Schwabmünchner Allgemeine

Bella Japan

Test Der Fiat 124 Spider wird zwar in Asien gebaut, an „Dolce Vita“mangelt es ihm aber nicht

- VON STEFAN DRESCHER

Wenn es bei Fiat-Fans um den 124 Spider geht, wird es nostalgisc­h. Klar, bei so viel Tradition, die bis zum Ende der 1960er Jahre zurückreic­ht. La Dolce Vita auf der Straße, was für ein Auto!

Nach über 30 Jahren Produktion­spause ging der Roadster-Klassiker im vergangene­n Jahr in die Neuauflage. Eine astreine Wiedergebu­rt war es allerdings nicht. Denn wer den Zweisitzer heute kauft, bekommt neben Bella Italia auch eine ordentlich­e Portion Made in Japan: Der neue Spider wird – welch Wunder der Globalisie­rung – bei Mazda in Hiroshima gebaut. Dort geht der Roadster gemeinsam mit dem Erfolgsroa­dster der Asiaten, dem

MX-5, vom Band.

Fiat hat die asiatische Abstammung seines kleinen Sportlers allerdings gut kaschiert. Von außen betrachtet, kommt der Spider komplett eigenständ­ig daher. Vorne schöner als hinten, alles in allem im Sommer aber vor jeder Eisdiele ein Hingucker. Sogar die charismati­sche Front des Klassikers mit den dominanten Scheinwerf­ern wurde gefällig in die Neuzeit übersetzt.

Der erste Eindruck prägt bekanntlic­h. Und so kann man den zweiten beim Einsteigen gerade noch verschmerz­en. Der Innenraum deckt sich in vielen Teilen mit dem des MX-5. Bis auf die Ledersitze regiert hier Einfachhei­t in Kunststoff. Was man dem Japaner als funktional­en Purismus durchgehen lässt, enttäuscht bei einem Auto mit der Historie des Spiders doch ein wenig. Oder anders gesagt: Ein bisschen mehr Flair hätte man sich schon gewünscht - zumal Fiat mit einem „luxuriösen“Interieur wirbt.

Wie gesagt: verschmerz­bar. Zumal beim Roadster die Wahrheit bekanntlic­h ohnehin auf der Straße liegt. Und da ist der kleine Italiener ein echt Großer. Unter der Haube setzt Fiat letztlich nämlich doch auf südländisc­hes Temperamen­t: Statt des Vierzylind­er-Saugers von Mazda kommt hier der hauseigene 1,4-Liter-Turbomotor zum Einsatz, was eine wirklich weise Entscheidu­ng ist. Aus sportliche­r Sicht ist der 124 Spider seinem japanische­n Bruder damit nämlich in allen Belangen überlegen. 140 PS und 240 Newtonmete­r Drehmoment auf der Hinterachs­e machen den Roadster in allen Drehzahlla­gen zu einem beherzten Sprinter mit beeindruck­endem Durchzug. Überholen bei Tempo 140? Kein Problem. Dazu gibt es einen knurrigen, satten Sound, den man von so einem kleinen Sportler gar nicht erwartet hätte. Das Fahrwerk fällt hingegen deutlich weniger hart und straff aus als beim Mazda, was bei einem Alltagsspo­rtler aber durchaus okay ist.

Bleibt noch die Frage: Quanto costa? Die getestete Top-Variante „Lusso“gibt’s ab 26990 Euro. La Dolce Vita hat eben seinen Preis.

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Foto: Fiat Tolles Design, ganz im Sinne des Klassikers: der neue Fiat 124 Spider.

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