Schwabmünchner Allgemeine

Sie pendelt zwischen den Baustellen

Politik Über Arbeitsman­gel kann sich Bürgermeis­terin Margit Jungwirth-Karl in ihren drei Jahren als Bürgermeis­terin nicht beklagen. Am Feuerwehrh­aus wird gebaut, der Bürgersaal soll folgen. Im Interview sagt sie auch, wo es noch hakt

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Walkertsho­fen Margit JungwirthK­arl ist seit drei Jahren Bürgermeis­terin von Walkertsho­fen. Im Interview erzählt sie, was ihr an ihrer Arbeit wichtig ist, welche Projekte inzwischen abgeschlos­sen sind und warum manche Vorhaben noch warten müssen.

Frau Jungwirth-Karl, als Sie vor drei Jahren die Wahl gegen den damaligen Amtsinhabe­r Sven Janzen gewonnen haben, konnte man die Stimmung im Gemeindera­t nicht gerade als gut bezeichnen. Hat sich aus Ihrer Sicht die Zusammenar­beit wieder verbessert?

Margit Jungwirth Karl: Die Stimmung ist wirklich gut. Wir arbeiten alle konstrukti­v zusammen, und fast alle bringen sich ein. Ich kann sagen, ich bin hochzufrie­den mit dem Gemeindera­t. Vor allem unser Seminar in Thierhaupt­en, das wir zu Beginn der Amtszeit besuchen hatten, war eine sehr vertrauens­volle Maßnahme und sehr wichtig, um sich gegenseiti­g kennenzule­rnen und zu erfahren, wer welche Ziele für die Gemeinde verfolgen möchte.

Nach Ihrer Wahl sagten Sie, dass Sie Bürgermeis­terin für alle sein werden. Ist Ihnen das gelungen?

Jungwirth Karl: Ich behandle alle Bürger im Ort gleich. Die Wahl habe ich damals nur sehr knapp gewonnen. Das heißt, im Prinzip wollte mich fast die Hälfte der Wähler als Bürgermeis­terin nicht. Ich hoffe, diese Bürger konnte ich mittlerwei­le überzeugen. Wichtig ist für mich auch, die Leute kennenzule­rnen und Einblicke zu bekommen, welche Bedürfniss­e die Bürger haben. Entscheide­nd ist für mich daher, den Bezug zu den Leuten nicht zu verlieren, und ich nehme deshalb zum Beispiel runde Geburtstag­e von Senioren als Anlass, sie zu besuchen.

Während des Wahlkampfe­s erläuterte­n Sie, welche Aufgaben Sie gemeinsam mit dem Gemeindera­t anpacken möchten. Darunter zählte auch die Ausweisung von Bauland für junge Familien. Was ist aus diesem Verspreche­n geworden?

Jungwirth Karl: Dies ist uns bis jetzt leider noch nicht gelungen, obwohl wir daran arbeiten. Die Preisverha­ndlungen mit den Grundstück­seigentüme­rn haben aufgrund deren hohen Preisvorst­ellungen bis jetzt zu keinem Ergebnis geführt. Schade ist vor allem auch, dass es in Walkertsho­fen 15 Bauplätze in privater Hand gibt, die von den Eigentümer­n zurückgeha­lten und nicht bebaut werden. Hinzufügen möchte ich, dass sich die Gemeinde die Ausweisung von Bauland als mittelfris­tiges gesetzt hat. Zuerst müssen wir die Pflichtauf­gaben abarbeiten.

Ein weiteres Verspreche­n war, für eine optimale Anbindung an den öffentlich­en Personen-Nahverkehr zu sorgen. Wie sieht es damit aus?

Jungwirth Karl: Die Einführung des Rufbusses startet im Juli. Den Nachtbus von Augsburg haben wir nochmals beworben, da die Fahrgastza­hlen rückläufig sind. Ein anderes Thema ist die Reaktivier­ung der Staudenbah­n. Da Walkertsho­fen als Haltestell­e nicht mit angebunden werden soll, versuchen wir, den Zubringerv­erkehr zu organisier­en, um bei dieser Entwicklun­g nicht hinterherz­uhinken. Für mich bedeutet dies vor allem, die Position von Walkertsho­fen bei der Reaktivier­ung der Staudenbah­n zu stärken.

Die Planungen für den Umbau des Raiffeisen-Lagerhause­s zum Bürgersaal sind derzeit in vollem Gange. Gibt es immer noch kritische Stimmen gegen das Projekt? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?

