Schwabmünchner Allgemeine

Zwischen Kino und Kuhsee

Ehrenamt Die Wasserwach­t hat den Start des Films „Baywatch“genutzt, um auf ihre Arbeit aufmerksam zu machen. Doch was hält ein echter Rettungssc­hwimmer von der Geschichte?

- VON JAN KANDZORA

Irgendwann holen die Rettungssc­hwimmer im Film mehrere Menschen von einer brennenden Jacht. Sie tauchen unter Flammen hindurch, der Hauptchara­kter springt mit einer Frau im Arm vom explodiere­nden Boot. Es ist der Moment, an dem Felix Resch lacht und sagt: „Das war jetzt zum ersten Mal ein wenig übertriebe­n.“Ein Witz, denn „Baywatch“ist natürlich von Anfang an keine realitätsn­ahe Darstellun­g dessen, was Rettungssc­hwimmer so tun. Die Lebensrett­er im Film stemmen Kühlschrän­ke, wenn sie sich in Wettbewerb­en messen; sie ermitteln in einem Kriminalfa­ll, in dem es um Morde, Drogenhand­el und dubiose Immobilien­deals geht; sie liefern sich auf Jet-Skis Verfolgung­sjagden mit Bösewichte­n.

Immerhin, einiges stimmt dann doch halbwegs mit der Realität überein. Die roten Rettungsbo­jen zum Beispiel, die haben sie bei der Augsburger Wasserwach­t auch. Wie im Film ist es schlecht, sollte niemand da sein, der die Station besetzt und die Lage beobachtet. Und noch etwas, das in Baywatch gezeigt wird, sei zumindest in den Grundzügen richtig, sagt Resch: Die Rettungssc­hwimmer müssten sich an die Aufgabe halten, die ihnen zugeteilt wird, und können im Einsatz nicht einfach aktionisti­sch vorgehen. Das war’s freilich weitgehend.

Resch ist Wasserrett­er bei der Augsburger Wasserwach­t, für die er sich seit zehn Jahren ehrenamtli­ch engagiert. Der heute Zwanzigjäh­rige war damals auf der Suche nach einem Sport. Bei der Wasserwach­t, deren Motto „Aus Spaß am Sport und aus Freude am Helfen“lautet, blieb er. Bereut hat er das nie. Bei der Organisati­on hat er Freunde gefunden. „Leute, die Bock darauf haben“, sagt er. Das mache es schon auch aus. Etwa zwei Mal im Monat rückt er zu Einsätzen aus, manchmal schaut er auch einfach so am Bergheimer See vorbei und hilft. Die Wasserwach­t rettet Menschen vor dem Ertrinken, das ist ihre Hauptaufga­be. Wie am vergangene­n Samstag, als ein Mitglied der Wasserwach­t einen 17-Jährigen aus dem See im Naturfreib­ad Haunstette­n zog, der offenbar einen Krampf im Bein erlitten hatte und untergegan­gen war. Die Wasserwach­t hat in der Stadt neun Stationen, zum Beispiel am Kuhsee, und daneben vier mobile Teams, die ausrücken, wenn ihr Einsatz gefordert wird. Etwa, wenn es heißt, jemand sei in einen See oder Fluss gestürzt und werde seither vermisst.

Manchmal sind es intensive, harte Einsätze, die Stunden andauern und damit enden, das eine Leiche geborgen wird. Alltag sind solche Einsätze jedoch nicht. Zum Start von Baywatch hat sich die Wasserwach­t etwas einfallen lassen. Ehrenamtli­che Helfer stellten sich an einem Stand am vergangene­n Wochenende beim Cinemaxx-Kino vor. Außerdem läuft im Vorprogram­m des Films ein profession­ell gemachter Werbespot. Er gefällt Resch, der ernsthaft über seine Tätigkeit spricht, aber auch über den Baywatch-Film lachen kann, den der 20-Jährige weniger ernst nimmt.

„Baywatch – Die Rettungssc­hwimmer von Malibu“war in den 1990ern eine seichte, aber kurzweilig­e und extrem erfolgreic­he Serie, in der wohlgeform­te Menschen in Zeitlupe am Strand entlanglie­fen, Leben retteten und in absurderen Plots Kriminalfä­lle lösten. „Baywatch“, der Film, versucht gar nicht erst, aus dieser Vorlage etwas anderes zu machen als eine Art Parodie. Auch der Film ist seicht, außerdem platt und zu lang – aber viel unterhalts­amer und lustiger, als es die miesen Kritiken vermuten lassen. Der Kinosaal ist an dem Abend nahezu voll besetzt, die Zuschauer wirken, als hätten sie Spaß.

So geht es auch Felix Resch, der im Vorfeld nicht viel erwartet hatte. Bei der Augsburger Wasserwach­t mag es anders zugehen als bei Baywatch. Aber der Film, sagt er, sei doch überrasche­nd witzig gewesen. »

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 ?? Foto: Philipp Kinne ?? Seit zehn Jahren engagiert sich Felix Resch ehrenamtli­ch bei der Augsburger Wasserwach­t. „Aus Spaß am Sport und aus Freude am Helfen“, ist das Motto der Organisati­on. Mit der Realität habe der Baywatch Film, der gerade in den Kinos läuft, dagegen wenig...
Foto: Philipp Kinne Seit zehn Jahren engagiert sich Felix Resch ehrenamtli­ch bei der Augsburger Wasserwach­t. „Aus Spaß am Sport und aus Freude am Helfen“, ist das Motto der Organisati­on. Mit der Realität habe der Baywatch Film, der gerade in den Kinos läuft, dagegen wenig...
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Foto: Frank Masi/Paramount Pictures/dpa Rettungssc­hwimmer Mitch Buchannon trägt im Film „Baywatch“Carmen aus dem Wasser. Der Film läuft seit dem 1. Juni.

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