„Wer Panik hat, sollte hier nicht schwimmen“
Bergheimer Baggersee Nach dem erneuten Badeunfall aufgrund der vielen Wasserpflanzen will das Umweltreferat den Weiher vorzeitig ausmähen. Wie Badegäste den See bewerten und welche Tipps eine Expertin gibt
Am Bergheimer Baggersee ist nicht mehr so viel los, findet Badegast Elisabeth Kruk aus Stadtbergen. „Die Leute haben Angst vor den Schlingpflanzen.“Immer wieder sorgen die vielen Wasserpflanzen in dem See für Badeunfälle. Wie berichtet, musste eine 76-Jährige vor einigen Tagen gerettet werden. Nun reagiert das Umweltreferat der Stadt.
Der See am Rande von Bergheim ist relativ flach und voller Gewächs. Manche Schwimmer geraten in Panik, wenn die Unterwasserpflanzen sie plötzlich berühren. In wenigen Fällen verfangen sie sich dann darin. So ist es auch der Seniorin passiert, die sich vor lauter Panik verhedderte und unterzugehen drohte. „Natürlich nehmen wir den Vorfall am Bergheimer Baggersee sehr ernst“, sagt Umweltreferent Reiner Erben (Grüne). Seine Behörde wolle nun bei einem Gespräch mit den Beteiligten die Probleme erörtern. Hierzu werde auch die Wasserwacht eingeladen. Diese weist nach eigenen Angaben schon länger auf das Gefahrenpotenzial für Badegäste hin. Gegenüber unserer Zeitung kritisierte Alexander Dußmann, stellvertretender Vorsitzender der Kreiswasserwacht, dass die Stadt den See nur einmal im Jahr ausmähe. Das sei zu wenig. Erben will nun ein häufigeres Mähen der Wasserpflanzen diskutieren. Er weist aber auch darauf hin, dass eine mehrmalige Entnahme der Pflanzen, vor allem im Sommer, sich insgesamt negativ auf das Gewässer auswirken wird. „Der Badesee hat keinen erkennbaren Zufluss, die Pflanzen übernehmen die Reinigung des Wassers.“
Bislang würde der See einmal im Jahr ausgemäht. „Aufgrund der aktuellen Ereignisse werden die Arbeiten nun circa drei Wochen früher als in den Vorjahren durchgeführt“, so Erben. Sie sollen Anfang Juli stattfinden. Er macht aber auch deutlich, dass Besucher den Baggersee auf eigene Gefahr benutzen. Der Referent appelliert an Badegäste, ihr Schwimmverhalten entsprechend anzupassen. Auch Dagmar Leeb von der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Kreisverband Augsburg/Aichach-Friedberg, sieht hier die Schwimmer gefordert.
Unsicherheit beim Schwimmen, Selbstüberschätzung und mangelnde Ortskenntnis seien Faktoren, aus denen letztlich eine Panikreaktion resultiere. Dies könnte zu einer lebensbedrohlichen Situation führen. „Ein See ist einfach Natur. Man muss wissen, wo man darin am besten schwimmen kann.“Leeb empfiehlt, sich vorab bei Ortskundigen zu informieren. Wer sich unsicher fühle, solle im stehtiefen Bereich am Ufer bleiben. Oder dort schwimmen, wo man sicher sein könne, dass keine Pflanzen vorkommen. „Ansonsten sollte man lieber ein Schwimmbad bevorzugen.“Gerate jemand in Panik, sei das Wichtigste, Ruhe zu bewahren. Die DLRGSprecherin rät, sich flach aufs Wasser zu legen und ruhig zum Ufer zu schwimmen.
Elisabeth Kruk kommt seit 40 Jahren an den Weiher. Schlingpflanzen habe es schon immer gegeben. „Aber in diesem Jahr sind es durch die Wärme besonders viele.“Badegast Renate Fritsch hätte ein besseres Gefühl, wenn die Pflanzen entfernt würden. Ihr Bekannter Helmut Klopfer achtet, wie er erzählt, beim Schwimmen immer auf die Pflanzen. „Sie sind auch sehr eklig. Ich hoffe, dass nicht noch mehr passiert.“Eine andere Besucherin ist rigoroser: Christine Hedl aus Göggingen stört sich überhaupt nicht an dem Unterwassergewächs. „Das hier ist ein Natursee. Die Pflanzen sind nicht giftig. Wer Panik davor hat, sollte hier nicht schwimmen.“