Loslassen lernen
Die Suche nach dem richtigen Babysitter ist nicht einfach. Und wenn man ihn gefunden hat, ist der Erfolg nicht garantiert
Der nächste Versuch dann mit einer älteren Dame. Sehr nett, sehr kinderlieb und sehr vertrauenswürdig. Nur als sie schließlich am vereinbarten Freitagabend kommt, sagt sie, sie habe noch nie auf so kleine Kinder aufgepasst. Oh. Aha. Na gut. Bis wir ihr dann erklärt haben, wie man Windeln wechselt, war der Schwung auszugehen, schon wieder weg. Akute Feierabenderschöpfung, die einen nach der Arbeitswoche tief ins Sofa drückt. Dazu noch der Gedanke, dass spätestens am nächsten Morgen um sechs schon wieder einer seine Milch möchte… Der innere Schweinehund ist leider ein ernsthafter Gegner.
Und hat man diese Hürden überwunden, kommt der schwierigste Teil ja erst: Loslassen. Weil man ja weiß, dass der Babysitter alles richtig machen wird – oder zumindest nicht so viel falsch, dass es ihm oder dem Kind Schaden zufügen würde. Vertrauen darauf, dass der Kleine nicht von Weinkrämpfen gepackt, verzweifelt mit tränenblinden Augen und hochrotem Kopf vergeblich nach seiner Mama oder seinem Papa krakeelen wird. Wenn man den ganzen Abend über vom schlechten Gewissen gepiesackt wird, bleibt man besser gleich daheim. Ach ja: Zum dritten Versuch sind schließlich die Großeltern angereist. Auf das schlafende Kind aufgepasst haben die schon öfter. Nun kam Stufe zwei: Abendessen und ins Bett gehen ohne Mama und Papa. Neu für alle Beteiligten.
Kurz: Bei unserer Rückkehr war alles ruhig in der Wohnung. Der Kleine schlief und hatte nicht geweint. Wir hatten einen schönen Abend. Nur die Großeltern, die sahen ziemlich erschöpft aus. Das heißt im Umkehrschluss: Kann man mal wieder machen. Irgendwann. Die Suche nach einem festen Babysitter geht weiter.
Matthias Zimmermann, 37, ist Vater eines Sohnes und hofft, dass eine liebe Nachbarin noch Lust auf Babysitten hat.
*** Unsere Kolumne finden Sie jeden Donnerstag an dieser Stelle. Nächste Woche: „Radlerleben“– Ansichten und Geschichten eines Radfahrers.