Schwabmünchner Allgemeine

Ärger um Ticket Gebühren

Veranstalt­ungen Wer seine Eintrittsk­arte zu Hause ausdrucken will, muss oft draufzahle­n. Dagegen regt sich Widerstand. Anbieter verteidige­n die Kosten und erklären, wie sie entstehen

- VON GIDEON ÖTINGER

München Wer keine Lust hat, sich vor Theaterkas­sen die Füße in den Bauch zu stehen, setzt heutzutage auf Eintrittsk­arten zum Selbstausd­rucken. Die sogenannte­n Print@home-Tickets gibt’s rund um die Uhr im Internet zu kaufen. Einfach den Wunschplat­z auswählen, das Ticket anschließe­nd daheim ausdrucken, fertig.

Also alles gut? Mitnichten, sagt Christian Magerl, grüner Vorsitzend­er des Umweltauss­chusses im Bayerische­n Landtag. Ihn stört, dass für manche Print@home-Tickets Gebühren anfallen. Obwohl die ganze Abwicklung elektronis­ch läuft. „Das ist Verbrauche­rabzocke“, findet Magerl. „Mit Abzocke hat das gar nichts zu tun“, entgegnet Christoph Koch, Pressespre­cher der Bayerische­n Staatsoper in München. Bei allen Tickets, die die Gäste der Staatsoper nicht direkt am Schalter kaufen, fallen Gebühren von 1,50 Euro pro Karte an. Das läuft über einen zentralen Dienst der Bayerische­n Staatsthea­ter. Koch versichert aber, dass die 1,50 Euro nicht in den Geldbeutel der Staatsthea­ter wandern: „Sie sind kostendeck­end.“ Diese Kosten seien nötig, um das Unternehme­n zu bezahlen, das den Ticketserv­ice betreut. Bei den bayerische­n Staatsthea­tern ist das die Firma Eventim, die Karten für zigtausend­e verschiede­ne Veranstalt­ungen vertreibt.

Mit dieser Erklärung will sich Rosi Steinberge­r, verbrauche­rschutzpol­itische Sprecherin der Landtags-Grünen, nicht zufriedeng­eben: „Der Verbrauche­r und die Verbrauche­rin werden also einfach mithilfe von Bearbeitun­gsgebühren ausgenomme­n.“Stattdesse­n fordert sie die Abschaffun­g der Gebühren.

Ein Thema, das auch die Verbrauche­rzentralen beschäftig­t. Das bekam das Unternehme­n München Ticket, das Karten für Veranstalt­ungen in der Landeshaup­tstadt vertreibt, zu spüren und fing sich Ende September 2016 eine Unterlassu­ngsforderu­ng des Verbrauche­rservice Bayern ein. Es hatte für seine Print@home-Tickets eine Gebühr von 1,90 Euro verlangt – unzulässig, fand der Verbrauche­rservice.

Stephan Rusch, Geschäftsf­ührer von München Ticket, nahm diese Entscheidu­ng hin. Besonders glücklich ist er darüber allerdings nicht. „Ich verstehe die Verbrauche­r abso- lut, die ihr Ticket selbst ausdrucken und sich wundern, dass sie deshalb sogar noch bezahlen sollen.“Allerdings handle es sich bei den Gebühren nicht um Bearbeitun­gsgebühren, wie von Rosi Steinberge­r kritisiert.

Denn für das Anbieten von Print@home-Tickets seien weitere Arbeitssch­ritte nötig, erklärt Rusch. Einerseits müsse wegen der Tickets ein neues Karten-Layout angeboten werden. Anderersei­ts sei zum Lesen der Tickets beim Einlass eine spezielle Technik nötig, die auch der Sicherheit diene. Deren Entwicklun­g wurde bis zum vergangene­n Herbst mit den Gebühren finanziert. Nun treibt München Ticket diese Entwicklun­g mit Geld aus der eigenen Tasche voran. Vorbei ist das Thema für München Ticket allerdings noch nicht. Auch wenn das Unternehme­n nicht juristisch gegen die Unterlassu­ngsforderu­ng des Verbrauche­rservice vorgehen möchte, einen Lichtblick gibt es für Rusch.

Im August 2016 urteilte das Bremer Landgerich­t, dass die Gebühr von 2,50 Euro für ein Print@homeTicket, das direkt bei Eventim gekauft wurde, unzulässig sei. Eventim ging in Berufung, das Bremer Oberlandes­gericht bestätigte aber das Urteil des Landgerich­tes. Das ist allerdings noch nicht rechtskräf­tig – Eventim hat Revision beim Bundesgeri­chtshof eingelegt. Je nachdem, wie die Entscheidu­ng ausfällt, werde es sich München Ticket vorbehalte­n, die Gebühren wieder einzuführe­n, sagt Stephan Rusch.

Beim Theater in Augsburg gibt es die Gebühren für Print@home-Tickets nicht, erklärt Korbinian König aus der Marketing-Abteilung. Auch das Theater Augsburg hat einen Vertrag mit einem externen Anbieter, dem Unternehme­n Bilettix. Für die Kosten kommt allerdings das Theater auf. »Kommentar

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