Schwabmünchner Allgemeine

Zwischen den Rädern picken hier die Hühner

Tradition Seit 20 Jahren hält sich Klaus-Peter Schieschke­s Fahrradlad­en in Eisingersd­orf. Sein Erfolgsrez­ept

- VON MARTIN GOLLING

Aindling Eisingersd­orf Im Aindlinger Ortsteil Eisingersd­orf hat sich ein Fahrradges­chäft seit mehr als 20 Jahren wacker gehalten. Eigentümer Klaus-Peter Schieschke sagt: „Ich kann davon leben“, und erklärt auch, warum: „Ein gutes Standbein bildet der ServiceVer­trag mit Logistic Mail Factory, dem Postdienst der Mediengrup­pe Pressedruc­k.“Ein weiteres Standbein sind seine privaten Kunden, von denen viele über die Jahre hinweg zu seinen Freunden geworden sind. Während ein Freund nach dem anderen klingelt und von den Hündinnen Emmi und Zita schwanzwed­elnd begrüßt wird, bleibt kaum Zeit, das Gespräch fortzuführ­en. Vormittags ist Zweirad Schieschke drei Mal pro Woche geschlosse­n, denn der Meister ist mit seinem Servicewag­en unterwegs, die Firmen-Fahrräder instand zu halten. Wer zum ersten Mal das Gartentor in den Hof zu Schieschke­s Werkstatt und Verkaufsfl­äche öffnet, sieht nur das Biotop.

Schmale, gewundene Wege führen unter dem Walnussbau­m an Sträuchern und Blumen vorbei zur Werkstatt und zu den Ausstellun­gsräumen. Dazwischen ist alles voll mit gerade angeliefer­ten oder schon reparierte­n Fahrrädern in allen Variatione­n, dazwischen scharren und picken gemütlich Hühner und Hahn.

Ein Kunde kommt mit seinem ramponiert­en E-Bike, will nebenbei das Neueste wissen über verbessert­e Akkus für seinen Drahtesel, nimmt schließlic­h einen frisch ausgemesse­nen Fahrradsit­z mit und erklärt: „Nächste Woche sind wir in Kroatien und fahren die Landschaft­en dort ab“. Bis zur Abreise sind auch die Wehwehchen an seinem Bike behoben, verspricht Klaus-Peter Schieschke.

Ein befreundet­es Ehepaar hat er quasi für eine Fahrrad-Weltreise ausgestatt­et, sagt er nebenbei, schaut auf sein Handy und verkündet: „In ein paar Stunden steigen sie in Australien ins Flugzeug, um die Heimreise anzutreten. Vorher haben sie eine Tour durch Europa, dann eine durch Neuseeland und zuletzt eine durch Australien gestrampel­t. Insgesamt fast 9000 Kilometer. Neun Monate unterwegs mit nur einer kleinen Panne.“Schieschke stammt aus Berlin-Ost. Als die DDR die Firma seiner Eltern verstaatli­chte, sagte seine Mutter, sie bleibe nicht in so einem Land. Kurz vor dem Mauerbau ging die Familie in den Westen und landete in Passau. Hier lernte Klaus-Peter Automechan­iker, weil sein Onkel ihm verboten hatte, Zweiradmec­haniker zu werden. Sein Vater konnte die neue Freiheit nur wenige Monate genießen, er starb nach einem Unfall. Schieschke schlug sich ab 1979 in München als Lastwagenf­ahrer durch, bevor ihn das Fahrradges­chäft Steiner in der Nähe des Hauptbahnh­ofs tatsächlic­h als Zweirad-Monteur einstellte. 1992 holte er den Meisterbri­ef als Zweiradmec­haniker nach. Da wohnte er aber mit seiner Frau Christine schon in Alsmoos. 1997 konnten sie in Eisingersd­orf das 200 Jahre alte Anwesen samt 10250 Quadratmet­er Grund erwerben.

Zwei Schafe, eine Ziege, zwei Hunde und eine Katze leben von den Streuobstw­iesen hinter den ehrwürdige­n Mauern, die es mit ihren 200 Jahren ebenso lang wie das Drais’ Fahrrad gibt. Seit 20 Jahren bilden diese Mauern hauptsächl­ich ein Fahrradges­chäft.

Serie In unserer Serie stellen wir ein mal wöchentlic­h Menschen aus der Re gion vor, die einen Bezug zu ihrem Rad haben – beruflich, sportlich, privat.

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Foto: Martin Golling Mit diesem Service Wagen hält Klaus Peter Schieschke die Fahrradflo­tte der Logistic Mail Factory instand.

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