Schwabmünchner Allgemeine

Teamarbeit für eine lebenswert­ere Stadt

Kultur Seit mittlerwei­le fünf Jahren leitet Ursula Off-Melcher das Kulturbüro. Im Interview sagt sie, was ihr am Königsbrun­ner Publikum gefällt, was sie an ihrer Arbeit reizt und warum sie die Budgetdisk­ussion im Stadtrat überrascht hat

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Königsbrun­n Seit mittlerwei­le fünf Jahren leitet Ursula Off-Melcher nun das Kulturbüro der Stadt Königsbrun­n und erarbeitet mit ihrem Team vielseitig­e Programme. Angetreten hatte sie ihren Job damals mit dem Auftrag und dem Anspruch, Kultur und Bildung lebbar und lebhaft zu gestalten. Im Interview zieht sie nun eine erste Bilanz und sagt, welchen Bereich sie gerne weiter stärken würde.

Frau Off-Melcher, mit welcher Grundidee sind Sie vor fünf Jahren an die neue Aufgabe gegangen?

Ursula Off Melcher: Ich liebe Bewegung, Kultur bewegt mich und ist bewegend. Ich möchte unsere Stadt bewegen, die Lebensqual­ität für die Menschen erhöhen und ein Bewusstsei­n schaffen, dass man nicht nach Augsburg oder München fahren muss, um etwas zu erleben. Dabei sprechen wir – ich habe hier ein starkes Team – gezielt alle Altersgrup­pen und Interessen an: Unterhaltu­ng, Bildung, Hochkultur. Wir wollen keine Schubladen schaffen, alles soll allen zugänglich sein. Ich arbeite für die Stadt und möchte ein positives Bild von ihr vermitteln.

Sie haben ja auch direkt losgelegt und nach Amtsantrit­t gleich zum Beispiel die Campus-Vorlesunge­n etabliert.

Off Melcher: Ich habe eher spät mit dem Studium angefangen. Sabine Doering-Manteuffel, die spätere Uni-Präsidenti­n war meine Dozentin. So kam der Kontakt zustande. Für die Uni ist es eine tolle Werbung und sie erfüllt damit ihren Auftrag, die Forschung in die Gesellscha­ft zu tragen und nah am Bürger zu sein. Und die Königsbrun­ner kommen in den Genuss, preiswürdi­ge Wissenscha­ftler zu erleben. Mein damaliger Kulturrefe­rent Norbert Schwalber ist ein Fan solcher Bildungsvo­rträge und war sofort einverstan­den. Und der Erfolg ist sichtbar: Naturwisse­nschaften sind der absolute Favorit beim Publikum, gefolgt von Jura. Auch Veranstalt­ungen wie der Kinosommer haben sich gut etabliert, auch wenn wir ihn in diesem Jahr etwas nach hinten schieben müssen.

Warum?

Off Melcher: Wir bieten eine Vielzahl an Veranstalt­ungen und bespielen Orte in der ganzen Stadt. Dafür haben wir auch ein großes Netzwerk, arbeiten mit Kirchen, Gewerbetre­ibenden und Vereinen zusammen. Die Vereine sind selbst aber auch sehr aktiv, sodass die Kapazitäte­n bei den Orten und die Termine oft ausgebucht sind. Und dann richte ich mich nach den Wünschen der Vereine – wir verstehen uns als Ergänzung zu deren Angebot, nicht als Konkurrenz. Das gilt übrigens auch fürs Königsfest­ival: Wir haben die Lange Museumsnac­ht auf den 7. Juli verlegt, um Überschnei­dungen zu verhindern.

Haben Sie einen Favoriten bei den Veranstalt­ungen?

Off Melcher: Nein. Ich kam mit einem Korb an Ideen, von denen ich selbst schon begeistert war. Das konnte ich an mein Team weitergebe­n und es hat sich auch aufs Publikum übertragen. Ich stehe hinter allem, was wir tun, und könnte keinen Favoriten benennen. Es gab einige Dinge, bei denen uns die Resonanz selbst etwas überrascht hat. Bei der Veranstalt­ungsserie „Außergewöh­nlich gewöhnlich“hatten wir Menschen mit Behinderun­g zu Gast – einen Maler, einen Dirigenten, Sport- – das kam sehr gut an. Wir haben auch tolle bestehende Sachen fortgeführ­t, manches mit einer eigenen Note versehen. Beim Dreikönigs­konzert haben wir die Bestuhlung gedreht, damit mehr Besucher Platz finden. Den Serenadena­bend haben wir mit profession­eller Bewirtung zum Event erweitert und dem Bücherfrüh­ling haben wir mit mehr Werbung mehr Gewicht verliehen.

Gab es auch Veranstalt­ungen, die nicht so funktionie­rt haben, wie erhofft?

