Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung
Soziales Wie Schwabmünchner und Lechfelder Kindergärten das Rotary-Projekt „Deckel drauf“unterstützen
Schwabmünchen Kinder im Lechfeldkindergarten spielen mit Kunststoff-Flaschendeckeln. Sie bilden kleine Türme, ordnen die Deckel nach der Farbe. Zwei kleine Jungs sind dabei, immer zehn Deckel abzuzählen. Ein Mädchen ordnet Flaschendeckel so an, dass eine farbige Blume entsteht.
„Die Kinder hier im Kindergarten in der Röthstraße haben viel Freude damit, mit den Deckeln zu spielen. Ganz nebenbei lernen sie dabei zählen und die Farben kennen“, sagt Erzieherin Birgit Lux. Hans-Peter Freudenberger, Präsident vom Rotary Club Schwabmünchen, ist vor Monaten mit der Bitte auf sie zugegangen, Kunststoffflaschendeckel zu sammeln. Dabei verfolgte Freudenberger ein anderes Ziel: „Unser Rotary Club hat das Projekt „Deckel drauf“in der Region eingeführt, um damit das große Ziel von Rotary international zu unterstützen, weltweit die Krankheit Poliomyelitis, die Kinderlähmung, auszurotten.“Die Poliomyelitis ist eine durch Viren übertragbare Nervenkrankheit, die zu schweren Lähmungen, aber auch zum Tod führen kann. Das Gute ist, dass es eine Impfung gegen Polio gibt. „Rotary international hat 1985 das ,Projekt PolioPlus‘ ins Leben gerufen, die weltweite Beseitigung der Kinderlähmung das große Ziel. Rotary selber hat bisher eine Milliarde USDollar zu diesem Zweck aufgebracht, durch Fundraising beläuft sich die Gesamtsumme auf eine Billion“, sagt Freudenberger, der im Hauptberuf als Arzt tätig ist.
1994 war die Krankheit in den Ländern komplett beseitigt. 2006 gab es Poliomyelitis nur noch in Indien, Nigeria, Pakistan und Afghanistan. 2014 konnte Indien poliofrei erklärt werden.
Was haben jetzt Kunststoff-Flaschendeckel mit Kinderlähmung zu tun? Kunststoffdeckel von Getränkeflaschen oder Getränkekartons aus HDPE (High-Density-Polyethylen) oder PP (Polypropylen) sind hochwertiger Kunststoff; sie besitzen hohe Dichte, das Material lässt sich leicht recyceln. Die Deckelgröße bis vier Zentimetern Durchmesser ist dazu geeignet, den Kunststoff in Mahlwerken zu granulieren. Größere Materialien, die auch aus HDPE oder PP bestehen, sind wegen der Ausmaße für den Granulierprozess in Mahlwerken ungeeignet. Etwa 500 Deckel ergeben für das Projekt „Deckel drauf“einen Erlös, der ausreicht, eine Impfung gegen Poliomyelitis zu finanzieren. Diese Schluckimpfung kosamerikanischen tet etwa 50 amerikanische Cent. „Die Rotary Clubs Schwabmünchen und Landsberg haben es geschafft, für die Region eine Logistik aufzubauen, damit war der Weg frei für ein Projekt. Als Otto Frischeisen von der Firma Kroen einen Lagerplatz zur Verfügung stellte, habe ich die Kindergärten Schwabmünchens angesprochen und auch den Lechfeldkindergarten in Lagerlechfeld. Und alle haben mitgemacht“, sagt Freudenberger. Im St.-MichaelKindergarten, im ChristophorusKindergarten, im Luise-SchepplerKindergarten, im Kinderlachen, im Don Bosco-Kindergarten in Schwabegg sowie im Lechfeldkindergarten in Lagerlechfeld werden seither fleißig Deckel gesammelt.
Die bunte Sammelstelle ist gleich im Eingangsbereich des Kindergartens zu sehen. „500 Deckel reichen für eine Impfung gegen Poliomyelitis, 500 Deckel für ein Leben ohne Kinderlähmung“, sagt Sabina Weber, Leiterin des St.-Michael-Kindergartens Schwabmünchen. Wer Flaschen im Getränkemarkt ohne Kunststoffdeckel abgibt, erhält das Pfand trotzdem zurück.