Mit 14 Jahren schon im Cockpit
Segelflug Sören Haaphoff ist nicht nur Pilot, sondern auch Autofahrer. Wie geht das denn?
Schwabmünchen Pilot sein und Autofahren mit 14 Jahren? Geht das? Sören Haaphoff beweist, dass es nicht nur möglich ist, sondern sogar legal.
Wunderbar warm, strahlend blauer Himmel. Sören Haaphoff sitzt mitten auf einer Wiese auf einer blauen Couch und blickt durch seine verspiegelte Sonnenbrille glücklich nach oben. Dort säuselt es leise: Ein Segelflugzeug nähert sich.
Fliegen, das ist das große Hobby des 14–Jährigen. Kein Wunder. Saß er doch schon im Pampers-Alter im Flieger. Warum? Sein Vater, Oberstleutnant Thorsten Haaphoff, ist nicht nur begeisterter Berufsund Privatpilot, sondern auch Fluglehrer auf den verschiedensten Flugzeugmustern bis hinauf zur Transall und bringt es inzwischen auf über 8000 Flugstunden.
„Mit zwei Jahren saß ich zum ersten Mal im Flugzeug, und zwar auf dem Schoß von meinem Papa. Damals begann wohl meine Faszination fürs Fliegen“, erzählt Sören, während er den Blick von den immer wieder startenden und landenden Segelfliegern auf dem Schwabmünchner Flugplatz nicht lassen kann. Für ihn stand schon im Vorschulalter fest: „Ich will auch einmal Pilot werden.“Diesen Traum hat er sich jetzt erfüllt, und zwar so früh wie irgend möglich.
Am 2. April dieses Jahres begann er mit seiner Ausbildung bei seinem Vater und zwei weiteren Fluglehrern. Nach viel Theorie und nur 28 Starts war das erste große Etappenziel am 22. Mai kurz nach seinem 14. Geburtstag erreicht: der erste Alleinflug.
„Das ist unglaublich schnell“, erzählt seine Mutter stolz. „Ich habe mir bei unzähligen Flügen mit meinem Papa immer ganz genau abgeschaut, was er macht“, erklärt der Sohn dazu.
Und der Vater sagt: „Außerdem hat Sören viel Talent. Normalerweise brauchen Flugschüler etwa 60 bis 80 Starts und Landungen, bevor sie allein ans Steuer dürfen.“
Aufgeregt war Sören nach eigenen Angaben beim ersten Alleinflug nicht. „Ich weiß ja, dass ich es kann.“Ein tolles Erlebnis war es für ihn trotzdem: „Das Flugzeug allein in der Hand haben und machen dürfen, was man will, das war super.“Natürlich ist der Flugschüler dabei immer unter der Aufsicht der Fluglehrer, allerdings vom Boden aus und mit Funkkontakt.
Der Sohn war also nicht aufgeregt, die Mutter schon, wenigstens ein bisschen: „Vor dem Tag, wenn er den Führerschein fürs Auto hat, habe ich mehr Angst“, sagt sie, ob wohl der Kleine schon mit Zehn, natürlich nur auf dem Flugplatzgelände, das Autofahren lernte und seit- dort umher cruist: Fallschirme und Flieger zurückholen und alle möglichen anderen Aufgaben erledigen.
Worin liegt für Sören der Reiz des Fliegens? „Es ist einfach ein tolles Gefühl, sich ohne Stau zu bewegen und mit den Vögeln leise durch die Lüfte zu kreisen“, meint der Untermeitinger verschmitzt.
Bevor er aber so richtig mit dem Segelflieger auf Strecke gehen darf, vergehen fast noch zwei Jahre. „Frühestens mit 16 Jahren kann der Privatpilotenschein abgelegt werden. Bis dahin muss Sören noch viel Theorie pauken, Thermik- und Überlandflüge absolvieren und Außenlandungssowie Seilrissübungen hinter sich bringen“, erklärt der Vater.
Doch die erste wichtige Etappe hat der Gymnasiast schon hinter sich: den Alleinflug. Und der wird natürlich ganz speziell gefeiert. „Du bekommst einen großen Trichter hinten in die Hose gesteckt und dann wird kaltes Wasser reingekippt. Außerdem gibt es einen Blumenstrauß mit allem, was brennt und sticht, Brennnesseln und so etwas. Und dann kriegst du von allen noch Schläge auf den Hintern. Alles soll dabei helfen, noch mehr Gefühl beim Fliegen zu bekommen.“
Diese unangenehmen Rituale halten den Schüler, der auch gerne Fußball und Schlagzeug spielt, naher türlich nicht von seinem Hobby Segelfliegen oder vom Wunsch nach dem Pilotenschein ab. Er möchte sogar später beruflich im Cockpit sitzen: „Eigentlich wollte ich bei der Lufthansa fliegen. Aber da sind die Aussichten sehr schlecht. Jetzt will ich Hubschraubepilot bei der Bundespolizei werden.“
Spricht’s, schwingt sich wieder ins Cockpit des Segelfliegers und steigt beim Windenstart mit einer Beschleunigung von etwa drei Sekunden auf mehr als 100 Stundenkilometer, also etwa wie ein Formel1-Rennwagen, in die Lüfte.
Seine Mutter bleibt als Zuschauerin am Boden. Ihr wird im Segelflieger schlecht.