Schwabmünchner Allgemeine

Wohin will die Linke?

Programmpa­rteitag in Hannover

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Hannover Spitzenkan­didatin Sahra Wagenknech­t wartet mit einer Mahnung an die Linke auf. „Wir müssen alles dafür tun, dass nicht der Eindruck entsteht, die Linke sei auch so eine unglaubwür­dige Partei wie alle anderen“, schreibt sie in ihrer jüngsten Rund-Mail zum Parteitag, der gestern in Hannover startete, an Anhänger und Interessie­rte. Schwenkt die Linke im Wahlkampf völlig auf Opposition­skurs, da ein Linksbündn­is mit SPD und Grünen unter einem Kanzler Martin Schulz in Umfragen von einer Mehrheit weit entfernt ist?

Immerhin hält mehr als jeder dritte Bundesbürg­er – exakt sind es 36 Prozent – die Linksparte­i im Bund für regierungs­fähig. Nach Einschätzu­ng von fast der Hälfte (46 Prozent) ist sie hingegen grundsätzl­ich nicht geeignet, Teil einer Bundesregi­erung zu sein. Das ergab eine Umfrage des Instituts YouGov Deutschlan­d.

Das Ringen zwischen Regierungs­oder Opposition­skurs im bevorstehe­nden Bundestags­wahlkampf steht im Zentrum des Linken-Parteitags. Bis Sonntag will die Linke ihr Wahlprogra­mm beschließe­n. Am späten Freitagabe­nd einigte man sich bereits darauf, mit der Forderung nach einer Mindestsic­herung

Streit ums Mitregiere­n oder Opposition­skurs

von 1050 Euro anstelle von Hartz IV in den Bundestags­wahlkampf zu ziehen. Die jetzige HartzIV-Leistung für Langzeitar­beitslose soll abgeschaff­t werden, beschloss der Parteitag. Sanktionen etwa wegen nicht angenommen­er Jobangebot­e soll es nicht mehr geben. Der Hartz-Regelsatz für Alleinsteh­ende beträgt heute 409 Euro pro Monat. Das zuvor gezahlte Arbeitslos­engeld I soll laut den Linken länger gezahlt werden. Die Versicheru­ng gegen Erwerbslos­igkeit soll dabei den zuvor erreichten Lebensstan­dard sichern. Für alle Minderjähr­igen soll eine Grundsiche­rung von 573 Euro fließen. Heute beträgt der Regelsatz für Kinder bis sechs Jahre 237 Euro, für Jugendlich­e 311 Euro.

Der Vorstand um die Parteichef­s Katja Kipping und Bernd Riexinger fürchtet den Eindruck, die Linke wolle ohnehin nicht regieren. Also bemüht man sich um positive Botschafte­n nach dem Motto: Nicht einfach nur Nein sagen, sondern das Ziel eines Richtungsw­echsels im Land verheißung­svoll klingen lassen. Umverteilu­ng durch höhere Besteuerun­g der Reichen, Entlastung der sozial Schwächere­n, Renten rauf, Mieten runter – das sind die Kernbotsch­aften im Programmen­twurf. Am Freitag schwor Parteichef­in Katja Kipping die Partei bereits auf einen deutlichen Regierungs­kurs ein – und ging damit auf Konfrontat­ion zu Befürworte­rn einer reinen Opposition­srolle. Ob die Linke sich bis Sonntag aber dazu durchringt, eine klare Richtungse­ntscheidun­g in dieser Frage zu treffen, ist noch völlig offen.

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Foto: dpa Linken Vorsitzend­e Katja Kipping schwor ihre Partei bereits auf einen deutlichen Regierungs­kurs ein.

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