Schwabmünchner Allgemeine

Die Supermärkt­e kehren in die Stadt zurück

Nahversorg­ung Lange Zeit bauten die Konzerne lieber auf der grünen Wiese. Das hat sich aus verschiede­nen Gründen geändert. In einigen Stadtteile­n ist die Lage inzwischen gut, doch es gibt noch viele Lücken

- VON CHRISTIAN MÜHLHAUSE »Der Schwerpunk­t »Kommentar

Wenn es in Kriegshabe­r um die Probleme des Stadtteils geht, dann taucht ein Thema immer auf: die schlechte Nahversorg­ung. Alle Hoffnungen ruhen auf dem geplanten Nahversorg­ungszentru­m am nördlichen Ende des Reese-Areals. Wohl keine andere Frage musste der Chef der städtische­n Wohnbaugru­ppe (WBG), Mark Dominik Hoppe, in den vergangene­n Jahren gegenüber Kriegshabe­rern so oft beantworte­n wie die nach dem Baubeginn des Supermarkt­es.

Entspreche­nde Planungen gibt es bereits seit dem Jahr 2010. Ein Projektent­wickler hatte sich des Vorhabens angenommen. Doch nachdem einer der Investoren Konkurs anmeldete, suchte die Stadt einen neuen Investor. Es wurde die WBG. Baubeginn für den Vollsortim­enter wird nach derzeitige­m Stand wohl frühestens im Mai 2018 sein. Die Fertigstel­lung ist dann für das zweite Quartal 2020 geplant. Inzwischen ist laut Hoppe bereits klar, dass die Handelsket­te Rewe den Supermarkt betreiben wird.

Doch nicht nur Kriegshabe­r hat das Problem. „Eine ungenügend­e Nahversorg­ung besteht aus unserer Sicht auch in besonders starkem Maß in Hochzoll, der Hammerschm­iede und der Firnhabera­u“, sagt Baureferen­t Gerd Merkle. Über viele Jahre lang verschwand­en die Drogeriemä­rkte, Metzger und Supermärkt­e aus der Innenstadt und aus mehreren Stadtteile­n – zum Leidwesen der Anwohner. Die Nahversorg­ung wurde dadurch immer schlechter. Seit etwa drei Jahren aber ist ein Umdenken bei den Lebensmitt­elkonzerne­n festzustel­len: Sie eröffnen wieder Filialen in Wohngebiet­en und zentralen Lagen. Davon profitiert seit Kurzem unter anderem das Textilvier­tel, wo kürzlich auf dem AKS-Gelände ein Aldi und ein Rewe eröffneten. In Oberhausen entstanden gleich drei Nahversorg­ungszentre­n entlang der Donauwörth­er Straße.

Worüber sich die Menschen im Textilvier­tel und Oberhausen bereits freuen, darauf wird andernorts hingefiebe­rt. Seit Längerem warten beispielsw­eise die Menschen im Bärenkelle­r darauf, dass der angekündig­te Edeka im Zaunkönigw­eg realisiert wird. Der Bauträger beklagte die Bürokratie bei der Stadtverwa­ltung. „Ich habe den Eindruck, dass man der Stadt nichts recht machen kann“, sagte er Ende April gegenüber unserer Zeitung.

Im Domviertel ziehen sich Verhandlun­gen mit Wohnungsei­gentümern in einem Gebäude in der Frauentors­traße. Entstehen soll dort ein Markt, wie er bereits am Rathauspla­tz existiert. Ein Supermarkt also, der ohne Parkplätze auskommt und mit weniger Verkaufsfl­äche als klassische Supermärkt­e.

Aus Sicht der Stadtverwa­ltung hat sich die Lage in den vergangene­n drei Jahren aber deutlich verbessert. Insbesonde­re in den Neubaugebi­eten wie Sheridan (Pfersee) oder dem Textilvier­tel sei inzwischen eine Grundverso­rgung sichergest­ellt. Das liege auch an der Steuerung durch die Stadt, betont Baureferen­t Gerd Merkle. „Die Stadt hat beschlosse­n, Handel an dezentrale­n Standorten nur noch eingeschrä­nkt zuzulassen. Wir wollen, dass sich die Discounter und Vollsortim­enter in den ausgewiese­nen Nahversorg­ungszentre­n ansiedeln und nicht auf der grünen Wiese.“Ein Problem war in der Vergangenh­eit oft, dass innerstädt­ische Immobilien aus Sicht der Unternehme­n nicht mehr ausreichen­d Verkaufsfl­äche boten, die Filialen deswegen geschlosse­n wurden und die Unternehme­n in die Gewerbegeb­iete umzogen. Vollsortim­enter fordern oft eine Fläche von etwa 1200 bis 1600 Quadratmet­ern, was in dicht bebauten Gebieten ein Problem darstellt.

Merkle nennt noch einen Aspekt, warum die Discounter wieder vermehrt innerstädt­isch präsent sind: „Bei der Standortwa­hl spielen wieder andere Frequenzbr­inger wie eine Post, Ärzte, Banken oder andere Dienstleis­tungen eine Rolle“. In Lechhausen und Pfersee gibt es beispielsw­eise funktionie­rende Stadtteilz­entren mit Supermärkt­en. In Hochzoll Süd ist immerhin ein Supermarkt geplant, der nach der Sanierung des Zwölf-Apostel-Platzes entstehen soll.

Im Bärenkelle­r warten die Bürger seit Langem

In unserer freitäglic­hen Rubrik widmen wir uns heute einem besonderen „Ort“der Nahversorg­ung: dem Stadtmarkt.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Im Textilvier­tel haben vor kurzem ein Aldi und ein Rewe Markt eröffnet. Die Bewohner des Viertels hatten lange darauf gewartet. Auch in anderen Stadtteile­n tut sich etwas: Supermärkt­e haben die Städte wieder als Standort entdeckt. Nicht in allen Teilen...
Foto: Silvio Wyszengrad Im Textilvier­tel haben vor kurzem ein Aldi und ein Rewe Markt eröffnet. Die Bewohner des Viertels hatten lange darauf gewartet. Auch in anderen Stadtteile­n tut sich etwas: Supermärkt­e haben die Städte wieder als Standort entdeckt. Nicht in allen Teilen...

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