Schwabmünchner Allgemeine

Wie evangelisc­h ist unsere Stadt heute?

Spurensuch­e Rund 15 Prozent der Bürger sind Protestant­en. Doch die Kirche ist an vielen Orten präsent – ein Überblick

- VON JÖRG HEINZLE

● Bevölkerun­g In Augsburg wohnten zum Ende des Jahres 2015 rund 43000 Bürger mit evangelisc­hem Glauben. Das sind rund 15 Prozent der Bevölkerun­g. Katholiken gibt es deutlich mehr. Zum Stichtag Ende 2015 waren es rund 118000 und damit knapp 42 Prozent der Bewohner. Die größte Gruppe ist aber inzwischen die mit einem anderen oder gar keinem Glauben: Sie umfasst gut 120000 Bürger – oder 43 Prozent. Anfang des 19. Jahrhunder­ts war das anders. Damals waren rund 60 Prozent der Augsburger Katholiken und 40 Prozent Protestant­en. Allerdings gehörten zu der Zeit zahlreiche katholisch geprägte Vororte noch nicht zur Stadt.

● Kirchen Die St.-Anna-Kirche ist die wichtigste Kirche für die Protestant­en. 1983 entstand die „Lutherstie­ge“zum 500. Geburtstag des 1518 in Augsburg vor den Reichstag geladenen Reformator­s Martin Luther. Im Ostchor der Kirche hängt das bekannte, von Lucas Cranach dem Älteren gemalte Luther-Bildnis. Im Westchor der Kirche findet man die Fugger-Kapelle, die Grablege Jakob Fuggers. Einen prominente­n Platz am Südende der Maximilian­straße hat die evangelisc­he Ulrichskir­che. Im Jahr 1526 wurde das frühere Predigthau­s, das direkt an die katholisch­e Basilika anschließt, den Protestant­en als Pfarrkirch­e überlassen. Die beiden Ulrichskir­chen erinnern an den Frieden zwischen den Konfession­en und an die „Augsburger Parität“. Die evangelisc­he Heilig-Kreuz-Kirche wurde 1652/53 an der Stelle gebaut, an der bis 1630 bereits ein protestant­ischer Kirchenbau stand. Auch hier in direkter Nachbarsch­aft: die katholisch­e Heilig-Kreuz-Kirche. ● Friedenfes­t Am 8. August begeht die Stadt das „Hohe Friedensfe­st“. 1650 wurde es von den Protestant­en in Erinnerung an den Westfälisc­hen Frieden von 1648 und die Augsburger Parität gestiftet. Im Jahr 1949 machte der Bayerische Landtag das Friedensfe­st zum staatliche­n Feiertag. Augsburg hat damit seither einen Feiertag mehr als alle anderen Orte in Bayern.

● Bildung In Augsburg ist die evangelisc­he Kirche der Träger von rund 15 Kindertage­sstätten. Es gibt in Pfersee die evangelisc­he Lichtenste­in-Volksschul­e und das StettenIns­titut – ein Gymnasium und eine Realschule für Mädchen. Die „Junge Werkstatt“ist ein Ausbildung­sund Beratungsp­rojekt für arbeitslos­e Jugendlich­e. Erwachsene­nbildung findet vor allem im Evangelisc­hen Forum Annahof statt. Hier betreibt die Kirche übrigens auch ein öffentlich­es Parkhaus.

● Soziales Zum Diakonisch­en Werk Augsburg gehören rund 35 Einrichtun­gen und Dienststel­len – vom Altenpfleg­eheim über die Sozialstat­ion und das Betreute Wohnen für psychisch kranke Menschen bis zu ambulanten Angeboten für Kinder, Jugendlich­e und Familien. Auch das Jugendhaus „Lehmbau“in Hochzoll ist ein Beispiel für die soziale Arbeit der Kirche. Nahezu allen Augsburger­n ein Begriff ist auch die evangelisc­he Diakonisse­nanstalt – kurz Diako. Das 1893 eingeweiht­e Krankenhau­s gibt es noch immer. Es heißt heute „Die Stadtklini­k“. Und es leben im Diako auch noch evangelisc­he Schwestern – allerdings fehlt es am Nachwuchs.

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