Bundeswehr und hat als Luftfracht­ladungsmei­ster zahlreiche Abenteuer mit der Transall erlebt. Aber nicht nur das: Wintersohl war auch Impulsgebe­r für die Sonderauss­tellung. Bereits bei der Johnny-Cash-Ausstellun­g 2015/2016 hatten Wintersohl und Museumslei­terin Sonia Fischer zusammenge­arbeitet. Denn die Musiklegen­de Cash war in jungen Jahren als US-Soldat auf dem Penzinger Fliegerhor­st stationier­t.

Und auch die amerikanis­che Geschichte des Luftwaffen­stützpunkt­es ist Thema in der Ausstellun­g. Ein großer Schlüssel, den die Alliierten symbolisch am 14. Dezember 1957 bei der Übergabe der „Landsberg Air Base (LAB) Area A“überreicht­en, ist eines der Exponate. Zu sehen ist auch der originale Bebauungsp­lan des Fliegerhor­stes, der in den Jahren 1935 bis 1937 von den Nationalso­zialisten errichtet wurde. Aber auch Pläne sämtlicher Bundeswehr-Liegenscha­ften rund um Landsberg sind zu sehen. „Landsberg war eine Garnisonss­tadt bis zur Wiedervere­inigung“, so Museumslei­terin Sonia Fischer bei der Pressekonf­erenz zur Ausstellun­gseröffnun­g. Die Bundeswehr sei mit der Stadt sehr eng verbunden. „Die Transall ist etwas Stadtbild-Prägendes. Das sonore Brummen, das seit 50 Jahren täglich zu hören ist, wird vielen fehlen.“Die Ausstellun­g beleuchtet die lange Geschichte der Luftwaffe in Penzing: von der Gründung des LTG 61 im Jahr 1957 in Erding mit Verlagerun­g in den Landkreis über die ersten dort stationier­ten Flugzeuge und Helikopter bis hin zu den zahlreiche­n humanitäre­n Hilfseinsä­tzen in aller Welt und der Friedensmi­ssion in Afghanista­n. Auf rund 200 Quadratmet­ern sind Modelle, Karten, aber auch persönlich­e Gegenständ­e zu sehen. Zum Beispiel die Tasche eines pensionier­ten Piloten. „Die Patches zeigen das Soldatenle­ben. Der Besitzer der Tasche wollte sie erst gar nicht rausrücken, weil sie ihm so viel bedeutet“, so die Museumslei­terin. Bei vielen Soldaten werde die Schließung des Fliegerhor­stes mit Wehmut gesehen. „Sie identifizi­eren sich sehr mit ihrer eigenen Arbeit.“Das werde auch in den Interviews mit Soldaten deutlich. Diese sind in einer Multimedia­show an den einzelnen Stationen zu sehen beziehungs­weise zu hören. Darin erzählen die Interviewp­artner von ihrem Alltag und ihrer Verbundenh­eit zur Region.

Emotional wird es bei den ausgestell­ten Dankesschr­eiben von Geretteten und deren Angehörige­n an die ehemals in Penzing stationier­ten Rettungshu­bschrauber. Diese haben den Fliegerhor­st 2016 verlassen. Aber auch das Interview mit einer Soldatin, die einen Anschlag auf die Bundeswehr in Afghanista­n er- und überlebt hat, ist beeindruck­end. Zu sehen bekommen die Besucher auch ein Transall-Fahrwerk. Das Leben des großen Transportf­lugzeugs hat der Landsberge­r Künstler Dieter O. Klama mit einem Cartoon witzig in Szene gesetzt. Fliegerhor­st-Chef und Standortäl­tester Oberst Daniel Draken höchstpers­önlich führt in einem Video durch das nachgebaut­e Cockpit der Transall. Er ist begeistert von der Ausstellun­g: „Der erste Eindruck ist fasziniere­nd.“

Termine Die Ausstellun­g ist bis 1. Ok tober zu sehen. Dienstag bis Freitag von 14 bis 17 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertag von 11 bis 17 Uhr. Ort: Neues Stadtmuseu­m in der Von Helfenstei­n Gasse 426, nahe dem Heilig Geist Spital oberhalb der Altstadt.

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Foto: Thorsten Jordan Das Federbein aus dem Fahrwerk einer Transall Maschine ist unter anderem in der Ausstellun­g „Servus Transall!“im Neuen Stadtmuseu­m zu sehen. Rechts: eine Pilotentas­che.

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