Er sitzt schon lange mit im Boot
Interview Dennoch hat das Amt als neuer Chef der Kanu Schwaben Augsburg für Hans Koppold ungeahnte Dimensionen. Was er vom Denkmalschutz am Eiskanal hält und warum er anders ist als sein Vorgänger Horst Woppowa
Herr Koppold, vor rund zweieinhalb Monaten sind Sie zum neuen Chef der Kanu Schwaben Augsburg gewählt worden. Wie haben Sie sich seitdem in Ihr neues Amt hineingefunden? Koppold: Ich bin eigentlich immer noch in der Eingewöhnungsphase, obwohl mir ja nichts fremd ist. Ich bin schon über 20 Jahre in diesem Verein und habe davon 13 Jahre im Vorstand mitgearbeitet, als Ressortleiter Wettkampfsport und Vorgänger von Thomas Ohmayer. Trotzdem bin ich schon überrascht, wie viele Verwaltungsaufgaben an der Sache als Vereinsvorsitzender noch dranhängen. Das hat noch einmal eine ganz andere Dimension.
Der Verein Kanu Schwaben hat die vielfältigsten Aufgaben, vom Breitenbis zum Leistungssport. Ist es schwierig, das zusammenzubekommen? Koppold: Das ist auf jeden Fall eine der großen Herausforderungen. Wir haben glücklicherweise unsere einzelnen Bereiche sehr eigenständig organisiert und wollen uns dort als Vorstand so wenig wie möglich einmischen. Das geht, weil wir überall sehr engagierte Verantwortliche haben. Für mich war das eine der Voraussetzungen überhaupt, dieses Amt anzunehmen. Dennoch habe ich da eine längere Überlegungszeit gebraucht.
Worin sehen Sie Ihre Hauptaufgabe? Koppold: Ich muss und will mit allen im Gespräch bleiben. Wenn man so eine Aufgabe übernimmt, macht man sie entweder gescheit oder man lässt sie. Nur die anderen machen zu lassen, ist nicht mein Anspruch. Ich will für alle da sein, mich beteiligen und schauen, wo ich sie unterstützen kann. Ich bin keiner, der sagt, ich muss alles leisten und ich muss immer die Initiative ergreifen. Für mich ist es wichtig, dass ich Möglichkeiten schaffe, damit andere aktiv werden können. Ich will Rahmenbedingungen schaffen, in denen Engagement möglich ist. Das ist mein Anspruch. Ich unterscheide mich da etwas von meinem Vorgänger Horst Woppowa. Horst war im Verein eher die treibende Kraft, jemand, der die Initiative ergriffen hat. Ich bin das nicht. Mir ist klar, einer muss verantwortlich sein und denen, die Aufgaben übernehmen, den Rücken freihalten, aber ich muss nicht ganz vorne stehen.
Das heißt, dass Sie gerade bei Großveranstaltungen in den Hintergrund treten? Koppold: Ja, aber dafür muss man anmerken, dass wir im Verein die Strukturen verändert haben. Wir haben Verein und Veranstaltungen getrennt. Das alles in einem Topf hat in der Vergangenheit zunehmend Probleme bereitet. Veranstaltungen sind eine eigene Aufgabenstellung, der man sich in vollem Umfang widmen muss. Der Verein hat wieder einen anderen Stellenwert. Aus der Veranstaltungsorganisation bin ich eigentlich komplett draußen. Es ist auch zeitlich für eine Person gar nicht mehr zu leisten neben dem Beruf sowohl die Vereinsführung als auch die Veranstaltungsleitungen, insbesondere für den Welt-Cup, zu übernehmen.
Wer ist für die vielen Veranstaltungen der Kanu Schwaben dann zuständig? Koppold: Die zurückliegende KanuWM-Qualifikation hat Thomas Ohmayer als verantwortlicher Wettkampfleiter übernommen – und das hat ganz wunderbar geklappt. Für den Kanu-Weltcup haben wir mit Schwaben-Chef Hans-Peter Pleitner und Olympiasieger Thomas Schmidt ein tolles Team mit entsprechendem kanusportlichen Hintergrund. Der Wildwasser-Weltcup, der am Samstag und Sonntag auf dem Eiskanal und auf dem Lech stattfindet, läuft unter der bewährten Führung von Horst Woppowa. Das ist immer noch sein Ding. Dann haben wir noch die Augsburger Rafting Challenge, die die Rafter selbst betreuen. Es ist einfach gut, dass wir für jeden Bereich ein tolles engagiertes, junges Team haben.
