Schwabmünchner Allgemeine

Überraschu­ng in Kraichgaue­r Hitze

Triathlon Die Bobingerin Gabriela Harnischfe­ger feiert bei den deutschen Meistersch­aften einen nicht geplanten Erfolg

- VON CHRISTIAN KRUPPE Gesamt 2:43:16 Stunden (27:37 Minuten Schwimmen, 1:19:38 Stunden Radfahren, 51:17 Minuten Laufen) (Gesamtsieg­er) 2:08:24 Std. (20:57; 1:08:02; 36:28) (Gesamtsieg­er in Harnischfe­gers Altersklas se) 2:19:42 (21:40; 1:13:45; 41:17) (schn

Bad Schönborn/Bobingen Manchmal können sich Sportler, trotz aller Qualität, doch selbst überrasche­n.

So ist es der Bobinger Triathleti­n Gabriela Harnischfe­ger bei den deutschen Meistersch­aften auf der olympische­n Distanz (1500 Meter Schwimmen, 42 Kilometer Radfahren, 10 Kilometer Laufen) passiert. Die mehrfache Weltmeiste­rin hatte sich in diesem Jahr aufgrund anderer Aktivitäte­n kaum auf den Wettbewerb vorbereite­n können. „Ich mache mir wenig Hoffnung auf eine Platzierun­g, es wird wohl nur darum gehen, anzukommen“, erklärte Harnischfe­ger noch vor dem Wettkampf.

Harnischfe­ger hatte wenig Zeit fürs Training, zudem bislang noch keinen einzigen Wettkampf bestritten. „Ich konnte keine einzige Wechselein­heit, ein Training, dem auf das Radfahren gleich das Laufen folgt, machen. Auch die Schwimmein­heiten beschränkt­en sich nur auf 1000 Meter pro Training“, erklärt sie.

„Obwohl ich davon ausging, keine herausrage­nde Leistung bringen zu können, hatte ich einfach Lust, mal wieder einen Triathlon zu bestreiten“, erklärt die Sportlerin ihre Beweggründ­e.

Doch am Ende überrascht­e sie sich selbst, obwohl sie schon bei der Vorbereitu­ng patzte, denn kurz vor dem Schwimmsta­rt bemerkte Gabriela Harnischfe­gers Tochter, dass die Schwimmbri­lle zu Hause vergessen wurde. „Zum Glück haben wir im Auto noch eine alte Brille gefun- den“, berichtet

Athletin.

Der Startschus­s ins Wasser fiel und anders als üblich gab es einen „Rolling start“, bei dem die Athleten zu zweit im Abstand von drei Sekunden ins Wasser rennen. Harnischfe­ger war im vorderen Startfeld dabei und musste eingestehe­n, „dass ich tatsächlic­h mal Spaß bei der ersten Einheit im Wasser hatte“. So positiv überrascht vergingen die eineinhalb Kilometer für sie beinahe wie im Flug.

Nach 27 Minuten kam sie aus dem Wasser und nahm ihre Lieblingsd­isziplin, das Radfahren in Angriff. Gut ein Viertel der Strecke ging es zügig voran. „Da war ich ein wenig übermotivi­ert“, gesteht sie. Denn durch den Asphalt reflektier­te die Sonne stark und die Temperatur betrug satte 34 Grad. Der Rest der Strecke, gespickt mit 400 Höhenmeter­n, zügelten ihre Euphorie. „Je näher ich der Wechselzon­e zum Laufen kam, desto bewusster wurde mir, dass meine Beine sich mit den wenigen Trainingsk­ilometern schwertun würden“, erinnert sich Harnischfe­ger. Trotzdem kann sich ihre Zeit auf dem Rad sehen lassen. 1:19 Stunden benötigte sie für die 42 Kilometer, mit deutlichem Abstand die beste Zeit in ihrer Altersklas­se und die siebtbeste Zeit aller weiblichen Teilnehmer.

Vom Rad in die Laufschuhe gewechselt, begannen die Qualen. „Von der anfänglich­en Leichtigke­it war nichts mehr zu spüren“, gesteht Gabriela Harnischfe­ger ein. Für die nun anstehende­n zehn Kilometer war vor allem mentale Stärke ge- die erfolgreic­he fragt. „Meine Beine wollten eigentlich nicht mehr“, so die Sportlerin.

Erschwert wurde die Lauf durch die Tatsache, dass die gesamten zehn Kilometer absolut schattenfr­ei waren. „Die Strecke fühlte sich mental wie ein Marathon an. Mein Kopf musste eine Höchstleis­tung bringen“, erzählt sie.

Doch nicht nur sie musste leiden. Viele andere Triathlete­n waren schon vom Laufen ins Gehen übergegang­en. Doch Harnischfe­ger biss sich durch. „Dadurch konnte ich noch einige überholen“, freut sie sich.

Am Ende kam sie als 123. der 710 angekommen­en Triathlete­n des gesamten Starterfel­ds ins Ziel. Nur 15 der 120 angekommen­en Frauen waren schneller. In ihrer Altersklas­se bedeutete den zweiten Rang und somit die deutsche Vizemeiste­rschaft.

„Das war unglaublic­h toll, damit habe ich nicht gerechnet“, freut sich Harnischfe­ger. Stolz ist sie vor allem auf ihre gerade beim Laufen gezeigte mentale Leistung.

● Die Laufergebn­isse im Vergleich Gabriela Harnischfe­ger Tobias Drachler Marcus Schattner Leonie Konczalla Christine Schweizer

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Foto: Darleen Harnischfe­ger Fast schon ungläubig ist der Blick von Gabriela Harnischfe­ger beim Zieleinlau­f zur deutschen Meistersch­aft.

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