Im alten Benz bis zum Nordkap
Benefizprojekt Michael Binz und André Kinne fahren durch zehn Länder und sammeln dabei Spenden für den Ziegelhof – mit einem alten Benz
Gessertshausen/Thannhausen Um ein Haar wäre neulich der alte ShellAtlas aus dem Keller im Altpapier gelandet. „Den brauchen wir doch noch“, konnte André Kinne aus Margertshausen gerade noch seiner Frau zurufen.
Denn der 47-jährige Grafikdesigner wird ja in ein paar Tagen mit seinem Freund Michael Binz als „Team 313“an der „Baltic Sea Circle Rallye“teilnehmen, die in 16 Tagen rund um die Ostsee durch zehn Länder führt, für einen guten Zweck ist und ein paar ganz spezielle Regeln hat: So muss das Fahrzeug für den Trip mindestens 20 Jahre alt sein, es dürfen keine Autobahnen befahren und kein Navigationsgerät benutzt werden.
Deshalb muss auch der alte Straßenatlas ran. Die Route ist allerdings nicht vorgegeben, denn man möchte auch vermeiden, dass die 200 teilnehmenden Fahrzeuge in Kolonne fahren. „Es ist ein Jugendtraum von mir, die Ostsee zu umrunden“, erzählt Michael Binz, ein 50 Jahre alter Informatiker aus Thannhausen. Er hat mit seinem alten Freund André schon „seit Jahrzehnten“die Welt bereist, an einer Rallye nehmen sie aber zum ersten Mal teil. Auf die Idee kamen sie anhand eines Zeitungsberichts in der
AZ. Das erste Abenteuer sei laut André Kinne der Autokauf gewesen. Alt musste es sein, aber trotzdem soll das Fahrzeug sie rund 10000 Kilometer zuverlässig transportieren. Die Wahl fiel auf einen Mercedes C 180 T, Baujahr 1996. 1800 Euro hat er noch gekostet. Und er hat sogar eine Klimaanlage! „Die vielen Aufkleber überdecken gut die rostigen Stellen“, sagt Michael Binz. Aber da der Benz schon 270000 Kilometer auf dem Tacho hat, werde er wohl weitere 10 000 Kilometer auch noch schaffen, hofft das Team 313. Ihr Leitspruch lautet: „Possunt quia posse videntur!“, was so viel heißt wie „Sie schaffen es, weil sie glauben, es zu schaffen!“
Vor dem Start am 17. Juni in Hamburg wollen die beiden Freunde noch eine Menge Spenden sammeln für den Ziegelhof des Bunten Kreises in Stadtbergen, die kranken Kindern mit einer tiergestützten Therapie helfen. Preisgeld oder Ähnliches gibt es nicht, im Gegenteil: Die Teilnehmer verpflichten sich, einen Mindestbeitrag zu spenden. „Für uns springt nur das Abenteuer raus“, aber die beiden hoffen, dass sie möglichst viel Geld für den guten Zweck sammeln und weitere Sponsoren gewinnen können – und natürlich unbeschadet wieder zu Hause ankommen. „Wir werden sehen, ob wir uns nach der Reise immer noch so gut verstehen“, witzeln die beiden. Obwohl sie ihren Benz so ausgestattet haben, dass sie zur Not auch im Auto übernachten können, werden sie in einem richtigen Bett übernachten. Die Rallye ist kein Rennen, es müssen nur ein paar fixe Punkte angefahren werden wie das Nordkap und Sankt Petersburg. Ziel ist wieder Hamburg am 2. Juli.
„Die vielen Aufkleber überdecken gut die rostigen Stellen.“
Michael Binz