Waren die Veränderungen schwierig? Koppold: Wir haben auf diese Strukturveränderungen über ein Jahr hingearbeitet. Allerdings nicht mit dem Ziel, dass ich Vorsitzender werde. Ich habe gesagt, ich begleite den Übergangsprozess. Aber dann kam es anders. In unserer Vorstandschaft kennen wir uns schon lange und verstehen uns sehr gut. Da ich auch 15 Jahre Vorstand vom Kanu-Förderverein war, kann ich sagen, dass ich wirklich in allen Vorstandssitzungen immer dabei war.
Was sind für Sie die nächsten großen Herausforderungen? Koppold: Die größte Aufgabe, die ansteht, ist natürlich die Bewerbung für die Kanu-Weltmeisterschaft 2022. Das ist zwar auch eine Veranstaltung, aber daran bin ich natürlich schon beteiligt, weil das für den Verein eine ganz große Herausforderung wird. Vor allem in Verbindung mit der Denkmalschutz-Sache am Eiskanal.
Gerade mit Blick auf den Denkmalschutz hat der Verein ja schon öfter seine Befürchtungen kundgetan ... Koppold: Ja, der Denkmalschutz für den Eiskanal wird zweifellos kommen und wir müssen schauen, dass wir das Beste daraus machen. Es gibt Gründe dafür, die wir auch nachvollziehen können. Dafür haben wir Verständnis. Aber wir haben eben auch die Befürchtung, dass wir unsere Anlage nicht mehr komplett sportlich nutzen können. Für die WM 2022 muss nun erst einmal die Genehmigung durch den Augsburger Stadtrat her. Dann muss mit den Planungen begonnen werden. Was stellen Sie sich an baulichen Änderungen am Eiskanal vor? Koppold: Wichtig ist die Planung aller Maßnahmen, die am Kanal und auf der ganzen Anlage erforderlich sind. Was passiert beispielsweise mit den Gebäuden wie etwa dem Turm, in dem das Museum untergebracht ist? Was macht man mit dem Restaurantgebäude, das auf den ersten Blick vielleicht noch passabel aussieht, aber eigentlich völlig unzweckmäßig ist. Bausachverständige müssen feststellen, was zu tun ist. Daraus ergeben sich die Kosten und die mögliche Finanzierung. Nur in Zusammenhang mit einer WM-Bewerbung kann man die dringend notwendige Sanierung vielleicht stemmen, weil dann Landes- oder auch Bundesmittel zur Verfügung stehen. Mit dem Denkmalschutz
„Die nächste große Aufgabe ist die Bewerbung für die Weltmeisterschaft 2022.“
wird das nicht einfacher. Aber man braucht immer einen Antrieb. Vielleicht entsteht durch die WM 2022 eine gewisse Dynamik, die ganze Sache endlich in Angriff zu nehmen. Auf alle Fälle wird das eine spannende Herausforderung – verbunden mit viel Arbeit.
Und was sind die vornehmlichsten Aufgaben im Breiten- und Nachwuchssport? Koppold: Wir haben ein engagiertes Team mit einer Vielzahl von guten Trainern. Doch wir merken auch, dass sich die Erwartungen an einen Verein grundlegend geändert haben. Früher haben die Eltern ihre Kinder einfach abgegeben und nach dem Training wieder abgeholt. Jetzt werden ein geordneter, leistungsorientierter Trainingsbetrieb und hohe Professionalität erwartet, moderne Methoden und eben auch Erfolge. Dabei arbeitet hier jeder nur ehrenamtlich nebenbei. Deshalb muss man immer am Ball bleiben und Leute suchen, die bereit sind, diese Aufgaben zu übernehmen. Denn unser ganzer Sport steht und fällt mit der Betreuung der Kinder und Jugendlichen. Wenn engagierte Trainer und Betreuer da sind, die Spaß an der Arbeit haben und gern mit Kindern umgehen, dann hat man kein Nachwuchsproblem. Für mich ist das der Schlüssel: Nämlich dass wir es schaffen, möglichst viele unserer aktiven Sportler – bis hin zu den Olympiateilnehmern – zu ermutigen, Training mit den Kindern zu machen. Das zieht unheimlich. Und das ist eigentlich unsere Kernaufgabe.
Interview: Andrea Bogenreuther