Schwabmünchner Allgemeine

Ein paar Ziele hat er noch

Politik Seit 27 Jahren ist Josef Böck Bürgermeis­ter in Langenneuf­nach. Zur Halbzeit der Wahlperiod­e sagt er, wie er die Kritik an der Umgestaltu­ng des Rathausumf­elds sieht und wie er den finanziell­en Spielraum der Gemeinde beurteilt

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Langenneuf­nach Bürgermeis­ter Josef Böck ist seit 27 Jahren im Amt. Im Interview erzählt er, welche Projekte während der Hälfte seiner Amtszeit umgesetzt wurden, warum es zu einem Projekt Kritik gibt und was die Gemeinde seinen Bürgern bietet.

Herr Böck, seit 1990 sind Sie Bürgermeis­ter in Langenneuf­nach. Nun ist die Hälfte Ihrer fünften Amtsperiod­e zu Ende. Haben Sie erreicht, was Sie sich bis jetzt vorgenomme­n haben?

Josef Böck: Bedingt. Denn die Ausweisung des neuen Baugebiets „Kirchenbau­er“ist noch nicht abgeschlos­sen und einen vernünftig­en Standort für den Wertstoffh­of haben wir auch noch nicht gefunden. Die Grundstück­sverhandlu­ngen für das neue Baugebiet haben sich sehr in die Länge gezogen und über die Zufahrt wurde im Gemeindera­t lange diskutiert. Im Nachhinein haben sich die Verzögerun­gen jedoch als Vorteil erwiesen, weil die Gemeinde nun keine Ausgleichs­flächen stellen muss, da im Baugesetzb­uch nun ganz aktuell eine Änderung in Kraft getreten ist. Auf der anderen Seite haben wir auch schon viele kleine, aber in der Summe große Projekte abschließe­n können. Hierzu zählen unter anderem die Sanierung des Friedhofs, die Bildung des Schlauchpo­ols für die Feuerwehre­n, der Bau des Streuobstw­eges sowie der Erwerb etlicher Grundstück­e für Baugebiete und den Dorfplatz.

Kritik gibt es von etlichen Bürgern zum Thema Neugestalt­ung Rathausumf­eld. Auch im Gemeindera­t besteht die Meinung, dass dieses Projekt zu früh angegangen wird. Wie stehen Sie dazu?

Böck: Ich finde, dass die Neugestalt­ung des Rathausumf­eldes zu spät angegangen wird. Bereits seit zehn Jahren ist die Umgestaltu­ng Thema in den Arbeitskre­isen und im Gemeindera­t. Im Rahmen der Dorferneue­rung wären damals allerdings die Zuschüsse weniger gewesen. Mittlerwei­le ist nun der Förderbesc­heid eingegange­n, sodass wir jetzt definitiv den Umbau durchführe­n können. Kritik gibt es vor allem wegen der geplanten Fahrbahnve­rengung der Rathausstr­aße und der Zufahrt zum Friedhof. Doch dies ist meines Erachtens die Angst vor Neuerungen. Auf jeden Fall wird die Gemeinde durch die Umgestaltu­ng des Rathausumf­eldes einen Dorfmittel­punkt erhalten, der bisher fehlt. Denn das Dorf ist durch die großen Straßen im Osten und Westen zu sehr voneinande­r getrennt. Zeitlich ist das Projekt aber schon eine Herausford­erung.

In diesem Zusammenha­ng soll das alte Feuerwehrh­aus umgenutzt werden. Angedacht ist, dies dem Musikverei­n zur Verfügung zu stellen. Bleibt es dabei?

Böck: Der Musikerver­ein hat mittlerwei­le einen Architekte­n für die Planungen zum Umbau des alten Feuerwehrh­auses beauftragt. Ich bin gespannt auf die Entwürfe. Zeitlich wird es aber auf jeden Fall eng, da das alte Feuerwehrh­aus auf dem Rathausgel­ände liegt. Und das wollen wir ja umgestalte­n.

In Langenneuf­nach wurden in den letzten beiden Jahren jeweils 18 Babys geboren. Was bietet die Gemeinde den Bürgern in Zukunft?

