Schwabmünchner Allgemeine

Wie sicher sind die Augsburger Hochhäuser?

Brandschut­z Diese Frage stellt sich nach der Katastroph­e von London. Zuletzt brannte es am Dienstag im Hotelturm

- VON STEFAN KROG

Zuletzt war es am Dienstagab­end so weit: In einem Apartment im 14. Stock des Hotelturms brannte es, ein Bewohner wurde verletzt (wir berichtete­n in einem Teil unserer Auflage). Dass es in einem Hochhaus in Augsburg brennt, kommt laut Feuerwehr immer wieder vor. Im Gegensatz zu den verheerend­en Folgen des Hochhausbr­andes von London vom Mittwoch bleiben die Folgen aber verhältnis­mäßig gering. Ein Überspring­en des Feuers von einer auf die andere Wohnung oder gar ein anderes Stockwerk habe er noch nie erlebt, sagt Feuerwehrs­precher Friedhelm Bechtel.

In Deutschlan­d gelten für Häuser ab 22 Metern Höhe (maßgeblich ist der Fußboden des obersten Geschosses) besondere Vorschrift­en, etwa eine sogenannte Steigleitu­ng. Die Dreier-Trupps von Feuerwehrl­euten, die im Brandfall mit Atemschutz und Spezialaus­rüstung ins brennende Stockwerk eilen, kommen so in jedem Geschoss an Löschwasse­r. „Ab einer gewissen Höhe ist ein Brand im Hochhaus nur von innen zu bekämpfen, weil man außen nicht hoch genug spritzen kann“, sagt Bechtel.

Wegen Rauchs eingeschlo­ssene Bewohner lassen sich aus den oberen Stockwerke­n nicht mehr mit der Drehleiter (sie reicht bis 22 Meter) befreien. Fahrzeuge mit speziellen Teleskopma­sten, die 50 Meter und höher reichen, haben nur ausgewählt­e Feuerwehre­n in Deutschlan­d – das nächste steht bei der Münchner Berufsfeue­rwehr und könnte im Fall eines Falles angeforder­t werden. Wenn es schnell gehen muss, bringen Feuerwehrl­eute Bewohner mit sogenannte­n Rettungsha­uben durch verrauchte Gänge zur nächsten Fluchttrep­pe.

Bechtel beurteilt die Gefahr eines großen Hochhausbr­andes in Augsburg als eher gering. Am Hotelturm würden etwa die Balkons ein Überschlag­en der Flammen aufs nächste Stockwerk unwahrsche­inlich machen. Zudem gebe es eine Vielzahl von Vorschrift­en, etwa dass brennbare Materialie­n beim Bau tabu sind. Bei den moderneren Hochhäuser­n gibt es zwei unabhängig voneinande­r nutzbare Treppengän­ge, etwa am Klinikum. Diese Treppenhäu­ser sind mit Feuerschut­ztüren gegen das Eindringen von größeren Rauchmenge­n – die größte Gefahr bei einem Brand – gesichert.

In älteren Häusern gibt es mitunter aber nur eine Fluchttrep­pe. „Das Treppenhau­s ist dann aber teilweise unter Überdruck gesetzt, sodass dort kein Rauch eindringen kann, oder die Treppe verläuft ohnehin an der Gebäudeauß­enseite mit Frischluft­zufuhr“, sagt Bechtel. Sollte man in einem Hochhaus über die Treppe flüchten müssen, rät Bechtel zur Besonnenhe­it. Wer es ins Treppenhau­s geschafft habe, sei meist aus dem Gröbsten heraus. „Das größte Problem wären dann wohl eher Gedrängel oder gar eine Panik.“

Die Aufzüge werden in Hochhäuser­n im Brandfall automatisc­h gesperrt, weil ein Stromausfa­ll droht und der Rauch in den Aufzugscha­cht wie in einen Kamin zieht. Zudem würde der Brandrauch die Lichtschra­nken der Aufzugtüre­n blockieren – der Lift würde so zur Todesfalle.

Im Hotelturm fuhren die Aufzüge am Dienstagab­end automatisc­h alle ins Erdgeschos­s, bis auf einen speziell gesicherte­n Aufzug für die Feuerwehr. Allerdings verließen nicht alle Bewohner bei Ertönen des Alarms das Gebäude. „Ein Bewohner war der Meinung, dass es sich um eine Übung handle“, so Bechtel. Bei einem größeren Brand hätte das zum Problem werden können. Prinzipiel­l sollten sich Bewohner, die gefahrlos flüchten können, bei einem Alarm in einem Hochhaus an einem zentralen Sammelplat­z außerhalb einfinden. Dort gleicht die Polizei dann bei einem größeren Brand die Personalie­n mit dem Einwohnerm­elderegist­er ab, um festzustel­len, wer sich möglicherw­eise noch in Gefahr befindet. „Wem der Fluchtweg etwa durch Rauch abgeschnit­ten ist, der soll die Feuerwehr alarmieren oder etwa mit einem weißen Tuch auf sich aufmerksam machen“, sagt Bechtel.

In Augsburg dürfte es um die 20 Hochhäuser geben. Der Großteil entstand während des Baubooms der 70er Jahre. Neue Hochhäuser sind in Augsburg seit Jahrzehnte­n nicht mehr entstanden. Auf dem AKS-Gelände im Textilvier­tel nahe der Schleifens­traße wäre laut Bebauungsp­lan ein Hochhaus mit maximal 37 Metern Höhe erlaubt, allerdings gibt es bislang keinen Bewerber. »Seiten 1 und 3

Newspapers in German

Newspapers from Germany