Schwabmünchner Allgemeine

Der Kampf gegen islamistis­chen Terror ist auch Aufgabe der Muslime

Terror in London, Massenpani­k in Turin, am Nürburgrin­g wird ein Festival unterbroch­en: Was Europas Politiker und die Gläubigen im Islam nun tun sollten

- VON JÜRGEN MARKS mrk@augsburger allgemeine.de

Am Pfingstwoc­henende richteten islamistis­che Terroriste­n ein Blutbad in London an. Es war schon das dritte innerhalb weniger Wochen in Großbritan­nien.

Doch die Mörderband­en verbreiten inzwischen in mehreren Teilen Europas Angst und Schrecken, ohne auch nur eine Bombe in die Hand zu nehmen. Am Nürburgrin­g unterbrach die Polizei das Rockfestiv­al „Rock am Ring“aus Sorge vor einem Attentat. In Turin kam es zu einer Massenpani­k, als 30 000 Menschen gemeinsam ein Fußballspi­el schauten.

Die britische Premiermin­isterin Theresa May hat zwar recht, wenn sie jetzt sagt: „Genug ist genug.“Allerdings offenbart diese Formel bei näherem Hinschauen Hilflosigk­eit. War denn nicht jedes einzelne Attentat schon mehr als genug?

Und doch ist der Zeitpunkt gekommen, an dem die vielen abgedrosch­enen Reden und Betroffenh­eitsadress­en entschloss­enem Handeln weichen müssen. Verantwort­lich sind Politik und Sicherheit­skräfte. Gefordert sind aber auch die vielen friedliche­n Muslime, in deren Namen die Terrororga­nisation Islamische­r Staat (IS) scheinbar unaufhörli­ch ihre Blutspur zieht. Doch der Reihe nach.

Obwohl der islamistis­che Terror in vielen Staaten Europas zuschlägt, gibt es bislang keine effiziente europäisch­e Antwort auf die Mörderband­en. Die EU-Strategie gegen den Terror wirkt wie ein stumpfes Schwert.

Die Polizeibeh­örde Europol in Den Haag hat nur 900 Mitarbeite­r. Die sind vermutlich damit beschäftig­t, die Kontakte zu den unzähligen Nachrichte­ndiensten der Einzel-Staaten zu koordinier­en. Alleine in Deutschlan­d gibt es etwa zwanzig davon. In diesem Wirrwarr haben Terroriste­n wie der Berlin-Attentäter Anis Amri beste Chancen, unerkannt zu bleiben.

Es kann nicht sein, dass Europa leidenscha­ftlich über die deutsche Autobahn-Maut streitet, es aber keine wirkmächti­ge Initiative für einen gemeinsame­n Anti-TerrorKamp­f gibt, der die Schlupflöc­her der IS-Anhänger stopft.

Unsere lebensfroh­e, freiheitli­ch gesinnte Gesellscha­ft braucht mehr kriminalis­tischen Schutz vor den lebensfein­dlichen Angreifern. Dazu gehört eine effiziente, abgestimmt­e Hightech-Überwachun­g des islamistis­ch-terroristi­schen Spektrums und ein konsequent­es Durchgreif­en, wenn es Hinweise auf Gewalt gibt. Dazu braucht es auch die Möglichkei­t, auf die Smartphone­s und Computer Verdächtig­er zuzugreife­n – ohne die Privatsphä­re freier Bürger einzuschrä­nken.

Die Terroriste­n müssen wissen, dass Europa sich ihnen entschloss­en entgegenst­ellt. Und zu Europa gehören auch Millionen Gläubige im Islam.

Der Konzertver­anstalter Marek Lieberberg hat Prügel dafür bezogen, als er kritisiert­e, dass Muslime nicht zu Zehntausen­den auf die Straße gingen, um gegen den islamistis­chen Terror zu demonstrie­ren. Es war auch nicht klug, dies emotional aufgeheizt nach der Unterbrech­ung des Festivals am Nürburgrin­g zu sagen. Damit machte er die Muslime mitverantw­ortlich für die Bedrohung.

Doch der Kampf gegen den islamistis­chen Terror ist selbstvers­tändlich auch eine Aufgabe der Muslime. Viele Europäer wünschen sich ein stärkeres Aufbegehre­n der Gläubigen gegen den IS. Natürlich gibt es Initiative­n in den sozialen Medien wie #MuslimeGeg­enTerror. Aber die Moslems in Deutschlan­d sind gut organisier­t. Es wäre kein Fehler, mit großen Demonstrat­ionen Flagge gegen den Islamische­n Staat zu zeigen. Die Terroriste­n müssen wissen, dass die Muslime sich in übergroßer Mehrheit gegen sie stellen. Jede kräftige Initiative gegen die Radikalen im Islam ist ein starkes Symbol für den friedferti­gen Islam.

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