Böck: Kindergart­en und Schulbildu­ng sind der Gemeinde sehr wichtig. Wenn die Schule Geld für Anschaffun­gen benötigt, wird dies in der Regel ohne Zögern bewilligt. Im Kindergart­en haben wir die Kosten für eine zweite Hortgruppe übernommen. Auch die Spielplätz­e haben wir saniert, zwei neue Bauge- biete ausgewiese­n und den Breitbanda­usbau beschlosse­n. Hier soll Glasfaser bis auf die Grundstück­e verlegt werden. Das haben nicht viele Gemeinden im Landkreis. Auch arbeiten wir aktiv mit an der Reaktivier­ung der Staudenbah­n, um den Einwohnern eine gute Anbindung nach Augsburg zu bieten. In Langenneuf­nach haben wir neben vielen mittelstän­dischen Betrieben auch einen großen Industrieb­etrieb, der viele Arbeitsplä­tze bietet.

Fraglich ist, ob der Starttermi­n für den Glasfasera­usbau im Sommer eingehalte­n werden kann? Können Sie nun schon einen Termin nennen?

Böck: Das Problem ist, dass alle Tiefbaufir­men derzeit ausgebucht sind. Die Firma DSL-mobil, die den Zuschlag erhalten hat, ist allerdings zuversicht­lich, dass die Maßnahme bis Ende 2018 abgeschlos­sen werden kann.

Nicht einfach war es, im Gemeindera­t die Zustimmung für den gemeinsame­n Bauhof zu erzielen. Wie laufen mittlerwei­le die Vorbereitu­ngen für den Start im Oktober, da Langenneuf­nach der Hauptstand­ort werden soll?

Böck: Hierzu kann ich nicht viel sabeiden gen, da für die Organisati­on die Verwaltung zuständig ist.

Eine weitere Neuerung im Gemeindera­t war die Einführung des Ratsinform­ationssyst­ems. Wurden hier die versproche­nen Kosteneins­parungen erzielt?

Böck: Hier ist es noch zu früh, um dies beurteilen zu können. Auf jeden Fall können unsere Mitarbeite­r Arbeitszei­t einsparen, da das Ausdrucken und Austragen der Einladunge­n für die Gemeindera­tssitzunge­n entfällt.

Auch wenn Langenneuf­nach zu den steuerkräf­tigsten Gemeinden im Landkreis zählt, wird die Gemeinde aufgrund der Investitio­nen einen neuen Kredit von 1,46 Millionen Euro nächstes Jahr aufnehmen. Ist hier dann noch Luft für weitere Projekte?

Böck: Die Luft nach oben wird schon dünn. Da müssen wir dann gut überlegen, was noch gemacht werden kann. Auf der anderen Seite muss man auch sehen, dass wir in den letzten Jahren acht Millionen Euro in den Bau von Hochwasser­schutz, Turnhalle, Feuerwehrh­aus und Kindergart­en investiert haben. Von dieser Summe hat die Gemeinde fünf Millionen gestemmt. Das war schon jede Menge.

Aber nochmals zurück zur Zukunft: Gedanken gemacht habe ich mir, ob es sinnvoll ist, für Senioren kleine Baugrundst­ücke bereitzust­ellen. Hierauf könnten kleine Fertighäus­er für Senioren errichtet werden, denen ihre bisherigen Einfamilie­nhäuser zu groß geworden sind. Um zu sehen, ob hierzu Interesse besteht, werde ich mit Senioren darüber diskutiere­n.

Gefällt Ihnen Ihr Amt nach 27 Jahren noch?

Böck: Ja, natürlich. Wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Aber grundsätzl­ich überwiegen die positiven Dinge. Ich nehme mich nicht so ernst und kann auch über mich selbst lachen. Und andere müssen schließlic­h auch oft meine spitzen Kommentare aushalten.

Werden Sie in drei Jahren nochmals antreten?

Böck: Ich habe mich noch nicht intensiv mit dieser Frage beschäftig­t, aber wenn es meine Gesundheit zulässt, warum nicht. Es gibt durchaus noch Ziele für Langenneuf­nach.

Interview: Karin Marz

 ?? Foto: Karin Marz ?? Bürgermeis­ter Josef Böck im neuen Baugebiet in Langenneuf­nach. Neue Bauplätze auszuweise­n ist für ihn wichtig.
Foto: Karin Marz Bürgermeis­ter Josef Böck im neuen Baugebiet in Langenneuf­nach. Neue Bauplätze auszuweise­n ist für ihn wichtig.

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