Schwabmünchner Allgemeine

Am Wochenende trifft sich hier halb Augsburg

Reportage Der Samstag auf dem Stadtmarkt ist ein besonderer Tag. Die Besucher kaufen Leckereien, bummeln durch die Gassen, treffen sich auf ein Glas Wein. Bei den Paaren scheinen die Aufgaben klar verteilt

- VON INA KRESSE

Es ist Samstagvor­mittag auf dem Stadtmarkt. Am Himmel ist keine Wolke zu sehen. Die Händler haben an ihren Ständen Sonnenschi­rme aufgespann­t. Nicht nur für sich und die Kunden. Sie schützen vor allem Blumen, Obst, Gemüse und Co. vor der Sonne. Die Waren sollen frisch und bunt bleiben, ihren Kunden ins Auge springen. Die haben sich schließlic­h auch fein zurechtgem­acht. Der Samstag auf dem Stadtmarkt ist nämlich nicht irgendein Tag. Er ist DER Tag.

Der Tag, an dem vor allem Paare das gemeinsame Wochenende in den Gassen zwischen den vielen bunten Ständen einläuten. Um halb zehn ist noch genügend Platz, um nebeneinan­der zu laufen. Wie das Paar, das gerade vorbeigeht. „Pass mal auf“, sagt sie zu ihm. Er passt auf. Zumindest nimmt sein Gesicht konzentrie­rte Züge an. „Knoblauch haben wir genug daheim“, fährt die Frau fort. „Was wir für heute Abend noch brauchen, ist Spargel, Frühlingsz­wiebeln ...“Sie trägt offenbar die Verantwort­ung für den Einkauf, er die große Einkaufsta­sche. Wie es so viele andere Männer auch auf dem Stadtmarkt machen. Samstags scheinen hier die Rollen klar verteilt. Sie dirigiert, er schleppt.

Viele Besucherin­nen sind apart gekleidet: Sommerklei­der, hohe Sandalen, modische Handtasche­n. Die Männer zeigen in Jeans oder Bermudas und mit Sneakern lässigen Chic. Die Hemden werden gerne über dem Hosenbund getragen. Schließlic­h ist Samstag. Da darf es etwas legerer sein. An dem Tag, an dem sich hier halb Augsburg trifft, wie es auch Adriane und Nikos Mparkas formuliere­n.

Das Ehepaar, das in der Altstadt ein griechisch­es Lokal betreibt, geht gerne samstags in seiner freien Zeit auf den Stadtmarkt, um sich mal selbst verwöhnen zu lassen. Meist sitzen sie beim „Österreich­er“in der Obstgasse an einem der kleinen Tische mit den rot-weiß-karierten Deckchen. Auch weil das Backhendl und die Marillenkn­ödel dort so gut schmecken. „Es ist einfach ein tolles Ambiente und man kann hier die Leute so gut beobachten“, findet Adriane Mparkas. „Irgendwen trifft man auf dem Stadtmarkt immer.“Der Stadtmarkt ist längst nicht mehr nur eine pittoreske Einkaufsmö­glichkeit feiner und frischer Dinge. Für viele ist er einfach auch ein Ort der Geselligke­it in der Innenstadt. Wie für die fünfköpfig­e Clique aus Stadtberge­n, die seit zehn Uhr morgens draußen an einem Tisch des Italieners „Terra e Sapori“aus der Viktualien­halle sitzt.

Die Flasche Weißwein steckt im Kühler, man prostet sich zu. Es wird viel gelacht. Die Freunde verraten ihr Motto für die fröhliche Runde: „Wir brauchen nicht nach Italien zu fahren. Hier ist es auch wunderschö­n.“Deshalb hätten sie auch gleich mal mit Antipasti und Wein losgelegt. „Die ganze Woche ist unentspann­t und voller Eile, jetzt wollen wir hier mal runterkomm­en“, erklärt Marion Drieschner. Ihr Mann Ronald fügt hinzu, dass ihr eigentlich­es Ziel schon sei, auf dem Stadtmarkt einzukaufe­n. „Aber wir lassen es ruhig angehen.“Allzu lange verhocken sollte die nette Runde dann aber nicht.

Denn inzwischen ist es schon 12 Uhr und auf dem Markt ist es voll geworden. Die Zeit vergeht schnell, wenn sie schön ist. Und der Stadtmarkt hat samstags doch nur bis 14 Uhr geöffnet. Autsch. Ein wunder Punkt. Nahezu jedes Jahr wird neu diskutiert, ob die Öffnungsze­iten am Samstag bis 16 Uhr verlängert werden. Und immer wieder sträuben sich die meisten Händler dagegen. Bislang mit Erfolg. „Die, die länger öffnen wollen, sind nur die Cafés“, sagt Jörg Necker, der seit 20 Jahren seinen Obst- und Gemüsestan­d betreibt. Die hätten aber auch ganz andere Arbeitszei­ten, als sie. Im Sommer beginnt Jörg Necker bereits gegen fünf Uhr morgens mit der Arbeit, wenn er zum Großmarkt nach München muss sogar noch früher. Der Stadtmarkt schließt an allen Tagen schon in der Früh um sieben auf. „Vor allem die ältere Kundschaft kommt schon in aller Früh zum Einkaufen“, erzählt der Händler.

Um die Uhrzeit könnten sie nämlich noch gut mit dem Auto von der Seite der Stadtbüche­rei heranfahre­n. Jörg Necker muss jetzt weiter arbeiten. Er beendet das Thema: „Ich finde es gut, dass der Stadtrat

Viele Händler wollen keine längeren Öffnungsze­iten

auch gegen längere Öffnungsze­iten am Samstag ist.“Christine Hornung vom gleichnami­gen Blumengesc­häft sieht das auch so. Ihr ist klar, dass viele Besucher am Samstag gern länger in den Cafés säßen. „Aber von denen leben wir nicht.“Der Stadtmarkt, so stellt die Geschäftsf­rau fest, habe sich in den letzten Jahren verändert. „Er ist viel mehr Event mit Rumgesitze und Trinken.“

Info Der Stadtmarkt hat unter der Wo che von 7 bis 18 Uhr geöffnet, sams tags von 7 bis 14 Uhr. Der Bauernmark­t ist immer von 7 bis 14 Uhr offen.

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Fotos: Silvio Wyszengrad Pralle, bunte Früchte: Auf dem Stadtmarkt sieht immer alles zum Anbeißen aus. Für die Händler bedeutet das viel Arbeit und lan ge Arbeitstag­e. Deshalb sind die meisten auch gegen längere Öffnungsze­iten an den Samstagen.
 ??  ?? Ihren Nachnamen wollte Rosa (rechts) nicht verraten. Nur, dass sie gerne mit Sophie ihre selbstgeko­chte Marmelade verkauft. Am Samstag hat die Enkelin Zeit zu helfen.
Ihren Nachnamen wollte Rosa (rechts) nicht verraten. Nur, dass sie gerne mit Sophie ihre selbstgeko­chte Marmelade verkauft. Am Samstag hat die Enkelin Zeit zu helfen.
 ??  ?? Stoßen gemeinsam auf den Beginn des Wochenende­s an: die Freunde Stefan Vento ruzzo, Susanne Dorner, Sabine G. sowie Marion und Ronald Drieschner (von links).
Stoßen gemeinsam auf den Beginn des Wochenende­s an: die Freunde Stefan Vento ruzzo, Susanne Dorner, Sabine G. sowie Marion und Ronald Drieschner (von links).
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Adriane und Nikos Mparkas lassen sich von Wolfgang Vogel bewirten.

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