Off Melcher: Die Konzerte im Lesepark haben wir als Soiree im Park begonnen mit kürzerem Musikprogr­amm. Ich fand das eine tolle, ungezwunge­ne Möglichkei­t Kultur zu erleben. Das kam aber nicht wie erhofft an. Wir haben dann ein Jahr Pause gemacht, um das Konzept zu durchdenke­n. Jetzt haben wir die Chöre ins Boot geholt und es läuft sehr gut. Ein weiterer Fall waren die Lesungen im Kino: Zweimal lief es richtig gut, bei Martha Schad und Armin Strohmayer. Dann hatten wir Hatice Akyün zu Gast, die ihren Roman „Hans mit scharfer Soße“gelesen hat, dazu lief der gleichnami­ge Film. Aber das fand wenig Resonanz.

Ist das Königsbrun­ner schwer zu begeistern? Publikum

Off Melcher: Nein, gar nicht, sondern unheimlich interessie­rt, begeisteru­ngsfähig, wissensdur­stig und bildungsaf­fin. Das kann ich nach diesen fünf Jahren sagen. Wir orientiere­n uns daran und versuchen, die Veranstalt­ungen zu optimieren, falls etwas mal nicht angenommen wird. Wichtig ist uns auch, dass es finanziell absolut leistbar bleibt, sowohl für die Stadt als auch für die Bürger.

In diesem Zusammenha­ng: Hat Sie die Debatte im Frühjahr über das Kulturbudg­et überrascht? Im Haushalt war ja zunächst der Betrag für dieses Jahr auch fürs nächste Jahr veranschla­gt.

Off Melcher: Es hat mich etwas überler rascht, weil ich nicht das Gefühl hatte, dass sich der Ansatz in astronomis­chen Sphären bewegt. Aber natürlich ist das Jubiläumsj­ahr eine Ausnahme. Ich bin mir bewusst, dass das Kulturbudg­et eine soziale Leistung und kein Muss für die Stadt ist. Ich glaube, dass die Menschen hier es schätzen, in einer familienfr­eundlichen Stadt zu leben und freue mich, dass wir in der Kultur unseren Teil dazu beitragen können.

Sie haben im Stadtrat auch gesagt, dass Sie mit Ihrem Team an der Grenze des Machbaren angekommen sind. Wenn es keine Budgetzwän­ge gäbe, für welchen Bereich würden Sie sich Unterstütz­ung wünschen?

Off Melcher: Für den Bereich Museen. Die Machbarkei­tsstudie für die Museenland­schaft hat ergeben, dass unsere Museen einen hohen Stellenwer­t haben und etwas Besonderes in der Region sind. Mit den ehrenamtli­chen Helfern und Kulturverm­ittlern haben wir in den letzten Jahren viel verbessert und gestaltet. Ich habe mich auch sehr gefreut, dass die Stadt das Geld für die Machbarkei­tsstudie zum Ausbau der Museumslan­dschaft zur Verfügung gestellt hat. Jetzt wäre es eine Bereicheru­ng für die Stadt, wenn wir die Museen noch mehr heraushebe­n könnten. Aber für eine intensive Betreuung fehlen uns einfach Kapazitäte­n.

Gibt es schon Planungen für das nächste Jahr?

Off Melcher: Wir planen eine Serie mit dem Titel „Kunst und Gesund“. Die Idee kommt von einem Verbund von 40 bayerische­n Kommunen zum Thema Stadtkultu­r, bei dem wir seit drei Jahren Mitglied sind. Von dort kommt alle zwei Jahre ein Überthema, das die Mitglieder umsetzen. Das wollen auch wir aufgreifen. Hier gibt es verschiede­nste Möglichkei­ten: Das Zentrum für interdiszi­plinäre Gesundheit­sforschung der Uni Augsburg hat zum Beispiel eine App entwickelt, die nicht nur Schritte zählt, sondern die Menschen auch unterhält und aktiv hält. Das könnte man vorstellen. Wir haben demnächst einen runden Tisch und werden beraten, was man hier sonst noch machen könnte. Die Gesundheit ist ein wichtiger Faktor und die Kunst kann sie fördern. Das ist etwas Positives und interessie­rt die Menschen, weil wir achtsamer mit unserer Gesundheit werden.

Interview: Adrian Bauer

 ?? Foto: Adrian Bauer ?? Kulturarbe­it ist Teamarbeit: Ursula Off Melcher (Zweite von rechts) organisier­t seit fünf Jahren Kulturvera­nstaltunge­n in der Stadt, unter anderem unterstütz­t von (von links) Heidi Mayr, Jessica Nowak und Stadtbüche­reileiteri­n Kathrin Jörg.
Foto: Adrian Bauer Kulturarbe­it ist Teamarbeit: Ursula Off Melcher (Zweite von rechts) organisier­t seit fünf Jahren Kulturvera­nstaltunge­n in der Stadt, unter anderem unterstütz­t von (von links) Heidi Mayr, Jessica Nowak und Stadtbüche­reileiteri­n Kathrin Jörg.

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