Schwabmünchner Allgemeine

Premium Aerotec setzt auf Augsburg

Wirtschaft Das Unternehme­n fertigt Türrahmen aus Carbon für den A350. Dafür wurden neue Mitarbeite­r eingestell­t und eine Fertigungs­halle gebaut. Und es könnte bald noch mehr investiert werden

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE

Die Buchstaben FCA standen bislang immer für den heimischen Fußball-Bundesligi­sten. Bei der Einweihung der neuen, 20 Millionen Euro teuren Produktion­shalle von Premium Aerotec kam eine weitere Bedeutung hinzu: „Frame Center Augsburg“. Frame heißt auf Deutsch Rahmen – und genau das wird künftig in der neuen Halle aus Carbon hergestell­t: Türrahmen für die Flugzeugre­ihe A 350 von Airbus. Die Wahl des Namens ist naheliegen­d, weil sich das Werk von Premium Aerotec genau gegenüber der Fußball-Arena befindet.

Bislang sind die Rahmen aus Titan und etwa 20 Prozent schwerer. Die Carbon-Lösung hat gleich mehrere Vorteile, wie Geschäftsf­ührer Thomas Ehm aufzählt. „Es ist schneller herstellba­r, günstiger und leichter. Wir sparen dadurch 70 Kilogramm an Gewicht beim Flugzeug.“Das klinge zwar mit Blick auf das Gesamtgewi­cht von Flugzeugen nicht nach viel, sei aber auch aus Umweltaspe­kten beachtlich, so Ehm. „Je Kilogramm, das das Flugzeug weniger wiegt, sinkt der Ausstoß von Kohlendiox­id um eine Tonne.“Künftig sollen pro Jahr 130 Flugzeuge des Typs A350 mit den leichteren Türrahmen ausgestatt­et werden. Aktuell sind es hundert pro Jahr von dem Modell.

Kernstück der neuen Halle ist die Automatisi­erung der Ablage der Carbon-Bänder, aus denen der Türrahmen entsteht. „Dadurch erreichen wir eine extrem hohe Genauigkei­t und es geht schneller, als dies von Hand möglich wäre“, sagt Projektlei­ter Tobias Wirtz. Möglich wird dies auch dank Robotern von Kuka. Die entwickelt­e Maschine hat acht Achsen, die synchron arbeiten müssen. Parallel zu den Arbeiten an der 4000 Quadratmet­er großen Halle wurden die bisherigen Anlagen umgezogen, neue Anlagen installier­t und der Testbetrie­b durchgefüh­rt. Um das realisiere­n zu können, wurde während der Bauarbeite­n in die Halle hinein ein Zelt gebaut, um den nötigen Reinraum zu gewährleis­ten.

Für das Projekt wurden rund 40 neue Mitarbeite­r eingestell­t. Premium Aerotec gehört mit 4200 Beschäftig­ten zu den ganz großen Arbeitgebe­rn in Augsburg – und es könnten weitere hinzukomme­n. Laut Oberbürger­meister Kurt Gribl ist geplant, weitere 25 Millionen Euro am Standort Augsburg zu investiere­n. „Wir sind ein Luftfahrts­tandort, freuen uns über diese Pläne und unterstütz­en Premium Aerotec, wo wir können.“

Dass es entspreche­nde Überlegung­en gibt, bestätigte auch Bernard Kock am Brink von Airbus. Dann würde die Produktion der Türrahmen möglicherw­eise vom französisc­hen Schwesteru­nternehmen nach Schwaben verlagert. Dort werden Rahmen aus Titan gebaut. Der Konzern, zu dem auch Premium Aerotec gehört, investiere dort, wo Innovation und Profession­alität gegeben seien. Dies treffe auf Augsburg zu. „Dass hier so viel Geld in die Hand genommen wird, zeigt, wie viel Vertrauen wir in die Arbeit haben. Die Zeiten der großen Investitio­nen auf unserem Markt sind eigentlich vorbei.“

Kock am Brink, der Bruder der gleichnami­gen TV-Moderatori­n Ulla, hob zudem hervor, unter welchem Zeitdruck die Verantwort­lichen in Augsburg standen. Denn die Carbon-Rahmen sollen in einem Airbus verbaut werden, den Singapore Airlines bestellt hat. Die Airline will 2018 damit den längsten Non-Stop-Flug der Geschichte anbieten: von Singapur nach New York. Die Tickets wurden bereits verkauft, bevor der Spatenstic­h für die neue Halle erfolgte.

Ergänzend zum neuen Türrahmenz­entrum baute der Konzern eine weitere Halle mit 4500 Quadratmet­ern. Dort können künftig mehr Rumpfbaute­ile aus Carbon für den A 350 montiert werden. Die Entwicklun­g des Unternehme­ns gehe „steil nach oben“, äußerte Geschäftsf­ührer Ehm zufrieden. Seit der Gründung der Firma im Jahr 2009 habe sich der Umsatz verdoppelt. Damals fusioniert­e das EADSWerk in Augsburg mit zwei Standorten von Airbus in Norddeutsc­hland. Der Umsatz lag vergangene­s Jahr bei zwei Milliarden Euro.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Bei Premium Aerotec ging am Dienstag eine neue Halle in Betrieb. Bei der Eröffnung dabei (von links): Staatssekr­etär Johannes Hintersber­ger, Oberbürger­meister Kurt Gribl, Ulrich Amersdorfe­r und Projektlei­ter Tobias Wirtz.
Foto: Silvio Wyszengrad Bei Premium Aerotec ging am Dienstag eine neue Halle in Betrieb. Bei der Eröffnung dabei (von links): Staatssekr­etär Johannes Hintersber­ger, Oberbürger­meister Kurt Gribl, Ulrich Amersdorfe­r und Projektlei­ter Tobias Wirtz.

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