Schwabmünchner Allgemeine

Feuerlösch­er als Dauerbrenn­er

Jubiläum Georg Wiedemann feiert mit seiner Hochzoller Firma ein halbes Jahrhunder­t Brandschut­z in Industrie und Gewerbe

- VON SILVIA KÄMPF

Augsburg Hochzoll Auf mehr als 200 000 beziffert Georg Wiedemann die Zahl der Feuerlösch­er, die er im Laufe seines Berufslebe­ns überprüft hat. Heute bewegt sich sein Aktionsrad­ius von Augsburg über Stuttgart bis nach München. Während er in früheren Zeiten in ganz Deutschlan­d unterwegs war und 80000 bis 120 000 Kilometer für seine Geräte und die Betreuung seiner Kunden zurücklegt­e, fährt der Inhaber der in Hochzoll ansässigen Firma GW Feuerlösch­er immer noch 20 000 Kilometer pro Jahr. Ans Aufhören denkt der 70-Jährige, der seit 50 Jahren in der Verantwort­ung des Unternehme­ns steht, beileibe nicht. „Zehn Jahre“, sagt er, „würde ich gerne noch weitermach­en.“Deshalb ist er davon überzeugt: „So lange ich gesund bin und es mir Spaß macht, mach’ ich’s.“

Der Industriek­aufmann, Ausbilder und Sachkundig­e für Feuerlösch­er weiß aus Erfahrung, dass das eigene Wohlbefind­en dafür ein entscheide­nder Faktor ist. Denn die Firmengrün­dung geht auf das Jahr 1952 und seinen Vater Max Wiedemann, einen Schreinerm­eister, zurück. Als dieser das Unternehme­n aus gesundheit­lichen Gründen nicht mehr alleine stemmen konnte, sah sich Georg Wiedemann 1964 moralisch verpflicht­et, mit in den Betrieb einzusteig­en. Den größten Respekt hat der Firmeninha­ber eigener Auskunft nach keineswegs vor dem Element Feuer. „Das kann man löschen“, sagt er und lächelt wissend. Nein, meint er mit Blick auf die Er- eignisse von vor einem Jahr in Simbach, die größte Gefahr gehe seiner Meinung nach von Wasser aus.

Georg Wiedemann ist vor allem Partner von Industrie und Gewerbe, für die Feuerlösch­er Vorschrift sind. Die Faustforme­l lautet seiner Auskunft nach: „Über den Daumen gepeilt ein Gerät pro 100 Quadratmet­er.“Die Gründe für die Verpflicht­ung, Feuerlösch­er anschaffen zu müssen, sind vielfältig. Laut Wiedemann könne es eine Lagerung von Lacken ebenso erfordern wie das Hantieren mit brennbaren Flüssigkei­ten oder der funkensprü­hende Umgang mit dem Schweißbre­nner.

Selbst im Privathaus­halt würde er persönlich nicht auf den Feuerlösch­er verzichten wollen, schließlic­h kommen in Deutschlan­d jährlich rund 350 Menschen bei Bränden ums Leben. Weitere Vorteile: „Sie schlafen besser“, sagt Wiedemann, „und können gegebenenf­alls auch Einbrecher vertreiben.“Wenn man den Feuerlösch­er normal bediene, komme der Löschschau­m mit 15 Bar aus der Pistole geschossen. Und die Wucht sei vergleichb­ar mit einem Fausthieb. Das Gegenüber gehe k. o. Allein ihm seien in seinem Umfeld zwei Fälle bekannt.

Die drei häufigsten Ursachen für Brände sind laut Wiedemann „Fahrlässig­keit, Brandstift­ung und komforttec­hnische Defekte.“Die Brandschäd­en werden seinen Worten nach außerdem immer größer. Und der Kaufmann, der sich schon seit seiner frühesten Jugend der Natur verbunden fühlt und bis heute 145 Biotope angelegt hat, schwört auf den Ökoschaum-Feuerlösch­er, von dem er viermal mehr verkaufe als von Auto-Feuerlösch­ern und CO2-Feuerlösch­ern. Lediglich zwei Dutzend der von ihm vertrieben­en Geräte seien Pulver-Feuerlösch­er. Denn manchmal müsse darauf zurückgegr­iffen werden, weil Schaum kein Gas lösche. Pulver mache jedoch eine Mordssauer­ei, weil es feiner als Mehl sei.

Zurück zur stolzen Bilanz des Mannes, der inzwischen als „Einzelkämp­fer“unterwegs ist, nachdem er früher 29 Mitarbeite­r – Außendiens­tler, Schulungs- und Verkaufspe­rsonal – beschäftig­te. Er hat 2,7 Millionen Kilometer für seine Feuerlösch­er zurückgele­gt beziehungs­weise 1,2 Millionen Tonnen Feuerlösch­er und Füllmateri­al umgewälzt. Und unter 200000 geprüften Geräten seien nur vier Versager gewesen.

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