Vertipper passierne
Seien wir mal ehrlich: Jeder von uns macht Fehler. In der Arbeit oder im Privaten – überall hauen wir mal einen Hund rein. Das perfide daran ist, dass manche Fehler prominenter in der Öffentlichkeit stehen als andere. Ein Vertipper in einer E-Mail etwa ist nicht weiter schlimm. Meist wird dieses Missgeschick nur eine Person sehen und vielleicht fällt ihr es nicht einmal auf. Doch wenn der Vertipper auf einem signalgelben Verkehrsschild in der Öffentlichkeit prangt, dann sieht das Ganze natürlich anders aus. Aus dem kleinen Missgeschick wird dann eine große Peinlichkeit. Und wenn tagtäglich tausende Leute daran vorbeifahren, ist gewiss, dass irgendjemand den Fehler bemerkt. Dieses Los kennen Redakteure einer Zeitung nur zu gut. Obwohl jeder Artikel von mehreren Kollegen unter die Lupe genommen wird, kommen manchmal Vertipper in das Blatt. Und jeden Fehler, den wir machen, bekommen tausende Menschen zu Gesicht. Besonders peinliche Missgeschicke bereuen wir nicht nur selbst – Freunde und Bekannte ziehen einen damit gerne auf. Einziger Trost: Schon einen Tag später erscheint eine neue Ausgabe – und der Fehler vom Vortag ist von vielen vergessen. Ein Straßenschild hingegen besitzt eine längere Haltbarkeit. Eigentlich ist es für Jahrzehnte gedacht. Dadurch wird der Fehler noch mehr zum Mahnmal für den Autor. Doch hilft uns die große Schande, keine Fehler mehr zu machen? Nein, sicher nicht. Wir werden wieder irgendwo einen Hund reinhauen. Vielleicht schon morgen, vielleicht in einem Jahr. Früher oder später sind wir nicht aufmerksam, und dann haben wir wieder einen Bock geschossen. Vielleicht sollten wir also auch ein Auge zudrücken, wenn andere mal einen Fehler machen. Sei er noch so prominent und öffentlich sichtbar. Vertipper passierne eben.