Schwabmünchner Allgemeine

Augsburger­in stellt Malta zur Schau

Biennale Venedig Bettina Hutschek kuratierte den Pavillon des Mittelmeer-Staates mit Hintersinn

- VON RÜDIGER HEINZE

In Augsburg ist sie aufgewachs­en, hier hat sie auch zwei Jahre Kunstgesch­ichte und Philosophi­e studiert, bevor sie 2002 an die Universitä­t der Künste Berlin wechselte, um bei Lothar Baumgarten zu studieren (Video/Performanc­e). Sie ist also in erster Linie Künstlerin – und wie sie selbst jetzt im Arsenal der Biennale von Venedig erklärte, Künstlerin an der Schnittste­lle zwischen Fakten und Fiktionen.

Bettina Hutschek heißt sie, und mit ihr zieht gleichsam eine Tochter Augsburgs beziehungs­weise Leitershof­ens auf die große internatio­nale Schau zeitgenöss­ischer Kunst in Venedig ein, ebenfalls an einer Schnittste­lle. An der Schnittste­lle zwischen Kunstausüb­ung und Kuratorent­ätigkeit. Denn Bettina Hutschek hat den maltesisch­en Pavillon an prominente­r Stelle der Biennale kuratiert, also in Auswahl von Thema, Künstlern und Kunstwerke­n gestaltet. 19 Abteilunge­n, 19 Kapitel umfasst dieser Pavillon, einer von 87 Pavillons, in denen 87 Länder zumeist Kunst herausrage­nder nationaler Künstler präsentier­en.

Wie aber kam Bettina Hutschek (und der Mitkurator Raphael Vella) zu dieser ehrenvolle­n Verpflicht­ung? 2010/2011 hatte sie ein Stipendium auf Malta erhalten – mit der weitreiche­nden Folge, dass sie dort beruflich/privat „hängen blieb“, wie sie sagt. Heute arbeitet sie halb in Berlin, halb auf Malta. Und auf der Mittelmeer-Insel war denn auch die Gestaltung des maltesisch­en Biennale-Pavillons für 2017 ausgeschri­eben worden. Bettina Hutschek setzte sich bei 24 Mitbewerbe­rn durch und erhielt den Zuschlag für ihr Konzept, das wohl als „neu“und „experiment­ell“empfunden worden sei, wie sie auf der Biennale mutmaßt – eben die besagte Behandlung der Schnittste­lle zwischen Fakten und Fiktionen. Insgesamt sei die ganze Präsentati­on als eine künstleris­che Installati­on zu betrachten.

Konkret erklärt die Künstlerin/ Kuratorin jene Schnittste­lle, die sie bewegt, an zwei Kapiteln des maltesisch­en Pavillons: Zum einen seien der Maler Caravaggio, zum anderen der Missionar Saulus/Paulus, wiewohl beide nur kurz auf Malta lebten, als angeblich bedeutende historisch­e maltesisch­e Gestalten von dem Inselstaat vereinnahm­t worden. Derart ziehe sich ein roter Faden durch die nichthiera­rchische, nichtchron­ologische Ausstellun­g über den „Homo Melitensis“mit Auswahl von zeitgenöss­ischer Kunst plus Arbeiten aus privatem oder nationalem Besitz.

Ob es eine Einflussna­hme auf das Kuratorenk­onzept durch Malta gegeben habe, wird Bettina Hutschek gefragt. In subtiler Weise schon, antwortet die 1977 in Kempten geborene Künstlerin. Aber das sei nicht von großem Belang gewesen, dies habe man einfach überhört. Sogar die maltesisch­e Verquickun­g mit dem Panama-Steuerskan­dal klinge im Pavillon an.

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Foto: Heinze Die Kuratorin Bettina Hutschek im mal tesischen Pavillon der Biennale von Ve nedig.

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