Wie sicher sind die Augsburger Hochhäuser?
Brandschutz Diese Frage stellt sich nach der Katastrophe von London. Zuletzt brannte es am Dienstag im Hotelturm
Zuletzt war es am Dienstagabend so weit: In einem Apartment im 14. Stock des Hotelturms brannte es, ein Bewohner wurde verletzt (wir berichteten in einem Teil unserer Auflage). Dass es in einem Hochhaus in Augsburg brennt, kommt laut Feuerwehr immer wieder vor. Im Gegensatz zu den verheerenden Folgen des Hochhausbrandes von London vom Mittwoch bleiben die Folgen aber verhältnismäßig gering. Ein Überspringen des Feuers von einer auf die andere Wohnung oder gar ein anderes Stockwerk habe er noch nie erlebt, sagt Feuerwehrsprecher Friedhelm Bechtel.
In Deutschland gelten für Häuser ab 22 Metern Höhe (maßgeblich ist der Fußboden des obersten Geschosses) besondere Vorschriften, etwa eine sogenannte Steigleitung. Die Dreier-Trupps von Feuerwehrleuten, die im Brandfall mit Atemschutz und Spezialausrüstung ins brennende Stockwerk eilen, kommen so in jedem Geschoss an Löschwasser. „Ab einer gewissen Höhe ist ein Brand im Hochhaus nur von innen zu bekämpfen, weil man außen nicht hoch genug spritzen kann“, sagt Bechtel.
Wegen Rauchs eingeschlossene Bewohner lassen sich aus den oberen Stockwerken nicht mehr mit der Drehleiter (sie reicht bis 22 Meter) befreien. Fahrzeuge mit speziellen Teleskopmasten, die 50 Meter und höher reichen, haben nur ausgewählte Feuerwehren in Deutschland – das nächste steht bei der Münchner Berufsfeuerwehr und könnte im Fall eines Falles angefordert werden. Wenn es schnell gehen muss, bringen Feuerwehrleute Bewohner mit sogenannten Rettungshauben durch verrauchte Gänge zur nächsten Fluchttreppe.
Bechtel beurteilt die Gefahr eines großen Hochhausbrandes in Augsburg als eher gering. Am Hotelturm würden etwa die Balkons ein Überschlagen der Flammen aufs nächste Stockwerk unwahrscheinlich machen. Zudem gebe es eine Vielzahl von Vorschriften, etwa dass brennbare Materialien beim Bau tabu sind. Bei den moderneren Hochhäusern gibt es zwei unabhängig voneinander nutzbare Treppengänge, etwa am Klinikum. Diese Treppenhäuser sind mit Feuerschutztüren gegen das Eindringen von größeren Rauchmengen – die größte Gefahr bei einem Brand – gesichert.
In älteren Häusern gibt es mitunter aber nur eine Fluchttreppe. „Das Treppenhaus ist dann aber teilweise unter Überdruck gesetzt, sodass dort kein Rauch eindringen kann, oder die Treppe verläuft ohnehin an der Gebäudeaußenseite mit Frischluftzufuhr“, sagt Bechtel. Sollte man in einem Hochhaus über die Treppe flüchten müssen, rät Bechtel zur Besonnenheit. Wer es ins Treppenhaus geschafft habe, sei meist aus dem Gröbsten heraus. „Das größte Problem wären dann wohl eher Gedrängel oder gar eine Panik.“
Die Aufzüge werden in Hochhäusern im Brandfall automatisch gesperrt, weil ein Stromausfall droht und der Rauch in den Aufzugschacht wie in einen Kamin zieht. Zudem würde der Brandrauch die Lichtschranken der Aufzugtüren blockieren – der Lift würde so zur Todesfalle.
Im Hotelturm fuhren die Aufzüge am Dienstagabend automatisch alle ins Erdgeschoss, bis auf einen speziell gesicherten Aufzug für die Feuerwehr. Allerdings verließen nicht alle Bewohner bei Ertönen des Alarms das Gebäude. „Ein Bewohner war der Meinung, dass es sich um eine Übung handle“, so Bechtel. Bei einem größeren Brand hätte das zum Problem werden können. Prinzipiell sollten sich Bewohner, die gefahrlos flüchten können, bei einem Alarm in einem Hochhaus an einem zentralen Sammelplatz außerhalb einfinden. Dort gleicht die Polizei dann bei einem größeren Brand die Personalien mit dem Einwohnermelderegister ab, um festzustellen, wer sich möglicherweise noch in Gefahr befindet. „Wem der Fluchtweg etwa durch Rauch abgeschnitten ist, der soll die Feuerwehr alarmieren oder etwa mit einem weißen Tuch auf sich aufmerksam machen“, sagt Bechtel.
In Augsburg dürfte es um die 20 Hochhäuser geben. Der Großteil entstand während des Baubooms der 70er Jahre. Neue Hochhäuser sind in Augsburg seit Jahrzehnten nicht mehr entstanden. Auf dem AKS-Gelände im Textilviertel nahe der Schleifenstraße wäre laut Bebauungsplan ein Hochhaus mit maximal 37 Metern Höhe erlaubt, allerdings gibt es bislang keinen Bewerber. »Seiten 1 und 3