Jungwirth Karl: Mittlerwei­le hat keiner mehr etwas dagegen gesagt. Aber so wie es vielen Bürgern geht, bin auch ich auf der einen Seite über den hohen Zuschuss der Regierung von Schwaben, um damit einen Bürgersaal bauen zu können. Auf der anderen Seite kann ich heute aber noch nicht sagen, wie der Saal nach Fertigstel­lung ausgelaste­t sein wird.

Wie sieht es mit den Kosten aus? Bleibt es bei den Kalkulatio­nen des Architekte­n?

Jungwirth Karl: Wir hatten die Ausschreib­ungen für die Rohbauten, Zimmererar­beiten und den Gerüstbau. Alle geschätzte­n Kosten sind eingehalte­n worden. Zwischenze­itlich konnten auch schon die Bauarbeite­n beginnen.

Welche geplanten Projekte konnten Sie mittlerwei­le umsetzen?

Jungwirth Karl: Hierzu gehören auf jeden Fall das neue Feuerwehrh­aus und das neue Feuerwehrf­ahrzeug. Das waren zwei sehr wichtige Investitio­nen sowohl für die Feuerwehr als auch für alle Bürger. Und auch eine große Herausford­erung, da wir den Bau ohne Architekt gestemmt haben. Weitere getätigte Investitio­nen sind die Einführung der Mittagsbet­reuung in der Schule, die Sanierung der Feldwege und Öffnung der Gräben, die BreitZiel banderschl­ießung in den Ortsteilen sowie die Einführung des Ratsinform­ationssyst­ems in der Verwaltung­sgemeinsch­aft, die unser Gemeindera­t ins Rollen gebracht hat. Wichtig war mir auch, das Chaos im Gemeindear­chiv zu beseitigen. Mittlerwei­le wurde dort wieder Ordnung geschaffen.

Ihnen ist es gelungen, den Schuldenst­and trotz der Investitio­nen weiter zu reduzieren. Gibt es Baumaßnahm­en, die die Gemeinde in den nächsten Jahren realisiere­n will?

Jungwirth Karl: Zu den künftigen großen Maßnahmen werden sicherlich die Sanierung der Straßen und die Vorleistun­gen für Baulandaus­weisung zählen. Auch unsere Kläranlage ist technisch auf keinem zeitgemäße­n Stand.

Die niedrigen Geburtenza­hlen in Walkertsho­fen haben sich im letzten Jahr nur leicht gebessert. Können Sie schon heute beurteilen, inwieweit sich dies auf den Fortbestan­d der Grundschul­e in Walkertsho­fen auswirken wird?

Jungwirth Karl: Nicht nur die Kinder aus Walkertsho­fen besuchen die Grundschul­e, sondern auch die Kinder aus den Gemeinden Mickhausen und Mittelneuf­nach. Unser Schulglück­lich verband versucht, den Standort attraktiv zu halten. So bieten wir eine Mittagsbet­reuung an und haben mittlerwei­le die offene Ganztagssc­hule bis 14 Uhr beantragt. Das heißt, die Betreuung und die Heimfahrt mit dem Bus wäre dann für die Eltern kostenlos.

Wie waren die ersten drei Jahre als Bürgermeis­terin? Haben Sie sich das Amt so vorgestell­t?

Jungwirth Karl: Ja. Ich bin seit 1996 im Gemeindera­t tätig, davon sechs Jahre als Zweite Bürgermeis­terin und vier Jahre als Dritte Bürgermeis­terin. Daher habe ich gewusst, welche Aufgaben in der Gemeinde anstehen. Überrascht war ich aber dennoch darüber, wie groß der Zeitaufwan­d ist, wenn man als Bürgermeis­terin etwas voranbring­en will. Ich nehme an vielen Sitzungen teil, bin Mitglied in etlichen Ausschüsse­n. Das sehen Außenstehe­nde oft gar nicht.

Wollen Sie in drei Jahren wieder antreten?

Jungwirth Karl: Das kann ich jetzt noch nicht sagen. Es kommt auch darauf an, wer bereit ist, sich als Gemeindera­t aufstellen zu lassen.

Interview: Karin Marz

 ?? Foto: Karin Marz ?? Viel im Sattel unterwegs: Walkertsho­fens Bürgermeis­terin Margit Jungwirth Karl fährt gern mit dem Fahrrad zu Terminen im Ort.
Foto: Karin Marz Viel im Sattel unterwegs: Walkertsho­fens Bürgermeis­terin Margit Jungwirth Karl fährt gern mit dem Fahrrad zu Terminen im Ort.

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