Erwählt sind die Kleinen
Dieses Jahr feiert die katholische Kirche das 100-jährige Jubiläum der Erscheinungen von Fatima. Zwischen Mai und Oktober 1917 erschien dort die heilige Maria drei Hirtenkindern. Die Kinder waren sieben, neun und zehn Jahre alt. Die Erscheinungen sind kirchlich anerkannt.
Gott offenbart sich den Kleinen. Die Kirchengeschichte ist voll von persönlichen Mitteilungen Gottes, oft durch Jesu Mutter Maria. Diese „Nachrichten“, Bilder und Inspirationen erfahren Kleine: Kinder, Jugendliche, Arme und nicht selten Menschen mit einer körperlichen Krankheit. Oder solche – wie beispielsweise Franziskus von Assisi – der Reichtum verschenkte, um arm zu sein vor Gott. Das Schwache erfährt Gott. Ein Gedanke, der nicht so recht passen will in eine Welt der Starken, Reichen, Gesunden, Erfolgreichen und Bejubelten. Anerkennung und Beliebtheit stehen ganz oben auf der Wunschskala der meisten Menschen. Durch Leistung und Selbstoptimierung versuchen wir zu den Gewinnern zu gehören. Ellenbogen und Machtgerangel sind in Familie und Beruf notwendig, um Alphatier zu werden. In Politik ist Mobbing an der Tagesordnung und macht auch vor Kirchen nicht halt. „Political correctness“, Anbiederei an Medien und zweckorientiertes Gutmenschentum sind nicht selten die Stufen zum vermeintlichen Erfolg. Da legen dann auch mal die kirchlichen Großen ihre Kreuze ab … Gott hat andere Maßstäbe. „Das Schwache in der Welt hat Gott erwählt … damit kein Mensch sich rühmen kann vor Gott“, schreibt Apostel Paulus an die Korinther, und Psalm 8,3a sagt: „Aus dem Mund der Kinder und Säuglinge schaffst du dir Lob.“Nicht der Reiche, der Gewinner, der mit den meisten „Likes“„hört“und „sieht“Gott. Denken wir daran, wenn wir Kinder zur Selbstoptimierung erziehen, Alte und Kranke uns lästig sind und wir den Ungeborenen das Lebensrecht absprechen. Erwählt, Gott zu schauen, sind die „Kleinen“.