Schwabmünchner Allgemeine

Berlin lässt sich nicht erpressen

- VON MARTIN FERBER fer@augsburger allgemeine.de

Der Besuch von Außenminis­ter Sigmar Gabriel in Ankara endete so, wie er enden musste. Obwohl die türkische Regierung genau wusste, dass die Mission die letzte Chance darstellte, blieb sie hart: Deutsche Abgeordnet­e dürfen die in Incirlik stationier­ten deutschen Soldaten nicht besuchen.

Für die Türkei sind die rund 260 Soldaten, die sich von der türkischen Nato-Basis Incirlik aus an der Koalition im Kampf gegen den IS beteiligen, ein willkommen­es Faustpfand, um Deutschlan­d zu erpressen. Diesem Druck beugt sich die Bundesregi­erung aber nicht. Die Soldaten haben eine wichtige Aufgabe in der internatio­nalen Koalition gegen den IS zu erfüllen. Wenn Erdogan sie zum Spielball akuter innenpolit­ischer Interessen macht, gefährdet er seine eigene Bündnisfäh­igkeit und nährt Zweifel an seiner Verlässlic­hkeit.

Der Abzug aus Incirlik ist damit beschlosse­ne Sache. Mit Jordanien gibt es eine Alternativ­e, auch wenn die Verlegung den Einsatz zunächst beeinträch­tigt. Der Preis ist hoch: Das deutsch-türkische Verhältnis liegt wohl dauerhaft auf Eis, durch die Nato geht ein tiefer Riss. Und doch ist es die einzige Sprache, die Erdogan versteht: Es ist genug!

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