Bevölkerungs Zuwachs schwächt sich ab
Demografie Seit Anfang des Jahres hat Augsburg kaum Einwohner dazugewonnen. Das war in den vergangenen Jahren anders. Sehen die städtischen Statistiker darin vielleicht eine Trendwende?
Augsburg dürfte in diesem Jahr weniger wachsen als in den vergangenen Jahren. Zuletzt war die Bevölkerung jährlich um rund 5000 Einwohner gewachsen. Doch der Zuwachs hat sich zumindest in den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres deutlich abgeschwächt. Wie das städtische Statistikamt auf Anfrage mitteilte, gab es Ende Mai 293751 Augsburger – das ist im Vergleich zum Jahreswechsel ein Plus von nur gut 300 Köpfen.
Zwar findet das stärkste Wachstum traditionell immer im Herbst statt, wenn das Ausbildungsjahr und das Wintersemester an Uni und Hochschule beginnen, doch die Sta- gnation im Frühjahr ist im Vergleich zu den Vorjahren ungewöhnlich. Von einer Trendwende will Sebastian Schneid vom Amt für Statistik und Stadtforschung aber noch nicht sprechen. „Dafür sollte man zumindest noch die Entwicklung des gesamten Jahres 2017 abwarten.“
Denn punktuelle Einbrüche bei der Bevölkerungszahl habe es auch in der Vergangenheit gegeben, ohne dass diese den generellen Aufwärtstrend stoppten. Beispiel: Im August 2016 sank die Einwohnerzahl im Vergleich zum Vormonat zum ersten Mal seit 2011. „In den Monaten September und Oktober 2016 war aber die Zunahme der Bevölkerung wieder genauso groß wie in den Jahren zuvor, wodurch die Abnahme als ausgeglichen werden konnte“, so Schneid. Das bisher geringe Wachstum des Jahres 2017 sei auch darauf zurückzuführen, dass auch im Januar ein Rückgang um 163 Personen zu verzeichnen war.
Man gehe nach wie vor davon aus, dass Augsburg im Jahr 2019 die 300000-Einwohner-Grenze knacken wird. Die bisherige Prognose aus dem vergangenen Jahr geht aber auch davon aus, dass sich das Wachstum ab 2018 verlangsamen wird. Ab 2020 kommt es fast vollständig zum Erliegen. Bis 2030 wird eine Zunahme auf 305 000 Bewohner vorhergesagt.
Bis zum kommenden Herbst wollen die Statistiker eine aktualisierte Prognose berechnen. Dabei werden, vereinfacht gesagt, die Entwicklungen der Vorjahre betrachtet und in die nähere Zukunft fortgeschrieben.
Die Augsburger Bevölkerung ist seit 2011 um rund 23000 Personen gewachsen. Das entspricht einer Zunahme um etwa neun Prozent innerhalb von sechs Jahren. Vor allem innerdeutsche Zuzügler sind für das Wachstum verantwortlich, wobei auch die Geburtenzahlen in Augsburg in den vergangenen Jahren wieder angezogen haben (allerdings sterben nach wie vor jedes Jahr mehr Augsburger, als geboren werden).
Sollte sich der Zuzug früher abschwächen als gedacht, würde dies etwas Druck aus dem seit Jahren angespannten Wohnungsmarkt nehmehr men. Umgekehrt ist auch denkbar, dass ein Abflachen des Bevölkerungswachstums genau an dieser angespannten Wohnungsmarkt-Situation liegt.
Denn neue Bürger können nur nach Augsburg kommen, wenn es neue Wohnungen für sie gibt. Inzwischen sind die Reserven auf dem Wohnungsmarkt aufgebraucht. Und die Zahl der fertiggestellten neuen Wohnungen lag in den vergangenen Jahren mit rund 1300 Stück unter dem Bedarf, den 5000 Neubürger haben. Die Stadt arbeitet aktuell an der Ausweisung mehrerer neuer Baugebiete, wobei es noch mehrere Jahre dauern wird, bis dort tatsächlich auch Wohnungen stehen.