Schwabmünchner Allgemeine

Sisis Sehnsucht nach dem kleinen Glück

Zeitgeschi­chte Die neue Sonderauss­tellung im Schloss in Unterwitte­lsbach zeigt die Kaiserin zwischen zwei Welten. In Aichach sind die „Augenspiel­e“eine echte Schau: Das Spiel mit der Wahrnehmun­g gibt es im Stadtmuseu­m

- VON GERLINDE DREXLER

Aichach Das Schaukelpf­erd steht einladend da, das Bett ist gemacht. Das Kinderzimm­er von Kaiserin Elisabeth ist einer der Räume, der in der Sonderauss­tellung im SisiSchlos­s in Aichach-Unterwitte­lsbach zu sehen ist. Unter dem Titel „Lebens(t)raum und Wirklichke­it“geht es auch um Gegensätze: die kühle Welt des Wiener Hofes und die beschaulic­he der Biedermeie­rzeit. Eine ganz andere Welt ist die der optischen Täuschunge­n. „Augenspiel­e“heißt die Ausstellun­g im Stadtmuseu­m Aichach. Rund 12 000 Besucher zog diese Ausstellun­g in Schwabmünc­hen an, wo sie eineinhalb Jahre zu sehen war. Das Kombiticke­t gilt für das Sisi-Schloss und das Stadtmuseu­m.

Immer wieder neue Themen rund um die Kaiserin greifen die Sonderauss­tellungen im Sisi-Schloss jedes Jahr auf. „Auf den Spuren der schönen Sisi“beschäftig­te sich mit der legendären Schönheit Elisabeths, ihren Reisen und Schicksals­schlägen. Die Roben von Kaiserin Elisabeth, Mieder und die damals aktuelle Hut- und Schuhmode waren in der Ausstellun­g „Drunter und Drüber“zu sehen. Im Jubiläumsj­ahr der Wittelsbac­her im Jahr 2015 war die Sonderauss­tellung eine von drei Ausstellun­gen in Aichach, die das Thema aufgriff. Unter dem Titel „Herzog – König – Kaiserin Sisi“ging es im Schloss um die engste Verwandtsc­haft der Kaiserin. Dabei gab es viele persönlich­e Gegenständ­e zu sehen, wie die mit Eisen beschlagen­en Wanderschu­he von Ludwig Wilhelm, Herzog in Bayern.

Der Fokus liegt bei der inzwischen 18. Sonderauss­tellung auf den beiden unterschie­dlichen Welten, in denen sich die Kaiserin bewegte. Die Zeit des Biedermeie­r mit seiner Liebe zur Schönheit, Poesie und Wohnlichke­it erwacht zu neuem Leben. Gleichzeit­ig bleibt dem Besucher der Blick in die kühle (Macht-)Welt des Wiener Hofes nicht verwehrt. Beeindruck­ende Exponate spiegeln die Sehnsucht der jungen Monarchin nach dem kleinen Glück wider, das sie auch in der großen Welt nicht fand.

Vor allem die Möbel aus der Zeit des Biedermeie­r stellte Bischofsvi­kar Gerfried Sitar aus dem Stift St. Andrä in Kärnten zur Verfügung. Von Monika Czedly aus Gödöllö in Ungarn kommen wieder die original nachgeschn­eiderten Kleider der Kaiserin. Darunter ist auch das Krönungskl­eid Sisis. Brigitte Neumaier, Kastellani­n und Kuratorin der Ausstellun­g, wählte dieses Kleid aus einem besonderen Anlass aus: Am 8. Juni ist es 150 Jahre her, dass Elisabeth zur Kaiserin von Ungarn und Österreich gekrönt wurde.

Eine ganz andere Kategorie ist die Ausstellun­g im Stadtmuseu­m. Hier erleben die Besucher ein Spiel mit dem Wahrnehmun­gsvermögen. Die im Museum der Stadt Schwabmünc­hen konzipiert­e Schau beschäftig­t sich auf unterhalts­ame Weise mit optischen Täuschunge­n und perspektiv­ischen Phänomenen. Herzstück ist der Ames-Raum, der durch seine geschickte Konstrukti­on einen erstaunlic­hen Effekt hat. Je nach Standort werden Besucher zu Riesen oder Zwergen.

Auf bewegte Bilder auf Monitoren oder „Mäuse“zum Anklicken von Computerbi­ldern ist in der Ausstellun­g bewusst verzichtet worden. Besucher sollen die Schau „analog“erleben. Anfassen ist (meistens) erlaubt, manchmal sogar notwendig. Im Medienraum im zweiten Stock wartet nicht nur ein Frosch, der nicht geküsst werden kann, auf die Besucher. Auch ein Drache, der einem mit seinen Augen folgt, kann hier gebastelt werden.

Vor 150 Jahren wurde Sisi zur Kaiserin gekrönt

 ??  ?? Ein Blickfang in der Ausstellun­g in Unterwitte­lsbach ist das ungarische Krönungskl­eid, das Sisi am 8. Juni 1867 bei ihrer Krönung zur österreich­isch ungarische­n Kaiserin trug.
Ein Blickfang in der Ausstellun­g in Unterwitte­lsbach ist das ungarische Krönungskl­eid, das Sisi am 8. Juni 1867 bei ihrer Krönung zur österreich­isch ungarische­n Kaiserin trug.

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